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Die Gewürzkatze

Eines Tages war eine Lache auf dem Tigerfell im Musikzim-
mer. Jede bessere Wohnung hat ein Musikzimmer. Darin steht ein
Flügel. Genau so unbenutzt wie der Goethe im Bibliothekzimmer.

Das Tigerfell stammt aus Afrika. Ich habe es selber mitgebracht.
Das heißt, ich habe es gemacht wie alle Afrikareisenden: bei der
Rundfahrt bin ich in Port Elizabeth ausgestiegen und zu Mr.
Joe Ienkins gegangen, der für 10 Shilling bis ein Pfund die größten
Raritäten des schwarzen Erdteils feil hält. Ich habe für das Fell
freilich 2 Pfund bezahlt, weil ich Mr. Ienkins noch nicht kannte —
oder weil er mich sofort erkannt hatte, als Neuling nämlich. Aber
ich pflege zu erzählen, daß ich den Tiger selbst erlegt habe, und das
stimmt ja auch — bloß, wieviel ich dafür erlegt habe, das braucht
niemand zu wissen. Deshalb ist mir das Tigerfell besonders lieb.

Aebrigens war es nicht die erste Lache, die ich mit dem Fell
erlebte. Die schlug damals der Kapitän auf, als ich ihm den Preis
nannte. Es handelte sich auch nicht um eine Blutlache. Rein, es
war eine ganz gewöhnliche Pfütze, und mein erster Verdacht fiel
auf Mucki, unsre Katze. Aber meine Frau war empört. Mucki sei
eine höchst anständige Katze, sagte sie. Sie holte Mucki herein und
befragte sie in meiner Gegenwart offiziell aus Äerz und Nieren.
Mit dem letzteren war sie meiner Ansicht nach auf der richtigen
Spur. Mucki blinzelte unschuldsvoll aus die eindringliche Frage, ob
sie vielleicht das Tigerfell benutzt habe,
und machte „Maul".

„Siehst du nun, daß Mucki es nicht
gewesen ist?"

„Jawohl," sagte ich, „das sehe ich."

„Katzen sind überhaupt anständiger
als Menschen. Last du schon einmal
eine Katze gesehen, die 3 Liter Stark-
bier trinkt?"

„Nein," sagte ich wahrheitsgemäß,

„und Katzen haben noch einen großen
Vorzug!"

„Was denn?"

„Daß sie nicht blödsinnige Vergleiche
ziehen."

Damit entfernte ich mich, wusch das
Tigerfell an der Leitung aus und bat
meine Frau um schwarzen gemahlenen
Pfeffer.

Der Pfeffer sei im Gewürzschränk-
chen, sagte meine Frau. Ich inspizierte
das Gewürzschränkchen. Es hatte un-
zählige kleine Fächer. Auf einem stand
„Lorbeerblätter". Es war Anis darin.

Nun wurde ich neugierig und sah bei
Anis nach: es waren Nelken. In der
210

„Eben mußte ich gerade an Siede»ken,g»ädiges Fräulein."

Abteilung Nelken waren Kosenknöpfe und ein Fingerhut. Aber
in dem Kästchen für schwarzen Pfeffer war schwarzer Pfeffer. Ich
streute etwas davon aus das Tigerfell.

Am nächsten Tag war wieder eine Lache auf dem Fell. Ich
zeigte sie meiner Frau. Sie behauptete, es regne durch. Ohne mich
mit einer Antwort zu entwürdigen, wusch ich das Fell aus, trocknete
es und streute nun verschwenderisch Pfeffer darüber. Seit dieser
Zeit wollte Mucki partout immer ins Musikzimmer. Ich machte
meine Frau darauf aufmerksam.

„Mucki ist eben musikalisch!" sagte sie nur.

Ich schloß das Musikzimmer ab, ließ aber das Fenster zum Gar-
ten offen. Am nächsten Morgen saßen drei Katzen begeistert um das
Fell herum, Mucki, eine schwarze und eine weiße. Im Garten trieben
sich fünf weitere umher. Ich rief einen Sachverständigen, einen Pro-
fessor für Tierpsychologie, gerichtlich zugelaffen und vereidigt.

Ich mußte ihn im Auto abholen. Er sagte nur ein Wort:
„Baldrian!" und liquidierte 20 Mark.

Dann ging ich spornstreichs in die Küche und kippte das Ge-
würzschränkchen in den Mülleimer.

Die 5 Mark für chemische Reinigung des Tigerfells habe ich
meiner Frau am Laushaltsgeld abgezogen.

Ja, aber eine segensreiche Folge hatte die Sache doch: unser
Gulasch schmeckte von jetzt an ganz anders.

Zerstreute Frage

„Mein jetziger, der zweite Bräuti-
gam ist Forscher!"

„Als der erste?"

Der Verlust

„Gestern habe ich beim Kartenspiel
zwanzig Mark verloren!"

„Au weh, wie wollen Sie das nur
Ihrer Frau beibringen?"

„Meiner Frau? Die weiß es doch
schon! Die hat ja gerade die zwanzig
Mark gewonnen!"

Sein Wunsch

Mummers haben einen Gast einge-
laden. Dieser Lerr hat eine feuerrote
Rase. Vorsichtshalber wird der kleine
Lugo darauf aufmerksam gemacht: „Daß
du nicht etwa lachst!"

Beteuert Lugo: „Nee, nee, aber
anfassen darf ich sie doch mal?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eben mußte ich gerade an Sie denken, gnädiges Fräulein."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 189.1938, Nr. 4862, S. 210
 
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