Zeichnung von M. Claus
Benähte Gelegenheit
»Der Wirt war wohl betrun-
ken, daß er sich bei Aufstellung der
Rechnung so erheblich zu seinen
Gunsten irrte?"
»Nein, der Gast!"
Einfach
„So mache ich nicht mehr mit,"
krumpft Frau Molitor auf, „dieses
Jahr trage ich einen neuen Pelz!"
„So?" erlaubt L>err Molitor sich
-u fragen. „Und was trage ich?"
„Du? Die Kosten!"
Mißverständnis
„Sonntag war ich bei meinem
neuen Schwager, dem Photogra-
phen! Er hat mich mit offenen Armen
aufgenommen."
„Komische Aufnahme! Wie ist
das Bild denn geworden?"
Abfuhr
„Wollen Sie meine Frau werden,
Fräulein Inge? Wir paffen im
Alter ausgezeichnet zusammen."
„Mag sein, aber jetzt bin ich
"och jung."
Keine Abwechslung
„Kannst du mir zehn Mark leihen,
lieber Freund?"
„Leider nicht!"
»Du sagtest doch kürzlich erst,
einer muffe dem andern helfen."
»Sicher, aber ich soll immer der
eure, und du willst immer der
andere sein."
^3ei Künzels muß nicht alles in
Drdnung sein. Tante Olga ist zu-
fällig einige Sonntage hintereinander
""f ein Vierlelstündchen herange-
kommen, und jedesmal scheint es
^kreit zwischen den Gatten gegeben
SU habx„, „Aber wie könnt ihr
denn zanken!" bemerkt Tante Olga betrübt.
»Ist nicht so schlimm!" sagt Frau Künzel. „Aber die Woche über
kommt doch allerlei zusammen, und da spricht man sich dann aus."
»Aber warum müßt ihr euch bann gerade den Sonntag mit
Ianken verderben?"
»Nun ja — — dann hat doch unsre Hausgehilfin Ausgang."
Goldig, nicht?
§>err und Frau Vornehm haben ein Töchterchen. Es ist das
reizendste Kindchen von der Welt und so artig und wohlerzogen
und gutherzig, kurz, so etwas gibt es kein zweitesmal.
und Frau Vornehm erzählen es auch allen Leuten und
erzählen es immer wieder bei jeder Gelegenheit und machen auch
gern die Probe darauf.
Eines Morgens, als die Familie Vornehm beim Frühstück sitzt,
kommt unverhoffter Besuch. Natürlich muß er mit frühstücken, unh
„Warum hast du den jungen Pröppelmann wieder so schikaniert, Anny?"
„Weil er ein Esel ist, Papa."
„So-und sonst bist du gegen Tierquälerei."
natürlich erzählt Frau Vornehm sofort, wie entzückend und liebens-
würdig ihr Töchterchen sei, und das Goldkind hört aufmerksam zu;
es sitzt gesittet bei den Großen am Tisch und fängt eben an, sein
Frühstücksei zu verzehren.
Da hat Frau Vornehm eine Idee und denkt, es müsse eine
gute Gelegenheit sein, um die Probe aufs Exempel zu machen. Sie
zwinkert dem Gast insgeheim zu und sagt zu ihrem Töchterchen:
„Irene, möchtest du denn nicht dein Ei unserem Besuch anbieten?"
„Doch," sagte Irenchen sofort und steht lächelnd auf und trägt
ihren Teller mit dem Ei zu dem Gast hin und überreicht ihn mit
einem niedlichen Knicks.
Da hält es L>err» Vornehm, der mit strahlender Vaterfreude
den Vorgang verfolgt hat, nicht länger, und um dem Ganzen die
Krone aufzusetzen, wendet er sich zärtlich seinem Sprößling zu und
fragt mit liebevoller Stimme: „And warum hat denn nun mein
Höchterchen sein Ei sofort hergegeben?"
„Es stinkt," antwortet Irene prompt. C. D.
7
Benähte Gelegenheit
»Der Wirt war wohl betrun-
ken, daß er sich bei Aufstellung der
Rechnung so erheblich zu seinen
Gunsten irrte?"
»Nein, der Gast!"
Einfach
„So mache ich nicht mehr mit,"
krumpft Frau Molitor auf, „dieses
Jahr trage ich einen neuen Pelz!"
„So?" erlaubt L>err Molitor sich
-u fragen. „Und was trage ich?"
„Du? Die Kosten!"
Mißverständnis
„Sonntag war ich bei meinem
neuen Schwager, dem Photogra-
phen! Er hat mich mit offenen Armen
aufgenommen."
„Komische Aufnahme! Wie ist
das Bild denn geworden?"
Abfuhr
„Wollen Sie meine Frau werden,
Fräulein Inge? Wir paffen im
Alter ausgezeichnet zusammen."
„Mag sein, aber jetzt bin ich
"och jung."
Keine Abwechslung
„Kannst du mir zehn Mark leihen,
lieber Freund?"
„Leider nicht!"
»Du sagtest doch kürzlich erst,
einer muffe dem andern helfen."
»Sicher, aber ich soll immer der
eure, und du willst immer der
andere sein."
^3ei Künzels muß nicht alles in
Drdnung sein. Tante Olga ist zu-
fällig einige Sonntage hintereinander
""f ein Vierlelstündchen herange-
kommen, und jedesmal scheint es
^kreit zwischen den Gatten gegeben
SU habx„, „Aber wie könnt ihr
denn zanken!" bemerkt Tante Olga betrübt.
»Ist nicht so schlimm!" sagt Frau Künzel. „Aber die Woche über
kommt doch allerlei zusammen, und da spricht man sich dann aus."
»Aber warum müßt ihr euch bann gerade den Sonntag mit
Ianken verderben?"
»Nun ja — — dann hat doch unsre Hausgehilfin Ausgang."
Goldig, nicht?
§>err und Frau Vornehm haben ein Töchterchen. Es ist das
reizendste Kindchen von der Welt und so artig und wohlerzogen
und gutherzig, kurz, so etwas gibt es kein zweitesmal.
und Frau Vornehm erzählen es auch allen Leuten und
erzählen es immer wieder bei jeder Gelegenheit und machen auch
gern die Probe darauf.
Eines Morgens, als die Familie Vornehm beim Frühstück sitzt,
kommt unverhoffter Besuch. Natürlich muß er mit frühstücken, unh
„Warum hast du den jungen Pröppelmann wieder so schikaniert, Anny?"
„Weil er ein Esel ist, Papa."
„So-und sonst bist du gegen Tierquälerei."
natürlich erzählt Frau Vornehm sofort, wie entzückend und liebens-
würdig ihr Töchterchen sei, und das Goldkind hört aufmerksam zu;
es sitzt gesittet bei den Großen am Tisch und fängt eben an, sein
Frühstücksei zu verzehren.
Da hat Frau Vornehm eine Idee und denkt, es müsse eine
gute Gelegenheit sein, um die Probe aufs Exempel zu machen. Sie
zwinkert dem Gast insgeheim zu und sagt zu ihrem Töchterchen:
„Irene, möchtest du denn nicht dein Ei unserem Besuch anbieten?"
„Doch," sagte Irenchen sofort und steht lächelnd auf und trägt
ihren Teller mit dem Ei zu dem Gast hin und überreicht ihn mit
einem niedlichen Knicks.
Da hält es L>err» Vornehm, der mit strahlender Vaterfreude
den Vorgang verfolgt hat, nicht länger, und um dem Ganzen die
Krone aufzusetzen, wendet er sich zärtlich seinem Sprößling zu und
fragt mit liebevoller Stimme: „And warum hat denn nun mein
Höchterchen sein Ei sofort hergegeben?"
„Es stinkt," antwortet Irene prompt. C. D.
7
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Warum hast du den jungen Pröppelmann wieder so schikaniert, Anny?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)