o
Zwischenspiel
Trainiert
Striepling hat einen Termin aus dem Gericht wahrzunehmen; das
weiß sein Personal.
Aber Striepling ist früher zurück, als anzunehmen war. Anbe-
merkt gelangt er in sein Kontor; er ist neugierig, was die Lerr-
schaften da wohl gerade machen. Aha — es wird natürlich nichts
getan. Vetterlein, der jüngste Buchhalter, hat sich vor Fräulein
Krause, der Stenotypistin, aufgepflanzt und hält ihr eine eindring-
liche Rede — mit kleinen Pausen, die durch brüllendes Gelächter
seines Publikums veranlaßt
werden.
Grollend tritt Striepling
auf. „Ist ja reizend! Kein
Mensch arbeitet, und Sie,
Vetterlein, nehmen sich her-
aus, hier eine Vorstellung zu
geben und mich zu imitieren."
„Aber wie können Sie das
denken, Äerr Striepling !"
sagt Vetterlein frech. „Ich
wollte nur zeigen, wie ich
auftreten werde, wenn ich
einmal Chef bin."
„Faule Ausrede!" schreit
Striepling. „Ich halte zwar
nicht viel von Ihnen, aber
so albern würden Sie sich
als Chef doch nicht auf-
führen."
Sehen und Hören
„Ihre Nichten scheinen
alle ein Instrument zu spie-
len. Das sehe ich gern bei
jungen Damen."
„Ich auch; aber ich höre
es nicht gern."
Amgekehrt
In einem Aufsatz über
die Szenerie des Vierwald-
stätter Sees im Anschluß
an Schillers „Wilhelm Tell"
schreibt eine Schülerin die
Sätze: „Am Äser des Sees
weiden die Kühe. Die Senne-
rinnen melken die vollen
Euter. Im Waffer ist es
umgekehrt."
Anton Schellack raucht schwere Brastlzigarren. Fritz Schellack,
der zwölfjährige Bengel, wird mit solch einer Zigarre erwischt; bis
auf einen Stummelrest hat er sie bereits aufgeraucht.
Anton Schellack äußert sich noch nicht dazu. Er packt den Jungen
und bringt ihn der Gattin. „Da, der Bengel hat eben eine von
meinen Zigarren geraucht. Behalte ihn mal 'ne Stunde bei djr!" —
Eine Stunde später erkundigt sich Schellack: „Na, was macht
der Bengel? Ist er noch munter?"
„Aber ja — — ganz
wohl ist er."
„Dann kriegt er jetzt
Keile. Der Bengel muß ja
schon seit Jahren rauchen,
um das schwere Zeug ver-
tragen zu können."
Ausgeriffen
„Meier wollte versuchen,
für eine Erfindung, die er
gemacht hat, Geld aufzu-
treiben! Wie weit ist er da-
mit?"— „Aeber alle Berge!"
Verkehrt aufgefaßt
„Ich kann eine Stelle als
Kassierer kriegen — aber
tausend Mark Kaution wer-
den verlangt, die ich nicht
besitze — da habe ich nun
an dich gedacht!"
„Sehr liebenswürdig!
Diese Stelle nehme ich na-
türlich sofort an!"
Ich stehe im Regen —
Pitsch stand im Regen.
Es goß in Strömen. Pitsch
hielt den Schirm zusammen-
gefaltet unterm Arm.
„Warum spannen Sie den
Schirm nicht auf?"
„Ich kann nicht."
„Warum? Ist er kaputt?"
„Nein. Aber ich habe hier
ein Rendezvous mit dem
Erkennungszeichen: geschlos-
sener Schirm unterm rechten
Arm."
Optimist und Pessimist
„Ich denke, daß dieser Schneefall klare Tage nach sich ziehen wird."
„Oder — einen Dauerschnupfen!"
50
Zwischenspiel
Trainiert
Striepling hat einen Termin aus dem Gericht wahrzunehmen; das
weiß sein Personal.
Aber Striepling ist früher zurück, als anzunehmen war. Anbe-
merkt gelangt er in sein Kontor; er ist neugierig, was die Lerr-
schaften da wohl gerade machen. Aha — es wird natürlich nichts
getan. Vetterlein, der jüngste Buchhalter, hat sich vor Fräulein
Krause, der Stenotypistin, aufgepflanzt und hält ihr eine eindring-
liche Rede — mit kleinen Pausen, die durch brüllendes Gelächter
seines Publikums veranlaßt
werden.
Grollend tritt Striepling
auf. „Ist ja reizend! Kein
Mensch arbeitet, und Sie,
Vetterlein, nehmen sich her-
aus, hier eine Vorstellung zu
geben und mich zu imitieren."
„Aber wie können Sie das
denken, Äerr Striepling !"
sagt Vetterlein frech. „Ich
wollte nur zeigen, wie ich
auftreten werde, wenn ich
einmal Chef bin."
„Faule Ausrede!" schreit
Striepling. „Ich halte zwar
nicht viel von Ihnen, aber
so albern würden Sie sich
als Chef doch nicht auf-
führen."
Sehen und Hören
„Ihre Nichten scheinen
alle ein Instrument zu spie-
len. Das sehe ich gern bei
jungen Damen."
„Ich auch; aber ich höre
es nicht gern."
Amgekehrt
In einem Aufsatz über
die Szenerie des Vierwald-
stätter Sees im Anschluß
an Schillers „Wilhelm Tell"
schreibt eine Schülerin die
Sätze: „Am Äser des Sees
weiden die Kühe. Die Senne-
rinnen melken die vollen
Euter. Im Waffer ist es
umgekehrt."
Anton Schellack raucht schwere Brastlzigarren. Fritz Schellack,
der zwölfjährige Bengel, wird mit solch einer Zigarre erwischt; bis
auf einen Stummelrest hat er sie bereits aufgeraucht.
Anton Schellack äußert sich noch nicht dazu. Er packt den Jungen
und bringt ihn der Gattin. „Da, der Bengel hat eben eine von
meinen Zigarren geraucht. Behalte ihn mal 'ne Stunde bei djr!" —
Eine Stunde später erkundigt sich Schellack: „Na, was macht
der Bengel? Ist er noch munter?"
„Aber ja — — ganz
wohl ist er."
„Dann kriegt er jetzt
Keile. Der Bengel muß ja
schon seit Jahren rauchen,
um das schwere Zeug ver-
tragen zu können."
Ausgeriffen
„Meier wollte versuchen,
für eine Erfindung, die er
gemacht hat, Geld aufzu-
treiben! Wie weit ist er da-
mit?"— „Aeber alle Berge!"
Verkehrt aufgefaßt
„Ich kann eine Stelle als
Kassierer kriegen — aber
tausend Mark Kaution wer-
den verlangt, die ich nicht
besitze — da habe ich nun
an dich gedacht!"
„Sehr liebenswürdig!
Diese Stelle nehme ich na-
türlich sofort an!"
Ich stehe im Regen —
Pitsch stand im Regen.
Es goß in Strömen. Pitsch
hielt den Schirm zusammen-
gefaltet unterm Arm.
„Warum spannen Sie den
Schirm nicht auf?"
„Ich kann nicht."
„Warum? Ist er kaputt?"
„Nein. Aber ich habe hier
ein Rendezvous mit dem
Erkennungszeichen: geschlos-
sener Schirm unterm rechten
Arm."
Optimist und Pessimist
„Ich denke, daß dieser Schneefall klare Tage nach sich ziehen wird."
„Oder — einen Dauerschnupfen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Optimist und Pessimist"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4878, S. 50
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg