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Vielleicht ergibt sich eher eine Anknüpfung,
wenn ich den Lund los bin de.

Sonniger Alltag

Lerr Sterz grüßte verwirrt, denn er kannte ihn gar nicht. Er
war noch nie so vielen frohen Menschen auf einmal begegnet.

„Lerr Doktor!" rief ihn die Blumenverkäuferin an der Ecke von
ihrem Stand aus an. Sie nannte alle ihre männlichen Kunden
,Doktorh und der Lerr hatte schon ein paarmal Blumen bei ihr
gekauft.

„Was denn?" fragte Lerr Sterz und blieb stehen.

„Kaufen Sie doch Ihrer Frau ein paar Rosen," meinte das
Mädel, „ich verrate Ihnen dafür ein Geheimnis."

„Na, schön," meinte der Mann gut gelaunt, „wenn Sie den
Strauß ihr gleich nach Lause schicken —" In einer großzügigen
Anwandlung kaufte er ihr alle die Rosen ab, die sie noch hatte.

„And das Geheimnis?" wollte er dann wissen.

„Lier!" sagte die Verkäuferin lachend und hielt ihm einen Ta-
schenspiegel vors Gesicht. Lerr Sterz starrte verblüfft hinein, dann
riß er ärgerlich die rote Masche von dem Zöpfchen, das aus seinem
Kopf kerzengerade gegen Limmel stand.

„So ein Fratz," knurrte er und setzte rasch den Lut aus. Dann
aber mußte er selbst lachen.

Als er am Abend nach Lause kam, fiel ihm seine Frau gleich
an der Tür um den Lals.

„Wie nett von dir," rief sie, „daß du mir die Rosen geschickt
hast. Ich dachte schon, du hättest unfern Lochzeitstag vergeffen.
Dafür kriegst du ein feines Abendessen und eine gute Flasche
Wein."

„Eigentlich," meinte Lerr Sterz noch etwas benommen, „eigent-
lich sollte Ilse auch etwas haben. Ich mache nur noch einen Sprung
hinunter und kaufe ihr eine Tafel Schokolade."

Womit wieder einmal bewiesen ist, daß manchmal sogar kleine
nette Missetaten herzauffrischend zu wirken vermögen.

„Schau her, mit dieser drohenden Pose will ich meine
Frau einschüchtern." — „Großartig! Wann bist du
darauf gekommen?" — „Ach, schon vor zehn Jahren."

Anders gemeint

„Sei recht vorsichtig beim Obstpflücken, Mar!"

„Anbesorgt, Tante! Ich weiß schon, wann ich aufhören mutz, zu essen."

Verdächtig

Familie Middenmang hat einen Ausflug gemacht und kehrt spät
abends heim. „Woraus schließt du, daß der Papa einen Schwips
hat?" fragt die Mama.

„Weil er eben ein Glühwürmchen um Feuer für seine Zigarre
bat," flüstert die Tochter.

Der Grund

Kullike besucht seinen Freund Bücherwurm und staunt: „Was,
so viele Bücher hast du und noch keinen Bücherschrank?" —

Seufzt Bücherwurm bedauernd: „Tja, einen Schrank hat mir
noch niemand geborgt!"

„Warum kommt denn heute gar kein Dampfer, Mutti?"

„Montags kommt doch nie einer."

„Aber Tante Else hat doch gestern zu dir gesagt, sie läßt
heute den Doktor abfahren."

Erfüllt

Linke!, Prüll und Batzer sitzen im Kaffeehause. Kleinbusch wird
noch erwartet, also reden sie über ihn und die Erzeugnisse seiner
Feder. Denn alle vier sind Schriftsteller.

Prüll hat eben im „Morgenkurier" eine Skizze von Kleinbusch
gelesen. „Eine Frechheit!" schimpft er. „Direkt nach Tschechow!"

„Natürlich! Der Kerl lehnt sich ja überall an," stimmt Batzer
ein. „Das habe ich ja immer gesagt."

„Sagen Sie's ihm selber mal!" fordert Prüll auf, und das ist
ein starkes Verlangen, denn Kleinbusch ist ein Bärenkerl und zu
jähen Aufwallungen geneigt. Er hat schon einmal einen Verleger
furchtbar verprügelt.

„Pah, darauf soll es mir nicht ankommen," meint Batzer gleichmütig.

„Laha, Sie trauen sich ja doch nicht! Was gilt die Wette?
Zwanzig Mark!"

„Abgemacht! Linke! ist Zeuge. Ich wette also: Sowie Kleinbusch
kommt, werde ich ihm ganz laut erklären, daß er sich überall anlehnt." —

Zehn Minuten später kommt Kleinbusch. Er scheint übler Laune
zu sein, und das freut Prüll; höhnisch grinst er zu Batzer hinüber.

Aber Batzer steht auf und geht auf Kleinbusch zu, der gerade
seinen Mantel abpellen will. „Einen Augenblick mal!" sagt Batzer und
klopft dann Kleinbusch heftig auf dem Rücken herum. And dabei er-
klärt er: „Sie lehnen sich auch überall an, mein Lieber!" —c».

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vielleicht ergibt sich eher eine Anknüpfung, wenn ich den Hund losbinde" "Schau her, mit dieser drohenden Pose will ich meine Frau einschüchtern" "Warum kommt denn heute gar kein Dampfer, Mutti?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4900, S. 404

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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