Kleine
Silvestergeschichten
Laseloff hat Gäste zu Sil-
vester geladen, und vor denen
will er eine Rede halten, eine
schöne Abschiedsrede an das
alte Jahr. Den Strom der
Rede will er aber nicht aus
eigener Quelle fließen lassen;
die Quelle ist der gewandte
Zeitungsmann Siebenling. Er
hat für Laseloff eine Rede
ausgearbeitet. Sie beginnt:
„Liebe Freundei Nun geht
das alte Jahr zur Rüste. Wenige Minuten nur, gewissermaßen
seine letzten Atemzüge sind ihm beschieden-"
Laseloff hat einen Einwand. „Das paßt nicht ganz. Wenige
Minuten — neel So zwischen 8 und 9 Ahr will ich die Rede halten."
Siebenling findet das nicht richtig. „Aber nein! Eine Viertelstunde
vor zwölf muß die Rede gehalten werden; das ist viel stimmungsvoller."
„Ausgeschlossen, Bester! Was denken Sie sich denn? Ich will
doch an dem Abend was Ordentliches trinken. Da kann ich doch nach
1l Ahr nicht mehr zusammenhängend reden."
Albert Blümel ist eine sogenannte Seele von Mensch. Immer
ist er sanft und nett, und wenn jemand ihm liebenswürdig begegnet,
dann sucht er das dreifach zu vergelten.
Die Schläge der Mitternachtsstunde sind verklungen. Lille haben
einander bet Blümels die besten Wünsche zum neuen Jahre dar-
gebracht, und nun will Albert Blümel den neuen Abreißkalender
anhängen. Doch erst muß er noch vom alten das letzte Blättchen
abreißen. Ritsch ratsch — ab ist es!
Aber siehe — was steht aus dem Rechteck, über dem der Kalender-
block, immer magerer werdend, ein Jahr lang sich befunden hat. Da
steht in glänzend roten Buchstaben: „Ein glückliches neues Jahr
wünscht Ihnen Peter Schulze, Papierwarenhandlung."
Albert Blümel zuckt erschreckt zusammen. „O, das tut mir leid!
An diese Möglichkeit habe ich nicht gedacht. Das ist mir wirklich
sehr peinlich."
„Was ist denn?" fragt die Gattin.
„Sieh doch: der Papier-
warenhändler gratuliert. And
ich habe leider diesmal den
neuen Kalender wo anders
gekauft."
„Ru sehen Sie sich das
an!" sagt Bullack zum Nach-
barn Lümmel und hält ihm
eine Landvoll kleiner Papp-
Hülsen unter die Nase.
„Ei wei — Kanonenschläge,
nicht wahr?"
„Iawoll, und zwar pfun-
dige! Die müssen fabelhaft
krachen. Lab ich eben meinem Bengel abgenommen. Stellen Sie
sich vor: so'n siebenjähriger Lümmel geht an seine Sparbüchse
und kauft sich dies Deiwelszeug. Leute Nacht um 12 Ahr hat er
knallen wollen."
„Sie haben recht, Lerr Bullack," sagt Lümmel. „Das durften Sie
dem Jungen nicht erlauben. Diese Knallerei in der Neujahrsnacht
ist ja gräßlich!"
„Aber keine Spur! Der kleine Bengel darf mir nur nicht bis 12
Ahr anfbleiben. Die Kanonenschläge werde ich jetzt selber losballern."
Kurzer Kampf
Mariannes Mann ist nicht geizig. Aber was Mariannes Kleider
betrifft —
Marianne klagte: „Mein neues Tanzkleid mußte ich meinem
Mann zentimeterweise abringen!"
Die Freundin: „Dem Kleid nach zu urteilen war dieser Kampf
sehr kurz."
Kinkerlitzchen
Der Theaterdirektor Ravallo in Toluca, Mexiko, der auch eine
Stierkampfarena besitzt, hat einen künstlichen Stier konstruiert; er
wird mit drahtloser Aebertragung durch die Arena gelenkt.
Dazu würde als Stierkämpfer ein Roboter passen. Auf in den
Kampf, Torero!
Jnnenbild aus Schreibers Stellauf-Bilderbuch „Tiere in Haus und Feld", das
die eigenartige Wirkung veranschaulicht. Nr. 201 = R,n. 2.85
Schreibers Stellauf-Bilderbücher:
ein neuer Bilderbuchtyp!
Auf jeder Seite wird an der Strippe gezogen. Ein ausgestanztes Tierbild hebt sich alsdann
vom Hintergrund ab und wird in den Vordergrund gestellt. Das Beobachtungsvermögen
des Kindes wird dadurch von der Flächen- zur Tiefenwirkung hinübergelcitet. Dieser Vor-
gang bringt dem Kinde die Freude des Miterlebens. — Jedes Stellauf-Bilderbuch hat das
Format 20X 20 cm. Es kann bis zur Länge von 1’/« Meter aufgeschlagen und im Halbkreis
vor das Kind ausgestellt werden. Hier gibt cs für unsere Kleinen frohe Stunden der An-
schauung und Belehrung! — Feiner Mehrfarbendruck. Die Rückwände sind aus fester Pappe.
Rr. 201: Tiere in Haus und Feld. In Buntumschlag gebunden . . Rm. 2.85
Nr. 202: Des Kindes liebste Tiere. „ „ „ . . . Nm. 2.85
Iu beziehen durch alle einschlägigen Geschäfte am Platze.
Porto- und Nachnabmegebühren werden berechnet.
verlsa von Jf Schreiber CßUngen a.tt.
Fl IFPFNHF RI ÄTTFR üind Jfo7ilenonrf nr B mloo Ver,aS von J-F- Schreiber, München 27, Möhlstraße 34. — Anzelgen-Annahme durch die Anzeigen-
DLM I I C.n IMP., 4o74. 2U. ü6Z. sUoo Verwaltung „Fliegende Blätter“, München I, Theatinerstraße 8 und alle zugelassenen Werbungsmittler. —
Die Fliegenden Blätter erscheinen wöchentlich. — Bestellungen nehmen alle Buch- und Zeitschriftenhandlungen und die Postämter entgegen. — Die Zeitschrift wird auch durch
jeden deutschen Lesezirkel geliefert — Vierteljahrs-Abonnement in Deutschland ohne Zustellung RM 3.90, Postbezug RM 4.10. — Einzelne Nummer in Deutschland 30 Pfennig.
Abgeschlossen am 8. Dezember 1938.
410
Silvestergeschichten
Laseloff hat Gäste zu Sil-
vester geladen, und vor denen
will er eine Rede halten, eine
schöne Abschiedsrede an das
alte Jahr. Den Strom der
Rede will er aber nicht aus
eigener Quelle fließen lassen;
die Quelle ist der gewandte
Zeitungsmann Siebenling. Er
hat für Laseloff eine Rede
ausgearbeitet. Sie beginnt:
„Liebe Freundei Nun geht
das alte Jahr zur Rüste. Wenige Minuten nur, gewissermaßen
seine letzten Atemzüge sind ihm beschieden-"
Laseloff hat einen Einwand. „Das paßt nicht ganz. Wenige
Minuten — neel So zwischen 8 und 9 Ahr will ich die Rede halten."
Siebenling findet das nicht richtig. „Aber nein! Eine Viertelstunde
vor zwölf muß die Rede gehalten werden; das ist viel stimmungsvoller."
„Ausgeschlossen, Bester! Was denken Sie sich denn? Ich will
doch an dem Abend was Ordentliches trinken. Da kann ich doch nach
1l Ahr nicht mehr zusammenhängend reden."
Albert Blümel ist eine sogenannte Seele von Mensch. Immer
ist er sanft und nett, und wenn jemand ihm liebenswürdig begegnet,
dann sucht er das dreifach zu vergelten.
Die Schläge der Mitternachtsstunde sind verklungen. Lille haben
einander bet Blümels die besten Wünsche zum neuen Jahre dar-
gebracht, und nun will Albert Blümel den neuen Abreißkalender
anhängen. Doch erst muß er noch vom alten das letzte Blättchen
abreißen. Ritsch ratsch — ab ist es!
Aber siehe — was steht aus dem Rechteck, über dem der Kalender-
block, immer magerer werdend, ein Jahr lang sich befunden hat. Da
steht in glänzend roten Buchstaben: „Ein glückliches neues Jahr
wünscht Ihnen Peter Schulze, Papierwarenhandlung."
Albert Blümel zuckt erschreckt zusammen. „O, das tut mir leid!
An diese Möglichkeit habe ich nicht gedacht. Das ist mir wirklich
sehr peinlich."
„Was ist denn?" fragt die Gattin.
„Sieh doch: der Papier-
warenhändler gratuliert. And
ich habe leider diesmal den
neuen Kalender wo anders
gekauft."
„Ru sehen Sie sich das
an!" sagt Bullack zum Nach-
barn Lümmel und hält ihm
eine Landvoll kleiner Papp-
Hülsen unter die Nase.
„Ei wei — Kanonenschläge,
nicht wahr?"
„Iawoll, und zwar pfun-
dige! Die müssen fabelhaft
krachen. Lab ich eben meinem Bengel abgenommen. Stellen Sie
sich vor: so'n siebenjähriger Lümmel geht an seine Sparbüchse
und kauft sich dies Deiwelszeug. Leute Nacht um 12 Ahr hat er
knallen wollen."
„Sie haben recht, Lerr Bullack," sagt Lümmel. „Das durften Sie
dem Jungen nicht erlauben. Diese Knallerei in der Neujahrsnacht
ist ja gräßlich!"
„Aber keine Spur! Der kleine Bengel darf mir nur nicht bis 12
Ahr anfbleiben. Die Kanonenschläge werde ich jetzt selber losballern."
Kurzer Kampf
Mariannes Mann ist nicht geizig. Aber was Mariannes Kleider
betrifft —
Marianne klagte: „Mein neues Tanzkleid mußte ich meinem
Mann zentimeterweise abringen!"
Die Freundin: „Dem Kleid nach zu urteilen war dieser Kampf
sehr kurz."
Kinkerlitzchen
Der Theaterdirektor Ravallo in Toluca, Mexiko, der auch eine
Stierkampfarena besitzt, hat einen künstlichen Stier konstruiert; er
wird mit drahtloser Aebertragung durch die Arena gelenkt.
Dazu würde als Stierkämpfer ein Roboter passen. Auf in den
Kampf, Torero!
Jnnenbild aus Schreibers Stellauf-Bilderbuch „Tiere in Haus und Feld", das
die eigenartige Wirkung veranschaulicht. Nr. 201 = R,n. 2.85
Schreibers Stellauf-Bilderbücher:
ein neuer Bilderbuchtyp!
Auf jeder Seite wird an der Strippe gezogen. Ein ausgestanztes Tierbild hebt sich alsdann
vom Hintergrund ab und wird in den Vordergrund gestellt. Das Beobachtungsvermögen
des Kindes wird dadurch von der Flächen- zur Tiefenwirkung hinübergelcitet. Dieser Vor-
gang bringt dem Kinde die Freude des Miterlebens. — Jedes Stellauf-Bilderbuch hat das
Format 20X 20 cm. Es kann bis zur Länge von 1’/« Meter aufgeschlagen und im Halbkreis
vor das Kind ausgestellt werden. Hier gibt cs für unsere Kleinen frohe Stunden der An-
schauung und Belehrung! — Feiner Mehrfarbendruck. Die Rückwände sind aus fester Pappe.
Rr. 201: Tiere in Haus und Feld. In Buntumschlag gebunden . . Rm. 2.85
Nr. 202: Des Kindes liebste Tiere. „ „ „ . . . Nm. 2.85
Iu beziehen durch alle einschlägigen Geschäfte am Platze.
Porto- und Nachnabmegebühren werden berechnet.
verlsa von Jf Schreiber CßUngen a.tt.
Fl IFPFNHF RI ÄTTFR üind Jfo7ilenonrf nr B mloo Ver,aS von J-F- Schreiber, München 27, Möhlstraße 34. — Anzelgen-Annahme durch die Anzeigen-
DLM I I C.n IMP., 4o74. 2U. ü6Z. sUoo Verwaltung „Fliegende Blätter“, München I, Theatinerstraße 8 und alle zugelassenen Werbungsmittler. —
Die Fliegenden Blätter erscheinen wöchentlich. — Bestellungen nehmen alle Buch- und Zeitschriftenhandlungen und die Postämter entgegen. — Die Zeitschrift wird auch durch
jeden deutschen Lesezirkel geliefert — Vierteljahrs-Abonnement in Deutschland ohne Zustellung RM 3.90, Postbezug RM 4.10. — Einzelne Nummer in Deutschland 30 Pfennig.
Abgeschlossen am 8. Dezember 1938.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Silvesterkater"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 189.1938, Nr. 4874, S. 410
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg