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Liebeserklärungen

Ein Landelsagent schrieb: „Sehr
verehrtes Fräulein, ich habe gestern
mein früheres Leben abgeschlossen,
ich habe die Bilanz aus meinem
Iunggesellendasein gezogen, ich habe
die Kollektion meiner Gefühle für
Sie geprüft und sortiert und bin
zu dem Entschluß gekommen. Ihnen
zunächst rein unverbindlich ein An-
gebot einer Leirat zu unterbreiten.

Referenten über mich stehen Ihnen
jederzeit zur Verfügung, ich gewähre
Ihnen auch gerne ein Iiel von zwei
Monaten, sich zu entscheiden. Sollten
Sie jedoch wider Erwarten augen-
blicklich keinen Bedarf an Liebe haben,
so prüfen Sie trotzdem, bitte, mein
Angebot sorgfältig und vergleichen
Sie es mit dem,was Sie von anderer
Seite erhalten. Sie werden von selbst
zu der Erkenntnis kommen, daß Sie

bei mir in den besten Länden sind, und meine Gefühle für Sie ohne
Konkurrenz sind. Selbstverständlich muß ich mir bis zu Ihrer Antwort
einen Zwischenentscheid Vorbehalten, und die endgültige Bestätigung
ginge Ihnen dann von meinem Lause aus zu.

Stets mit Vorliebe Ihnen zu Füßen

Ihr Busineß, Landelsagent."

Ein Schauspieler schrieb: „Schöne Fraul Könnten Sie sich ent-
schließen, eine große Rolle in meinem Leben zu spielen? Wie Ihnen
sicher durch die Zeitungen bekannt ist, stehe ich auf einsamer Löhe im
Leben und auf der Bühne. Ein gleichwertiger Partner würde mir
die Möglichkeit geben, mich voll zu entfalten. Arm in Arm mit Ihne»
fordern wir ein Jahrhundert in die Schranken, und alle Schwierig-
keiten der großen Dame Leben würden wir an die Wand spielen.
Ich halte vor jeder Kritik stand und bitte Sie, «»gebetete Frau,
herzlich, mir bald einen kleinen Vorschuß Ihrer Liebe zukommen zu
lassen. Ich küsse Ihre reizenden Lände und kniee vor dem Thron
Ihres Lerzens. Ihr Schmusel, Lofschauspieler."

Einer schrieb: „Liebe, schöne, beste
Beate! Ich liebe Dich, ich kann ohne
Dich nicht mehr leben, ich will Dich
mein Leben lang auf Länden tragen,
ich will Dir jeden Wunsch von den
Augen ablesen, ich werde nur für
Dich, für Dein Glück leben. Dein
Jawort macht mich zum Glücklichsten
aller Sterblichen. Sei mein!

Dein Tropf, Dichter."

Der Konjunkturist schrieb: „Liebes
Kind, ich biete Ihnen die Chance
Ihres Lebens. Ich habe mich schwer
genug enischlossen, zu heiraten. Sie
haben ein großes Vermögen, das
Sie mir am Tage der Lochzeit über-
tragen werden. Sie schwören mir
ewige Treue bei einer von Ihren
Eltern zu stellenden Sonderkaution
von zehntausend Mark. Sie erklären
ein für allemal daß Ihre Verwandten samt und sonders Verbrecher
sind. Ihnen hingegen meine Verwandtschaft heilig ist. Die von Ihnen
bereitzustellende Wohnung ist nach meinen Wünschen einzurichten,
von den zwölf Zimmern stehen zehn zu meinem alleinigen Gebrauch.
Sie verpflichten sich bei einer von Ihren Eltern zu stellenden weiteren
Sonderkaution von zehntausend Mark, diese meine Zimmer nur nach
ausdrücklicher Aufforderung meinerseits zu betreten. Im Falle einer
Scheidung nehmen Sie jede Schuld aus sich, Ihr Vermögen fällt
unter Ausschluß jedes Rechtsweges an mich. Ich erwarte, daß Sie
die große Chance Ihres Lebens mit Freude ergreifen und sich durch
eine sofortige Zahlung von dreitausend Mark diese Option auf
mich sichern. Ihr Peter Knabe, berufslos."

Dreißigtausend Mark Von Wilhelm Lammond-Norden

Malerisch lag das Schloß da. Auf seinem Turm drehte sich die
Wetterfahne. Die Zugbrücke war heruntergelassen. Schießscharten
erinnerten an vergangene, wildere Zeiten. — Vor dem Portal aber
befand sich ein Schild:

Ein Statistiker schrieb: „Die Aufstellung
der Anterlagen für Ihre Person: Lebensver-
sicherungspolice A 22222, Krankenkasse B 3^333,
Sparkassenbuch G 44444, Auskunftslarteikarte
D 55555 und Grundstücksbesitznummer E 66666
lassen es statistisch günstig erscheinen, sich mit de»
Unterlagen meiner Person: Telephon U 4711,
Vorstrafenregister O W 13, Führerschein III
B 100 und Lotterielos LL 70000001 zu ver-
einen. Dies schlug Ihnen als lt. Statistik
1000.9999:88^8.777. Liebeserklärung des Jahres
1939 Abtl. Deutschland vor

# Penibel, Statistiker."

Ein Gärtner schrieb: „Sonniges Wesen!
Ich habe die Loffnung in mein Lerz gepflanzt,
daß ztoischen uns die Liebe rosengleich erblühen
möge. Unsere Liebe soll Wurzel schlagen in
einem guten Boden des Verstehens, im tief-
gegrabenen Grunde des Vertrauens. Von
sorgenden Länden beschirmt und beschattet soll
aus dem kleinen Setzling unserer Liebe ein
mächtiger Baum des Lebens erwachsen, der
Früchte trägt und milde Schatten spendet für
unsere dereinst alten Tage. Ich hoffe, daß wir
unsere Verlobung bald begießen können.

Ihr hochachtungsvoller Rübe, Gärtner."

„Sie haben meine Wiese betreten,
junger Mann! Das kostet 3 Mark!"

„Ich habe mir ja nur diese eine, hier
seltene Pflanze geholt. Ich bin nämlich
Botaniker."

„Dann kostet es 5 Mark-für

die Wissenschaft muß man Opfer bringen
können."

Schloßbesichtigung
Täglich ab 14 Ahr
Preis für Erwachsene 50 Pfennige,
Kinder 30 Pfennige.

Emil Vetzo kam des Weges und sagte zu
seiner Frau: „Gertrud, ich habe eine Vorliebe
für alte Schlösser. Laß uns hineingehen!"
Seine Frau nickte dazu. — Betzo's befanden
sich auf einer kleinen Sommerreise. Sie wurden
gewöhnlich unterwegs für Lochzeitsreisende
gehalten, aber das waren sie keineswegs, sie
sahen nur so aus. In Wahrheit waren sie
sieben Jahre verheiratet und hatten daheim,
bei der Großmutter, ein Töchterchen von
4 Jahren.

Emil Beho bezahlte eine Mark. Die Füh-
rung durchs Schloß übernahm ein freundliches,
molliges, einheimisches Mädchen, das einen
unbekümmerten Dialekt sprach. Sie erklärte
alles sehr nett und sehr brauchbar, nur gelang
es ihr nicht, in den Besuchern das Gefühl von
Respekt und Furcht zu erregen, wie das ihre
männlichen und älteren Kollegen so unüber-
trefflich können.

Daher kam es wohl auch, daß Lerr und
Frau Betzo sich erlauben konnten, einfach ein

tForlsetzung Seite 215)

212
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ostern 1939" "Sie haben meine Wiese betreten, junger Mann!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4888, S. 212

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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