Fliegende Blätter (190.1939 (Nr. 4875-4900) = 95. Jahrg.)

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Abgeschreckt

Bahling hat eine größere Geschäftsreise vor — im eigenen Wagen,
den er selbst steuert. Leider hat er Mücke davon erzählt, und der hat
so lange mit dem Zaunpfahl gewinkt, bis Bahling ihn wohl oder
übel hat einladen müssen, mitzukommen. Mücke ist ein freier Mann;
er kann sich die Zeit nehmen, im Lande herumzufahren.

Eigentlich aber kann Bahling Mücke
nicht ausstehen. Der Mann quatscht
ihm zu viel und weiß immer alles besser.

Gräßliche Aussicht, den Kerl jetzt an
seiner Seite haben zu müssen! Ach, daß
er ihm nicht gerade heraus sagen kann:

„Lassen Sie mich in Ruhe! Schinden
Sie sich wo anders Spazierfahrten
heraus! Mir paßt Ihre werte Ge-
sellschaft ganz und gar nicht." Nein,
das kann er nicht; das brächte er
nicht heraus. Aber vielleicht geht es
auf andere Art.

Morgens um halb Acht soll abge-
fahren werden; Mücke wird sich bei
Bahling einfinden. Bahling hat bereits
ausgiebig gefrühstückt: Tee und Setzeier
mit gebratenem Speck und Semmeln
dazu. Aber das Geschirr hat er gleich
abräumen lassen, und nun steht nur
eine Schnapsflasche vor ihm. „Cherry
Brandy" soll laut Etikett darin sein.

Mücke stellt sich nun reisefertig ein
und sieht mit einiger Befremdung auf
die Schnapsflasche. „Geht nicht anders!"
erklärt Bahling. „Mir ist morgens
immer so verdammt flau im Magen.

Essen kan» ich zunächst überhaupt nichts;
unterwegs geht's dann vielleicht mit
'ner Stulle."

„Und da haben Sie auf nüchternen
Magen Schnaps getrunken?" fragt
Mücke entsetzt.

„O, nicht viel!" beruhigt ihn Bahling. „Bier oder fünfe! Ist
ja außerdem so'n kalter Morgen! Na prost!" And er kippt gleich
zwei Gläschen hintereinander.

„Aber, aber — —" stottert Mücke.

„Aha, Sie möchten auch einen!" lacht Bahling. „Tut mir leid,
lieber Freund, aber das geht wirklich nicht. Nee, Sie dürfen jetzt
keinen Alkohol genießen. Damit Sie nämlich nachher auf mich auf-
passen können, wenn ich vielleicht zu wild fahre, und mich auf diese
oder jene Gefahr aufmerksam machen. Na prost!" And Bahling
kippt wieder gleich zwei Gläschen hintereinander.

IQ,t

Da schlägt Mücke sich vor die Stirn. „Donnerwetter — ganz
vergessen! Leute hat ja meine Schwester Geburtstag. Sie würde
es mir nicht verzeihen, wenn ich mich nicht einstellte. Daß ich daran
nicht gedacht habe! Nun muß ich leider auf die Fahrt verzichten.
Sie müssen mich schon entschuldigen, bester Lerr Bahling."

„Aber ja, Geburtstag der Schwester geht natürlich vor," sagt
Bahling und schielt schon wieder nach
der Schnapsflasche.

Mücke verschwindet. Bahling macht
sich fertig. Aber ein paar Züge Tabak
muß er noch rauchen. „Nach dem lab-
brigen Limbeersaft!" sagt er zu seiner
Frau. —»n.

35*7

Irene ist ihre Arahne nicht modern genug

Llnter Kollegen

„Ich möchte vom Chef einen Bor-
schuß! Wie ist er gelaunt?"

„So für zwanzig bis dreißig Mark
ungefähr!"

Bestätigung

„Mit meiner neuen Braut habe ich
dich bereits bekannt gemacht?"

„Mir schwebt so was vor!"

„Ganz richtig; da lag sie in der
Längemalte!"

„A)ohin, ihr beiden?"

„Zum Verbinden!"

„Ins Krankenhaus oder zum Stan-
desamt?"

Am Fernsprecher

„Diesen Abend möchte ich dich gerne
mal sprechen, Onkel! Ich komme um
zwanzig!" — „Ahr oder Mark?"

Die hilfreiche Köchin beim Brande

„Das Sprungtuch ist nicht zur Stelle — aber springen Sie nur,
junger Lerr — ich halte die Schürze auf!"

Der entrüstete Vater

„Laben Sie Ihren Sprößling tüchtig verhauen, als er die
Zigaretten geklaut hatte?"

„Selbstverständlich! So'n vierjähriger Bengel soll noch nicht
rauchen!"