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„Haus zu verkaufen!"

Von I. S. Rösler

Ein Ehepaar stand vor der Gartentür.
Es hatte geläutet.

Als ihnen Paul entgegenging, lächelten
sie verlegen.

„Sie kommen zu mir?" fragte Paul.

„Ja. Gestatten Sie uns eine Frage?"

„Gern."

„Ist dieses Laus zufällig zu verkaufen?"

„Welches Laus?"

„Dieses Laus hier," sagte die Ehefrau,
„Sie sind doch wohl der Eigentümer?"

„Ja. Das bin ich."

„Und Sie verkaufen es?"

Paul schüttelte belustigt den Kopf.

„Nein. Natürlich nicht."

„Schade. Bestimmt nicht?"

„Bestimmt nicht. Das Laus
ist auch nie zu verkaufen gewesen.

Wie kommen Sie überhaupt auf
diese Idee?"

Der Ehemann zuckte die
Schultern.

„Wir dachten nur. Das Laus
gefällt uns. Schließlich werden
auch Läufer verkauft, die eigent-
lich nicht zu verkaufen sind. Ich
zahle bar aus, und über den
Preis würden wir uns be-
stimmt einig. Wenn Sie also
wollen — "

„Ich will nicht," sagte Paul,
schon ein wenig ärgerlich.

„Nun gut," sagte der Mann,

„überlegen Sie es sich - ich wohne
drei Tage hier im Lotel — viel-
leicht verkaufen Sie doch?"

Dies harte sich an einem Mon-
tag ereignet, und Paul hatte
seiner Frau halb belustigt, halb
verwundert von dem Besuch er-
zählt. Nein, Paul dachte nicht
einmal im Traum daran, sein
kleines Laus zu verkaufen, das
er sich nach eigenen Plänen ein
wenig abseits von dem großen
Verkehr erbaut hattte. Wie er-
staunte er daher, als schon zwei

Tage später wieder einer an seiner Garten-
pforte läutete und fragte:

„Ich höre. Sie wollen verkaufen?"

„Nein. Niemals."

„Kann ich das Laus besichtigen?"

„Erlauben Sie!" fuhr Paul zornig auf.

„Wieviel Zimmer hat es? Ist das Laus
ganz unterkellert?"

„Warum wollen Sie das wissen?" zischte
Paul böse. — Der Fremde lachte:

„Wenn ich das Laus kaufen soll, muß ich
es doch wenigstens kennen, nicht wahr?"

„Lerr! Sie sollen es nicht kaufen!" schrie
Paul, „es ist nicht zu verkaufen, hören Sie,
es ist nicht zu verkaufen!"

Der Mann an der Gartentür blieb un-
gerührt stehen.

Die Dame „Mein Lerr, ich verbitte mir derartig
plumpe Annäherungsversuche!"

„Derartige Späße verfangen bei mir nicht,
lieber Lerr! Derartige Mätzchen kenne ich.
Sie wollen nur den Preis höher treiben.
Wie wollen Sie mir erzählen, daß Sie nicht
verkaufen wollen, wo Sie vor einigen Tagen
mit einem Ehepaar darüber verhandelt
haben." „Ich habe nicht verhandelt! Man
hat mich nur gefragt, ob ich verkaufen will."

„Sehen Sie! Für Sie bleibt es sich doch
gleich, wer es kauft. Kann ich also das Laus
besichtigen?"

Paul wußte in seiner Verzweiflung nicht
aus und ein.

Er brachte keinen Ton heraus.

Darauf hatte der Fremde nur gewartet.
„Am es kurz zu machen — was wollen Sie?"
Paul schrie: „Meine Ruhe will ich!
Weiter nichts! Meine Ruhe!"

Paul bekain seine Ruhe nicht
wieder. Wie ein Lauffeuer hatte
es sich in der kleinen Stadt und
der großen Amgebung verbreitet,
daß Kaufverhandlungen im Gange
seien, und waren es in den nächsten
Tagen nur vier oder fünf Kauf-
lustige, so läuteten jetzt zwanzig
und dreißig Leute an der Garten-
tür, und jeder fragte:

„Ist das Laus schon verkauft?
Wieviel verlangen Sie?"

And als sich Paul keinen Rat
mehr wußte und der Sommer ver-
ging, ohne daß er eine ruhige und
ungestörte Stunde sich in seinen
Garten setzen konnte, ging er
eines Tages zu dem Maler des
Ortes, bestellte eine große Tafel,
die er an seinem Lause befestigte,
und auf der deutlich zu lesen
stand:

„Dieses Laus ist nicht zu ver-
kaufen !"

Latte Paul sich eine Wirkung
dieser Tafel versprochen, und
schließlich mußte ja nun Ruhe
sein, wenn weithin sichtbar zu
lesen stand, daß dieses Laus un-
verkäuflich fei, so hatte er sich in
der Wirkung geirrt. Den» jetzt
kamen nicht nur die Einheimischen

'2

(Fortsetzung Seite 4)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Dame"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4875, S. 2
 
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