Fliegende Blätter (189.1938 (Nr. 4849-4874) = 94. Jahrg.)

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Ö|l^Cl)än^C Bon Ralph Urban

L>err Rast traf auf der Straße Lerrn Schäfer, den Mann einer
Freundin seiner Frau.

„Run/ meinte Lerr Schäfer, „ist das Ohrgehänge Ihrer Frau
Gemahlin gefunden worden?"

„Was fiir ein Ohrgehänge?' fragte Rast mit hochgezogenen Brauen.

„Dann habe ich mich wohl verplappert!" sagte Lerr Schäfer und
legte nachträglich die Land auf den Mund. „Mir erzählte meine
Fra» davon, ich wußte natürlich nicht, daß es ein Geheimnis sein
sollte. Bitte, verraten Sie mich nicht, daß ich geschwätzt habe."

Lerr» Rast ging ei» Licht
auf. Vor ein paar Tage» war
er mit Ella bei einer Tanzunter-
haltung gewesen, und dort hatte
sie wohl eines ihrer Ohrgehänge
verloren. Daher ihr gedrücktes
Wesen sind warum sagte sie ihm
nichts? Natürlich deshalb, weil
die Schmuckstücke ein Geschenk
von ihm waren zum ersten Loch-
zeitstag, und weil sie de» Krach
fürchtete. Männer werden imnier
großzügig, wenn sie denke», daß
sich die Frau noch vor ihnen
fürchtet.

Lerr Rast ging in sein Büro
und rief von dort das Lotel an,
in dem der Ball stattgefundcn
hatte.

„Rein," erklärte man ihin,

„das Ohrgehänge wurde leider
nicht gefunden. Ihre Frau Ge-
mahlin fragte bereits an."

Woinit der Sachverhalt klar
lag. Lerr Rast dachte scharf nach.

Überschlug im Geist sein Privat-
konto und beschloß, wenn es ging,
seiner Frau eine Aeberraschung
zu bereiten.

Rach dem Büro begab sich
Rast zum Juwelier Lausmann,
bei dein er seinerzeit den Schmuck
gekauft hatte.

Der Fachmann sah in einem
Buch nach, fand den damaligen
Verkauf eingetragen und wußte
so, um welche Art von Ohrge-
hängen es sich handelte.

„Leider habe ich von dieser

Ausführung nichts mehr am Lager," sagte er, „ich könnte auch ein
Paar nicht gut auseinauderreißen. Aber wenn Sie mir das Ohrge-
hänge bringen würden, könnte ich Ihnen das Gegenstück ansertigcn."

Lerr Rast wollte es sich noch überlegen und ging. Am Nach-
mittag im Büro wurde er vom Juwelier Lausmann angerufe».

„Lerr Rast," sagte er, „ein außerordentlicher Glücksfall! Es hat
sich noch ei» Paar dieser Serie von Ohrgehängen gefunden. Als
altein Kunden würde ich Ihnen entgegenkommen und Ihnen auch
nur eines abgebe». Im Vergleich zum Paar stellt es sich natürlich
verhältnismäßig etwas teurer." — „Wieviel?"

„Dreihundert! Fünfhundert bezahlten Sie damals für das

Paar, und ich mache Ihnen da
für das Einzelstück einen sehr
guten Preis, zumal Brillanten
in letzter Zeit im Kurs gestiegen
sind."

Lerr Rast seufzte, ging zum
Juwelier und kaufte das eine
Ohrgehänge, das bereits strahlend
auf der Glasplatte lag.

„Liebling," sagte er daheim
zu seiner jungen Frau, „was
glaubst du wohl, was ich in
meiner Land habe?"

Da es weder ein Knopf »och
ein Käfer war, öffnete Lerr Rast
schließlich die Land. Frau Ella
stieß einen Schrei aus, als sie das
Ohrgehänge erblickte. „Wurde
es gefunden?" fragte sie.

„Rein, aber mir entgeht auch
das nicht, was du mir ver-
schweigst, und großzügig, wie
ich bin, habe ich deinen Verlust
wettgemacht und ein gleiches Er-
sahstück gekauft. Glücklicherweise
bekam ich es beim Juwelier
Lausmann. Für dreihundert!
Freust du dich?"

„Wahnsinnig!" sagte die Frau.
„Ich habe nämlich dieses Ohrge-
hänge vor zwei Stunden dem
Lausmann für fünfzig verkauft."

„Ich hänge die tlmsatzkurve s o auf,
dainit der Chef bessere Laune kriegt."

Personenstands-Aufnahme

„Name?" „Gustav Piper."
„Alter?" „Vierzig!"

„Stand ?" —„In der Markthalle!"

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