Fläbbelchen Von I. s. R»s>er
Nein, so hatte sich Kurt Deebs seine Ehe nicht vorgestellt! Den
ganzen Tag —
„Mach doch wenigstens einmal ein freundliches Gesicht, Fläbbel-
chen I" bat er seine Frau.
„Das Leben ist kein Loniglecken!"
„Ja, aber —"
„Was aber?"'
„Einmal könntest du auch lachen, Fläbbelchen."
„Mir ist nicht nach Lachen zumute," antwortete Fläbbelchen
finster und mißgestimmt, „streng dich an, mach mich glücklich, mach
mich zufrieden, dann werde ich lachen."
Kurt Deebs strengte sich mächtig an. Er führte seine Frau ins
Theater, er ging mit ihr ins Kino, er fuhr sie im Auto spazieren,
er kaufte ihr die schönsten Kleider, er trank mit ihr die lustigsten
Weine, er kitzelte sie — es war umsonst. Fläbbelchen saß da mit
einem Flunsch so lang wie drei Tage, Fläbbelchen machte ein Ge-
sicht, als hätte sie soeben in einen sauren Apfel gebissen, Fläbbelchen
schaute finster und verdrossen in die Welt und auf ihren Mann.
„So lach doch schon einmal, Fläbbelchen!"
„Da hättest du eine Filmschauspieleri» heiraten müssen!"
„Aber ich bin doch mit dir zufrieden! Warum bist du nicht mit
mir zufrieden?"
Zeichnung von H. Frank
„Wer sagt, daß ich nicht zufrieden bin?"
„Dein Gesicht. Das Gesicht ist der Spiegel des Lerzens."
Fläbbelchen zuckte die Schultern. „Alles auf der Welt hat
seinen Grund. Und ich habe keinen Grund zum Lachen. Das mußt
du doch nun schon wissen!"
Freilich, Kurt Deebs hätte es wissen müssen. Zehn Jahre war
er nun schon mit Fläbbelchen verheiratet, und er hatte sie nicht allzu-
jung bekommen. Aber wo die Liebe hinsällt! And sie fiel bei ihm
eben auf Fläbbelchen. Bei der Verlobung lachte sie, zur Lochzeit
lächelte sie, dann war es aus für immer. Und Kurt Deebs, ein
freundlicher Mann, hatte sich so auf eine vergnügte Frau gefreut.
Verzweifelt betrachtete er das sauertöpfische Gesicht und ergab sich
seufzend in sein Schicksal.
Eines Tages bekam Fläbbelchen Besuch. Es war eine alte Tante,
die kam, aber sie hatte ein so gütiges Gesicht, daß Kurt Deebs sie
sofort in sein Lerz schloß und ihr seinen Kummer mit Fläbbelchen
erzählte.
„Sie lacht niemals?" fragte die Tante.
„Niemals."
„Und du möchtest, daß sie — "
„Ich wäre schon glücklich, wenn sie wenigstens ein freundliches
Gesicht machen würde, Tante."
„Ich werde dir helfen, mein Junge," sagte sie entschlossen, „geh
heute abend aus dem Laus und laß mich mit ihr allein. Ich habe
(Fortsetzung Seile 164)
162
.Warum malen Sie immer Zitronen, nehmen Sie doch mal Aepfel oder Birnen als Modell!
.Geht nicht, eß' ich immer gleich auf!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Warum malen Sie immer Zitronen..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4885, S. 162
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg