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o

Die Männerfalle V°« Ralph urv-n

Zwei sechzehnjährige Mädchen gingen auf der Straße. Sie waren
bei dem Gesprächsstoff angelangt, der Damen in diesem Alter un-
geheuer interessiert.

„Ich weiß nicht/ meinte Lotte, „wie du es bloß anstellst, daß dir
die Männer so nachlaufen, wie du sagst/

„Die Männer, liebes Kind/ entgegnete Hildegard, „sind kein
Problem, sobald man sie richtig zu behandeln weiß. Man braucht
sie nur mit dem hilflosen Blick eines Rehs anzuschauen und ihre
Ritterlichkeit zu beanspruchen, dann werden sie so weich, daß man
sie um den Finger wickeln kann."

„And wo nimmst du all die Männer her?" fragte Lotte gespannt.
„Man kann sich doch nicht auf der Straße ansprechen lassen."

„Ach, nichts leichter als das," sagte Lildegard. „Man kann mit
jedem Mann bekannt werden,
ohne daß man sich auch nur so
viel vergibt. Man braucht bloß
ein wenig zu schwindeln, das
haben sie gerne."

„Aber wie machst du das?"

„Es kommt ganz auf die
Amstände an. Siehst du den
Lerrn, der dort links kommt?

Paß' einmal auf!"

„Nicht doch!" flüsterte Lotte
und kicherte.

„Au!" rief Lildegard. Ihr
rechter Fuß war vom Rand
des Gehsteiges abgeglitten. „Au!

Ahh! Aul"

Der Äerr stand gleich darauf
neben ihr.

„Ist es schlimm?" sagte er
teilnehmend.

„Ich fürchte," sagte Lilde-
gard, „ich habe mir den Fuß
ver — au!" Jedesmal, wenn sie
auszutreten versuchte, erklang
ein Wehlaut.

„Wohnen Sie weit von hier?"
erkundigte sich der Mann.

„Nur zwei Straßen weiter,
aber ich glaube, ich werde nicht
gehen können — Au —"

„Augenblick!" sagte der Äerr
und hielt eine Droschke an. And
während er Lildegard in den
Wagen half, schnitt diese ihrer
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Freundin eine Grimasse. Lotte, die auch mitfuhr, verbiß mühsam
das Lachen.

„Mache ich Ihnen auch keine Angelegenheiten?" fragte Lilde-
gard später.

„Keine Spur," wehrte der Mann ab, „es ist doch meine Pflicht."
And er begann den Fuß vorsichtig zu untersuchen, wobei das Mäd-
chen einigemale wild aufstöhnte.

Der Lerr ließ bei einer Apotheke halten und stieg aus, um
essigsauere Tonerde zu kaufen.

„Siehst du, jetzt sitzt ein Mann in der Falle," meinte Lildegard.
„So macht man es. Ist er nicht nett?"

„Ich habe schreckliche Angst," sagte Lotte „wie bringen wir ihn
wieder los?"

„Ganz einfach. Es ist jetzt niemand bei mir zu Lause, weshalb
wir uns bis in die Wohnung begleiten lassen. Dort macht er mir

einen Amschlag, küßt mir die
Land, geht und ist sterblich in
mich verliebt —"

Der Lerr kam zurück. Im
Wohnhaus von Lildegard an-
gelangt, brachte er ihr stattliches
Lebendgewicht im Schweiße sei-
nes Angesichts die Treppe hoch.
Cr wurde in die Wohnung ge-
beten und nahm mit Selbstver-
ständlichkeit an.

„So, mein Fräulein," sagte
er im Ton eines Menschen, der
anzuordnen gewöhnt war, „legen
Sie das Bein auf den Stuhl
hier, und dann wollen wir einmal
gründlich Nachsehen. Ich bin
nämlich Arzt."

„Ach?" rief Lildegard.

„Tut es hier weh?" fragte
der Doktor.

„Au! Ja, sehr."
„Sonderbar," meinte der
Arzt, „wirklich sonderbar, Also
fleißig Amschläge machen.und
unbedingte Bettruhe. Das wäre
vorläufig alles. Wünschen Sie,
daß ich morgen wieder komme,
oder wollen Sie die acht Mark
für den Besuch gleich bezahlen?"

„Wie — wie —" stammelte
Lildegard und wurde bis hinter
die Ohren rot.

(Fortsetzung Seite 3561

Zerstreut „Etwas groß, aber sonst gefallen mir

diese. Zeigen Sie mal den dritten."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zerstreut"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Niemeyer-Moxter, E.
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4897, S. 354
 
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