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Ein ärgerliches Telefongespräch V°» aift*» «hlm-nn
Das Telefon ist schuld daran, daß ich kürzlich einen mir gänzlich
unbekannten Lerrn erheblich beleidigt habe. „£>m!" so habe ich ihn
angeschrien, „Sie hätten Räuberhauptmann in der chinesischen Pro-
vinz Singkiang werden müssen!"
„Was wollen Sie damit sagen?" fragte er scharfen Tones zurück.
„Was ich damit sagen will?" schnaubte ich; „ich will damit sagen:
wenn Sie ein chinesischer Räuberhauptmann wären, dann würden
Sie die Leute plündern, wie man in den Reisebüchern liest; Sie
würden mir wahrscheinlich meine Uhr wegnehmen, — aber was täte
es: ich könnte mir immer noch eine neue kaufen. Lier aber, am
Telefon, da berauben Sie mich meiner Zeit, — die aber ist nie mehr
zu ersetzen! Lerr, als Philipp Reis im Jahre 1860 das Telefon
erfand, da hat er gewünscht, daß die Menschheit Zeit damit erspare,
daß es ihr Leben kolossal vereinfache. Sind Sie noch dort? Run,
dann sagen Sie mir doch einmal, wo die Zeit hin ist, die seitdem
schon erspart worden sein müßte, auf welches geheime Konto ist sie
denn verbucht worden, wer hat sie denn veruntreut? Jawohl: ver-
untreut, denn das ist das richtige Wort, — gestohlen ist sie
worden! And Sie sind auch einer von diesen modernen Wege-
lagerern, die uns am Telefon unsere kostbare Zeit stehlen, und
deshalb sind Sie schlimmer als ein chinesischer Räuberhauptmann
in Singkiang!"
Ich hörte, wie der Äerr schwer nach Atem rang und stöhnend
unartikulierte Laute von sich gab, und da legte ich befriedigt den
Lörer hin. Endlich hatte ich es mal so einem Burschen heimgezahlt
und nun konnte ich in Ruhe überdenken, was mir passiert war:
Ich habe mir einen Radioapparat gekauft, aber er streikt fort-
während. Das Radiogeschäft Krachle & Co. behauptet, ich verstände
nur nicht mit ihm umzugehen. Dabei habe ich den Apparat schon
selbst wiederholt umgebaut, ganz ohne fremde Anleitung, nur so nach
dem Gefühl, und Fachleute haben mir versichert, so etwas hätten
sie noch nicht gesehen!
Leute morgen klappte an der Rückkopplung, die ich auch umge-
baut habe, etwas nicht: sie pfiff sich sozusagen selber aus. Ich sagte
zu meiner unmutigen Gattin: „Ich rufe gleich mal an, das werden
wir sofort haben!" And ich ging ans Telefon und wählte: 26455.
„Lier Krachle & Co." — „Ich habe einen Radioapparat bei Ihnen
gekauft und möchte ..." — „Einen Augenblick, bitte ... I"
Pause.
„Lier Krachle & Co., Kasse." — „Liebes Fräulein, ich will ja gar-
nicht die Kasse, meine Rate ist pünktlich bezahlt worden, — ich will
(Fortsetzung Sette 244)
242
Anfall bei der Falkenjagd
Ein ärgerliches Telefongespräch V°» aift*» «hlm-nn
Das Telefon ist schuld daran, daß ich kürzlich einen mir gänzlich
unbekannten Lerrn erheblich beleidigt habe. „£>m!" so habe ich ihn
angeschrien, „Sie hätten Räuberhauptmann in der chinesischen Pro-
vinz Singkiang werden müssen!"
„Was wollen Sie damit sagen?" fragte er scharfen Tones zurück.
„Was ich damit sagen will?" schnaubte ich; „ich will damit sagen:
wenn Sie ein chinesischer Räuberhauptmann wären, dann würden
Sie die Leute plündern, wie man in den Reisebüchern liest; Sie
würden mir wahrscheinlich meine Uhr wegnehmen, — aber was täte
es: ich könnte mir immer noch eine neue kaufen. Lier aber, am
Telefon, da berauben Sie mich meiner Zeit, — die aber ist nie mehr
zu ersetzen! Lerr, als Philipp Reis im Jahre 1860 das Telefon
erfand, da hat er gewünscht, daß die Menschheit Zeit damit erspare,
daß es ihr Leben kolossal vereinfache. Sind Sie noch dort? Run,
dann sagen Sie mir doch einmal, wo die Zeit hin ist, die seitdem
schon erspart worden sein müßte, auf welches geheime Konto ist sie
denn verbucht worden, wer hat sie denn veruntreut? Jawohl: ver-
untreut, denn das ist das richtige Wort, — gestohlen ist sie
worden! And Sie sind auch einer von diesen modernen Wege-
lagerern, die uns am Telefon unsere kostbare Zeit stehlen, und
deshalb sind Sie schlimmer als ein chinesischer Räuberhauptmann
in Singkiang!"
Ich hörte, wie der Äerr schwer nach Atem rang und stöhnend
unartikulierte Laute von sich gab, und da legte ich befriedigt den
Lörer hin. Endlich hatte ich es mal so einem Burschen heimgezahlt
und nun konnte ich in Ruhe überdenken, was mir passiert war:
Ich habe mir einen Radioapparat gekauft, aber er streikt fort-
während. Das Radiogeschäft Krachle & Co. behauptet, ich verstände
nur nicht mit ihm umzugehen. Dabei habe ich den Apparat schon
selbst wiederholt umgebaut, ganz ohne fremde Anleitung, nur so nach
dem Gefühl, und Fachleute haben mir versichert, so etwas hätten
sie noch nicht gesehen!
Leute morgen klappte an der Rückkopplung, die ich auch umge-
baut habe, etwas nicht: sie pfiff sich sozusagen selber aus. Ich sagte
zu meiner unmutigen Gattin: „Ich rufe gleich mal an, das werden
wir sofort haben!" And ich ging ans Telefon und wählte: 26455.
„Lier Krachle & Co." — „Ich habe einen Radioapparat bei Ihnen
gekauft und möchte ..." — „Einen Augenblick, bitte ... I"
Pause.
„Lier Krachle & Co., Kasse." — „Liebes Fräulein, ich will ja gar-
nicht die Kasse, meine Rate ist pünktlich bezahlt worden, — ich will
(Fortsetzung Sette 244)
242
Anfall bei der Falkenjagd
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unfall bei der Falkenjagd"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4890, S. 242
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg