Der Silberschuh
„Mit diesen Schuhen kann ich natürlich nicht mehr tanzen,"
meinte Lisl gramumwickelt. „Aber lassen Sie sich durch mich nicht
abhalten, es gibt genug hübsche Tänzerinnen hier."
„Mein Fräulein," sagte der Mann ernst, „wenn ich nicht mit
Ihnen tanzen kann, dann überhaupt nicht!"
Lisl Richter roch das Opfer und fühlte sich geschmeichelt. Sie
verbrachte» einen sehr netten Abend und waren ganz allein, denn
die andern Lerren hatten noch die Körbe in Erinnerung. Mit dem
in Papier eingewickelten Silberschuh unter dem Arm begleitete Lerr
Schmitz seine Dame nach Lause. Dabei drückte ihn das Gewissen
und der zweite Silberschuh, den er schon den ganzen Abend in der
Tasche hatte. Jetzt empfand er tiefe Reue, denn er war bereits
schwer verliebt. Sollte er beichten, sollte er nicht beichten? Sollte
er sie küssen? Erst beichten und dann küssen oder erst küssen und dann
beichten? Vorsichtshalber küßte er sie zuerst. „Liebes," sagte er dann,
„sei mir nicht böse. Ich mußte dir den Schuh klauen, um mich vor
einer fürchterlichen Blamage zu retten. Ich kann nämlich nicht tanzen,
weil ich noch keine Zeit hatte, es zu lernen. Dafür aber kann ich
heute für eine Frau sorgen. Willst du?"
Lisl bekam so kleine Augen wie eine Katze, die aus dem Keller
ans Tageslicht kommt. Lätte er ihr zuerst gebeichtet, dann wäre sie
ihm wahrscheinlich ins Gesicht gesprungen. So aber fühlte sie noch
den Kuß auf den Lippen und sagte: „Ja." Das Tanzen konnte man
ihm schließlich noch beibringen.
Kinkerlitzchen
Ein Londoner Chemiker, Mr. A. Sharpe, behauptet, ein sicheres
Mittel zur Verlängerung des Lebens erfunden zu haben, und bietet
Wetten an, daß er, der jetzt 54 Jahre zählt, mindestens 100 Jahre
alt werden wird. Er ist bereit, bei diesen Wetten bis zur Löhe seines
ganzen Vermögens im Betrage von 10000 Pfund zu gehen.
Der Mann kann leicht wetten. Wenn er die Wetten eines Tages
verloren haben sollte, wird er ja nichts mehr davon wissen. Da aber
der Ausgang der Wetten in dein für ihn günstigen Fall erst in
46 Jahren festsieht, rechnet Sharpe jedenfalls damit, daß die Wett-
partner sein Lebensverlängerungsmittel kaufe».
Die Pariser Zeitung „Jour" hat beanstandet, daß die sowjet-
spanischen Emigranten in Frankreich für ihre Briefe vollkommene
Portofreiheit genießen, sogar für Briefe nach dem Ausland.
Wenn es nur um die Portosreiheit ginge! Aber auch sonst dürfen
sich diese Bolschewisten ja in Frankreich alle möglichen Freiheiten
herausnehmen. Aebrigens würden sie kaum Marken aufkleben können
•-weil ihnen jetzt die Spucke weggeblieben ist.
Der amerikanische Senator Pittman bat ein Gesetz beantragt,
die übliche Loheitszone von drei Seemeilen an den Küsten der
Vereinigten Staaten auf zwölf zu erweitern; dann wäre man im
Kriegsfälle nicht so sehr durch feindliche Kriegsschiffe gefährdet.
Ein genialer Gedanke! Er müßte jedoch durch die Anordnung
ergänzt werden, daß feindliche Kriegsschiffe die Loheitsgrenze zu
respektieren habe». Aber zwölf Seemeilen würden nicht genügen;
auf die Entfernung kann man noch verheerend fchießen. Die Ver-
einigten Staaten sollten ihre Loheitsgrenze einfach in die Mitte des
Atlantik und des Pazifik verlegen. Dann könnte Pittman ruhig
schlafen und weiter träumen.
Der kürzlich nach London zurückgekehrte Afrikareisende William
Baker hat erzählt, daß er von einem Negerhäuptling fünf große
Elefantenzähne gegen einen alten Regenschirm eingetauscht hat.
Der Läuptling hat wohl den Regenschirm durchaus haben wollen,
weil er schon von Chamberlains berühmtem alten Regenschirm
gehört hat.
Im Alter von 95 Jahren starb Andreas Kieber, der letzte Soldat
der einstigen kleinen Armee des Fürstentums Liechtenstein, die den
Feldzug von 1866 mitmachte.
Bekanntlich wurde damals beim Friedensschluß Liechtenstein ver-
gessen, so daß also der Kriegszustand gegenüber Preußen nnd Italien
eigentlich nicht beendet wurde. Aber nun können Preußen und
Italien ja aufatme».
Den Spielern der französische» Nationallotterie ist es jetzt ver-
boten worden, ein Los, wie das bei plötzlichem Geldmangel manch-
mal vorkommt, in Zahlung zu geben. Dadurch sind, wenn solche
Lose nachträglich gewannen, viele Streitigkeiten entstanden; sogar
63 Prozesse waren deshalb im vorigen Jahre anhängig.
Noch viel mehr Krach wird es jedenfalls gegeben haben, wenn
die Lose nicht gewannen.
Als Grund ihrer Klage auf Scheidung führte Frau Martha Pet-
chotas in Chicago an, daß zu Beginn der Ehe ihr Mann, damals ein
leidenschaftlicher Raucher, sie veranlaßt habe, sich auch das Rauchen
anzugewöhnen, jetzt aber es ihr verbieten wolle, weil er selbst es
auf ärztliche Anordnung aufgeben mußte.
Der Mann aber beruft sich darauf, daß Ehegatten Freud' und
Leid miteinander teilen solle». Erst habe er sie seine Freude am Rau-
chen teilen lassen, jetzt müsse sie auch sein Leid mit empfinden.
In Amerika macht sich die sogenannte Nacktkultur allzu breit;
auch bringen die Revuetheater gar zu viel Nacktheit. Dagegen ist nun
im Staate Ohio ein Gesetz erlassen worden, das aber etwas flüchtig
abgefaßt ist und nur sagt, daß „alle Nacktheit in der Nähe von zwei
oder mehr Personen des anderen Geschlechts" bei strengsten Strafen
verboten sei. Darauf haben die Chirurgen erklärt, das Gesetz mache
ihnen Operationen unmöglich, denn bei einer Patientin dürften sie
keine männlichen Assistenten und bei einem Patienten keine Operations-
schwestern haben. — Die Chirurgen finde» das Gesetz zu einschneidend.
darf sie in der Sonne sitzen ?
Das kommt darauf an, welche „Methode" sie be-
vorzugt, ob sie ihre Haut allmählich an die Sonne
gewöhnen will - oder ob sie sozusagen von
heute auf morgen braun werden möchte.
Man kann auf 2 Arten braun werden:
1. Allmählich an die Sonne
gewöhnen. Dann nimmt
man wie bisher die be-
währte NIVEA-CREME!
2. Lange in derSonne blei-
ben und schnell braun
werden! Dann braucht
man NIVEA ULTRA-ÖL!
NIVEA-CREME: 12-90 Pf. / NIVEA-ULTRA-OL: 35 Pf.--RM 1.25
Hei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.
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„Mit diesen Schuhen kann ich natürlich nicht mehr tanzen,"
meinte Lisl gramumwickelt. „Aber lassen Sie sich durch mich nicht
abhalten, es gibt genug hübsche Tänzerinnen hier."
„Mein Fräulein," sagte der Mann ernst, „wenn ich nicht mit
Ihnen tanzen kann, dann überhaupt nicht!"
Lisl Richter roch das Opfer und fühlte sich geschmeichelt. Sie
verbrachte» einen sehr netten Abend und waren ganz allein, denn
die andern Lerren hatten noch die Körbe in Erinnerung. Mit dem
in Papier eingewickelten Silberschuh unter dem Arm begleitete Lerr
Schmitz seine Dame nach Lause. Dabei drückte ihn das Gewissen
und der zweite Silberschuh, den er schon den ganzen Abend in der
Tasche hatte. Jetzt empfand er tiefe Reue, denn er war bereits
schwer verliebt. Sollte er beichten, sollte er nicht beichten? Sollte
er sie küssen? Erst beichten und dann küssen oder erst küssen und dann
beichten? Vorsichtshalber küßte er sie zuerst. „Liebes," sagte er dann,
„sei mir nicht böse. Ich mußte dir den Schuh klauen, um mich vor
einer fürchterlichen Blamage zu retten. Ich kann nämlich nicht tanzen,
weil ich noch keine Zeit hatte, es zu lernen. Dafür aber kann ich
heute für eine Frau sorgen. Willst du?"
Lisl bekam so kleine Augen wie eine Katze, die aus dem Keller
ans Tageslicht kommt. Lätte er ihr zuerst gebeichtet, dann wäre sie
ihm wahrscheinlich ins Gesicht gesprungen. So aber fühlte sie noch
den Kuß auf den Lippen und sagte: „Ja." Das Tanzen konnte man
ihm schließlich noch beibringen.
Kinkerlitzchen
Ein Londoner Chemiker, Mr. A. Sharpe, behauptet, ein sicheres
Mittel zur Verlängerung des Lebens erfunden zu haben, und bietet
Wetten an, daß er, der jetzt 54 Jahre zählt, mindestens 100 Jahre
alt werden wird. Er ist bereit, bei diesen Wetten bis zur Löhe seines
ganzen Vermögens im Betrage von 10000 Pfund zu gehen.
Der Mann kann leicht wetten. Wenn er die Wetten eines Tages
verloren haben sollte, wird er ja nichts mehr davon wissen. Da aber
der Ausgang der Wetten in dein für ihn günstigen Fall erst in
46 Jahren festsieht, rechnet Sharpe jedenfalls damit, daß die Wett-
partner sein Lebensverlängerungsmittel kaufe».
Die Pariser Zeitung „Jour" hat beanstandet, daß die sowjet-
spanischen Emigranten in Frankreich für ihre Briefe vollkommene
Portofreiheit genießen, sogar für Briefe nach dem Ausland.
Wenn es nur um die Portosreiheit ginge! Aber auch sonst dürfen
sich diese Bolschewisten ja in Frankreich alle möglichen Freiheiten
herausnehmen. Aebrigens würden sie kaum Marken aufkleben können
•-weil ihnen jetzt die Spucke weggeblieben ist.
Der amerikanische Senator Pittman bat ein Gesetz beantragt,
die übliche Loheitszone von drei Seemeilen an den Küsten der
Vereinigten Staaten auf zwölf zu erweitern; dann wäre man im
Kriegsfälle nicht so sehr durch feindliche Kriegsschiffe gefährdet.
Ein genialer Gedanke! Er müßte jedoch durch die Anordnung
ergänzt werden, daß feindliche Kriegsschiffe die Loheitsgrenze zu
respektieren habe». Aber zwölf Seemeilen würden nicht genügen;
auf die Entfernung kann man noch verheerend fchießen. Die Ver-
einigten Staaten sollten ihre Loheitsgrenze einfach in die Mitte des
Atlantik und des Pazifik verlegen. Dann könnte Pittman ruhig
schlafen und weiter träumen.
Der kürzlich nach London zurückgekehrte Afrikareisende William
Baker hat erzählt, daß er von einem Negerhäuptling fünf große
Elefantenzähne gegen einen alten Regenschirm eingetauscht hat.
Der Läuptling hat wohl den Regenschirm durchaus haben wollen,
weil er schon von Chamberlains berühmtem alten Regenschirm
gehört hat.
Im Alter von 95 Jahren starb Andreas Kieber, der letzte Soldat
der einstigen kleinen Armee des Fürstentums Liechtenstein, die den
Feldzug von 1866 mitmachte.
Bekanntlich wurde damals beim Friedensschluß Liechtenstein ver-
gessen, so daß also der Kriegszustand gegenüber Preußen nnd Italien
eigentlich nicht beendet wurde. Aber nun können Preußen und
Italien ja aufatme».
Den Spielern der französische» Nationallotterie ist es jetzt ver-
boten worden, ein Los, wie das bei plötzlichem Geldmangel manch-
mal vorkommt, in Zahlung zu geben. Dadurch sind, wenn solche
Lose nachträglich gewannen, viele Streitigkeiten entstanden; sogar
63 Prozesse waren deshalb im vorigen Jahre anhängig.
Noch viel mehr Krach wird es jedenfalls gegeben haben, wenn
die Lose nicht gewannen.
Als Grund ihrer Klage auf Scheidung führte Frau Martha Pet-
chotas in Chicago an, daß zu Beginn der Ehe ihr Mann, damals ein
leidenschaftlicher Raucher, sie veranlaßt habe, sich auch das Rauchen
anzugewöhnen, jetzt aber es ihr verbieten wolle, weil er selbst es
auf ärztliche Anordnung aufgeben mußte.
Der Mann aber beruft sich darauf, daß Ehegatten Freud' und
Leid miteinander teilen solle». Erst habe er sie seine Freude am Rau-
chen teilen lassen, jetzt müsse sie auch sein Leid mit empfinden.
In Amerika macht sich die sogenannte Nacktkultur allzu breit;
auch bringen die Revuetheater gar zu viel Nacktheit. Dagegen ist nun
im Staate Ohio ein Gesetz erlassen worden, das aber etwas flüchtig
abgefaßt ist und nur sagt, daß „alle Nacktheit in der Nähe von zwei
oder mehr Personen des anderen Geschlechts" bei strengsten Strafen
verboten sei. Darauf haben die Chirurgen erklärt, das Gesetz mache
ihnen Operationen unmöglich, denn bei einer Patientin dürften sie
keine männlichen Assistenten und bei einem Patienten keine Operations-
schwestern haben. — Die Chirurgen finde» das Gesetz zu einschneidend.
darf sie in der Sonne sitzen ?
Das kommt darauf an, welche „Methode" sie be-
vorzugt, ob sie ihre Haut allmählich an die Sonne
gewöhnen will - oder ob sie sozusagen von
heute auf morgen braun werden möchte.
Man kann auf 2 Arten braun werden:
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