Fliegende Blätter (190.1939 (Nr. 4875-4900) = 95. Jahrg.)

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©ie innere @tininte D»» oei» »ofmann». Weuenhof

„Siehst du, und plötzlich sagte mir so eine innere Stimme: Geh
in das nächste Geschäft und kauf dir ein Wohltätigkeitslos, heute ist
der letzte Tag und morgen die Ziehung. Aber du weißt ja, wie wenig
ich auf so etwas halte!"

„Ich weiß," sagte Lilly und blickte bewundernd zu Lerbertheinrich
empor.

„Aber die innere Stimme ließ nicht nach, und es tauchte auch schon
das Schild eines Losge-
schäftes auf. Siehst du, und
da machte ich noch schnell
ein Orakel bei mir: Lat
der Losvertreiber zufällig
ein Los mit der Jahreszahl
deines Geburtsjahres als
Nummer, dann kaufe ich es.

Ich habe mich offengestan-
den geschämt, es zu ver-
langen, denn die Wahr-
scheinlichkeit — Ironie des
Wortes, man müßte eigent-
lich die Unwahrscheinlich-
keit sagen - also die.Wahr-
scheinlichkeit^ ist ja ver-
schwindend gering, daß der
Loshändler gerade dieses
Los hat. Sie verhält sich
wie — na, nehmen wir
an, es gab 5000V Wohl-
tätigkeitslose — also wie
l: 50000. Ein Fünfzig-
tausendstell Aber wahr-
scheinlich waren es viel
mehr Lose. Mir scheint, ich
habe 100000 gelesen. Also
bitte: l:I00000. Ein Lun-
derttausendstel! — Immer-
hin, ich gehe also hinein,
die Loshändler sind ja
schließlich an derlei ge-
wöhnt, und frage: „Laben
Sie nicht vielleicht zufällig
ein Wohltätigkeitslos
Nummer 1910?" — Er
blättert ein wenig in den
Losen und, mir ist es richtig
heiß geworden, „jawohl"
sagt er, „bitte schön", als
wäre das die selbstverständ-
lichste Sache von der Welt,

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daß etwas mit der Wahrscheinlichkeit 1:100000 so mir nichts, dir
nichts eintrifft, und er will mir das Los mit der Nummer deines
Geburtsjahres schon geben. Da sagt aber plötzlich die Verkäuferin:
„Verzeihung, Lerr Chef, aber haben wir das Los Nummer 1910
nicht für die Frau Direktor Wallner reserviert?" — „Richtig,"
meint er, „das tut mir sehr leid, also dann kann ich Ihnen dieses
Los nicht geben."

Du kannst dir mein Gefühl jetzt vorstellen: das Glück, den Äaupt-
treffcr schon sozusagen in Länden zu haben und wieder entschwinden

zu sehen! Ich habe mich
also aufs Verhandeln ver-
legt, aber es war nichts
zu machen. Die Frau
Direktor Wallner hatte
sich die Nummer ausge-
schrieben, das Los bereits
bezahlt und gleich im Ge-
schäft bis zur Ziehung ge-
laffen. Außerdem ist sie
eine sehr gute Kundin, ich
kaum ein gelegentlicher
Spieler zu nennen. Die
Lage war hoffnungslos. —
Vielleicht nehmen Sie das
Los da, das hat noch die
nächste Nummer, tröstete
mich der Loshändler: 1907.
Neunzehnhundertsieben ist
für gar nichts, erklärte
ich, da kann ich ebenso gut
1856 oder 247503 nehmen,
und ich bin also unver-
richteter Dinge wieder ab-
gezogen. And das Schönste
kommt erst: Leute sehe ich
in der Ziehungsliste nach,
und da hat gewonnen ..."
„1910?" fieberte sie.
„Nein,viel toller: 1907!"
„1907?" schrie sie auf
und griffnach jener Gegend,
in der Medizinische Laien
das Lerz vermuten.

„1907," bestätigte er
tonlos. „Wärest du 1907
geboren, hätte ich heute
30000 Mark. Aber warum
weinst du denn? Die Aus-
sichten der Lotterie, die
Chancen für einen hohen
<Fortsetzu»g auf Seite 85)