Zeichnung von tz, Franl
Im Separee
„Ich wünschte, dieser Abend nähme kein Ende."
„Du hast wohl nicht genug Geld für den Kellner, mein Junge?"
Heimgekehrt
Polenz erinnert Sponholz: „Als Sie vor 14 Tagen bei mir
waren, und es dann so regnete, habe ich Ihnen doch einen Regen-
schirm mitgegeben."
Sponholz kratztsich den Kopf. „Donnerwetter jal Daran Hab'ich gar
nicht mehr gedacht. Den Schirm Hab' ich gestern Polkwitz gegeben."
„Dann ist es in Ordnung-er stammt nämlich von Polkwitz."
Gerechtfertigt
Der praktische Arzt Dr. Kolben ist ein häuslicher Ehemann —
bis auf kleine Ausnahmefälle. Die Gattin Adele ist eine vernünftige
Frau; sie läßt die Ausnahmefälle durchgehen und macht weiter kein
Aufhebens davon.
Aber heute muß sie doch ein ernstes Wort reden. Denn der gute
Alfred hat niederträchtig geschwindelt: einen schweren Fall hat er
vorgetäuscht, der ihn fast die ganze Nacht fernhalten würde, und
dabei hat er gebummelt. Durch einen für ihn tückischen Zufall ist
das herausgekommen. „Nein, Alfred, daß du so glatt lügen würdest,
hätte ich dir nicht zugetraut," sagt Adele. „Gib zu, daß das häßlich
von dir war!"
Dr. Kolben ist das peinlich, aber er tut, als wenn er im Recht
wäre. „Ich berufe mich auf Plato," erklärt er.
Adele weiß nicht viel von Plato, aber sie hat Achtung vor dem
Namen. „Was hat denn Plato mit deinem Lügen zu tun?"
„O bitte: Plato gestattet den Aerzten, zu lügen."
180
Der Sonnenaufgang
„Guten Morgen, guten Morgen!" rief ich fröhlich. „Ausgeschlafen?"
Der Chef sah mich ein paar Sekunden lang nachdenklich an und
antwortete: „Danke! And Sie?"
„Wunderbar!" log ich. „Ich ging schon früh zu Bett und fühle
mich herrlich in dieser würzigen Morgenluft. Es hat was für sich,
zeitig aufzustehen. Pünktlich war ich auch, es fehlen zwei Minuten
aus halb sechs. Ich freue mich ganz toll auf den Sonnenaufgang."
„Kommen Sie!' sagte der Chef ernst, ging voraus in die Glas-
veranda und zeigte stumm nach dem Berg im Äintergrund, über
dem groß und strahlend —
„Die Sonne!" rief ich verblüfft. „Wie gibt es denn das, sie ist ja
schon aufgegangen I"
„Falsch!" entgegnete der Chef eisig. „Die Sonne steht im Begriff,
unterzugehen. Es ist nämlich halb sechs Ahr am Nachmittag, Sie
liederliches Subjekt!" Sprachs und öffnete mir persönlich die Äaus-
tür, schloß Äerr Äuber mit einem tiefen Seufzer seine Erzählung
und biß in das Wurstbrot, das er schon seit einer Weile in der
Land hielt.
Verunglückte Ausrede
„Während des ganzen Konzerts haben Sie geschlafen!"
„Bitte sehr, im Konzert pflege ich nur die Augen zu schließen!"
„Warum schnarchen Sie denn dabei?"
Lakonisch
„Ach Richard, der Schlächter will uns nichts mehr auf Kredit
liefern! Was wird nun aus uns?"
„Vegetarier!"
i
Im Separee
„Ich wünschte, dieser Abend nähme kein Ende."
„Du hast wohl nicht genug Geld für den Kellner, mein Junge?"
Heimgekehrt
Polenz erinnert Sponholz: „Als Sie vor 14 Tagen bei mir
waren, und es dann so regnete, habe ich Ihnen doch einen Regen-
schirm mitgegeben."
Sponholz kratztsich den Kopf. „Donnerwetter jal Daran Hab'ich gar
nicht mehr gedacht. Den Schirm Hab' ich gestern Polkwitz gegeben."
„Dann ist es in Ordnung-er stammt nämlich von Polkwitz."
Gerechtfertigt
Der praktische Arzt Dr. Kolben ist ein häuslicher Ehemann —
bis auf kleine Ausnahmefälle. Die Gattin Adele ist eine vernünftige
Frau; sie läßt die Ausnahmefälle durchgehen und macht weiter kein
Aufhebens davon.
Aber heute muß sie doch ein ernstes Wort reden. Denn der gute
Alfred hat niederträchtig geschwindelt: einen schweren Fall hat er
vorgetäuscht, der ihn fast die ganze Nacht fernhalten würde, und
dabei hat er gebummelt. Durch einen für ihn tückischen Zufall ist
das herausgekommen. „Nein, Alfred, daß du so glatt lügen würdest,
hätte ich dir nicht zugetraut," sagt Adele. „Gib zu, daß das häßlich
von dir war!"
Dr. Kolben ist das peinlich, aber er tut, als wenn er im Recht
wäre. „Ich berufe mich auf Plato," erklärt er.
Adele weiß nicht viel von Plato, aber sie hat Achtung vor dem
Namen. „Was hat denn Plato mit deinem Lügen zu tun?"
„O bitte: Plato gestattet den Aerzten, zu lügen."
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Der Sonnenaufgang
„Guten Morgen, guten Morgen!" rief ich fröhlich. „Ausgeschlafen?"
Der Chef sah mich ein paar Sekunden lang nachdenklich an und
antwortete: „Danke! And Sie?"
„Wunderbar!" log ich. „Ich ging schon früh zu Bett und fühle
mich herrlich in dieser würzigen Morgenluft. Es hat was für sich,
zeitig aufzustehen. Pünktlich war ich auch, es fehlen zwei Minuten
aus halb sechs. Ich freue mich ganz toll auf den Sonnenaufgang."
„Kommen Sie!' sagte der Chef ernst, ging voraus in die Glas-
veranda und zeigte stumm nach dem Berg im Äintergrund, über
dem groß und strahlend —
„Die Sonne!" rief ich verblüfft. „Wie gibt es denn das, sie ist ja
schon aufgegangen I"
„Falsch!" entgegnete der Chef eisig. „Die Sonne steht im Begriff,
unterzugehen. Es ist nämlich halb sechs Ahr am Nachmittag, Sie
liederliches Subjekt!" Sprachs und öffnete mir persönlich die Äaus-
tür, schloß Äerr Äuber mit einem tiefen Seufzer seine Erzählung
und biß in das Wurstbrot, das er schon seit einer Weile in der
Land hielt.
Verunglückte Ausrede
„Während des ganzen Konzerts haben Sie geschlafen!"
„Bitte sehr, im Konzert pflege ich nur die Augen zu schließen!"
„Warum schnarchen Sie denn dabei?"
Lakonisch
„Ach Richard, der Schlächter will uns nichts mehr auf Kredit
liefern! Was wird nun aus uns?"
„Vegetarier!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ich möchte meinen Jungen so erziehen, daß ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 189.1938, Nr. 4860, S. 180
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg