Ergebnis der Preisaufgabe 406 (Nr. 4889)
Zwickmühlen
Am jene Zwickmühlen sollte es sich handeln, in die manchmal das
Denken scheinbar gerade durch die Logik gerät, die doch sein sicherer
Wegweiser sein soll. Als Beispiel hatten wir zunächst den bekannten
Fall angesührt, der dem braven Sancho Pansa zur Entscheidung
vorgelegt wurde. An einer Brücke ist ein Galgen errichtet. Wer über
die Brücke geht, muß angeben, wohin er wolle und warum. Lat er
die Wahrheit gesagt, dann dars er gehen; hat er gelogen, muß er
am Galgen hängen. Da kommt ein Mann und erklärt geradeheraus,
er wolle über die Brücke, um an dem Galgen zu sterben. Was soll
nun geschehen? Wird der Mann aufgehängt, dann hat er ja die
Wahrheit gesprochen, und gerade deshalb hätte man ihn laufen
lassen müssen. Läßt man ihn aber lausen, dann hat er gelogen und
hätte darum sterben müssen. Also wieder her mit ihm und doch an
den Galgen! Aber nein, damit würde ja seine Erklärung wahr sein
-und so dreht man sich im Kreise und kommt nicht heraus aus
der Zwickmühle. Nach einigen weiteren Beispielen hatten wir schließ-
lich noch die Zwickmühle für den Chemiker erwähnt, dem zwei Auf-
gaben gestellt werden: eine Wäschetinte herzustellen, deren Schrift
durch kein Mittel zu entfernen ist, und ein Fleckmittel, das jeden
Fleck, jede Schrift beseitigt.
Die Aufgabe war diesmal nicht leicht, und so sind uns manche
Einsendungen begegnet, die wir als allzu bekannte, seit alten Zeiten
von den Sophisten gern vorgetragene Geschichten doch ausscheiden
mußten. Wenn uns z. B. von einem Manne aus Bumsdorf berichtet
wird, der erklärt, alle Bumsdorfer sprächen niemals die Wahrheit,
woraus nun eine Zwickmühle wird, da die Behauptung von einem
Bumsdorfer selbst aufgestellt wird — — ja, dann ist dieser gute
Mann aus Bumsdorf nur der bekannte Kreter Epimenides, der von
seinen Landsleuten versicherte: „Alle Kreter sind Lügner!" And so
ist noch manches Aehnliche gekommen.
Dann haben auch manche Einsender dem Begriff „Zwickmühle"
eine in diesem Fall nicht gewünschte Ausdehnung gegeben. Wenn
z. B. Meier nicht weiß, ob er die ganz reizende, aber herrschsüchtige
und etwas verschwenderische Ella nehmen soll oder die eigentlich nicht
hübsche, aber bescheidene und haushälterische Käthe-dann mag
das für ihn ein schwieriges Dilemma sein, ein anderer aber würde
sich am Ende leicht entscheiden können.
Die Wahl ist aus diese drei Einsendungen gefallen:
Erster Preis von 60 Mark:
Peperls ^a^er ist Dorfschuster. Er sagt: „Peperl, lauf geschwind
zum Kramer um ein Packerl Schusternägel! Mußt aber rennen, weil
ich die Schuh vom Doktor in einer halben Stund' liefern muß."
Peperl läuft, was er kann. Er läuft einen Zaun entlang, kommt
zu nahe und reißt sich ein Loch in die neue Lose.
Nun überlegt Peperl verzweifelt: „Wenn ich geschwind zur Tante
renn', damit sie mir's Loch in den Losen näht, dann krieg' ich von
der Mutter keine Prügel. Nachher komm ich aber mit den Nägeln
zu spät zum Vater, und dann krieg ich von dem Prügel. Was soll
ich jetzt tun?"
Einsender: Paul Groß, Morzg bei Salzburg, Fischerhof.
Zweiter Preis von 30 Mark:
Dick und Mabel haben ein Auto. Mabel hat Dick, der um sie
besorgt ist, feierlich zugeschworen, nie ohne ihn das Auto zu benutzen.
Nun aber will Mabel ein blaues Kleid haben, weil das ihrer Mei-
nung nach allein zu der Farbe des Wagens paßt. Dick kann Blau
nicht ausstehen, will ihr aber das Kleid doch kaufen, wenn sie ihm
fest verspricht, es nie in seiner Gegenwart zu tragen.
Einsender: La ns Jürgen Siems, Wehnen b. Ofen, Post
Oldenburg-Land.
Dritter Preis von 20 Mark, unter Gleichartigem durch das Los
bestimmt:
Ein Abenteurer war in einen Larem eingedrungen und ergriffen
worden. „Morgen wirst du sterben!" sagte der Sultan. „Aber ei»
Wunsch steht dir noch frei."
„Dann wünsche ich mir, dir morgen etwas sagen zu dürfen," er-
klärte der Todeskandidat. „Spreche ich dann die Wahrheit, muß ich
durch das Schwert sterben, am Galgen aber, wenn ich etwas Falsches
gesagt habe."
Damit war der Sultan zufrieden, denn er dachte, so könnte der
Mann ihm auf keinen Fall entgehen.
Am nächsten Morgen sprach der Delinquent: „Du wirst mich
aufhängen lassen."
„Wird gemacht!" sagte der Sultan. Aber nun erklärte der Aben-
teurer: „Das geht nicht, denn dann hätte ich die Wahrheit gespro-
chen und müßte also durch das Schwert umkommen. Läßt du mich
aber mit dem Schwert hinrichten, dann habe ich das Falsche gesagt
und müßte also hängen."
So mußte man den Eindringling laufen lassen, da der Wider-
spruch nicht zu lösen war.
Einsender: Lermann Bernhardt, Wanne-Eickel, Wests.,
Lerzogstraße 2.
Außerdem sind 30 Trostpreise in Büchern im Werte von je
3 Mark verschickt worden.
Erhalten Sie sich Ihre Zähne jung*
(^Cburuf iuid ^LjJvk,!
Ebenso wichtig wie einfach ist es, sich seine Zähne jung und gesund zu erhalten.
Nehmen Sie doch die starkwirksame Nivea-Zahnpasta! Sie poliert Ihre
Zähne nicht nur oberflächlich, sondern reinigt mit ihrem feinen Schaum auch die
verborgensten Winkel gründlich. Regelmäßige Zahnpflege mit Nivea-Zahnpasta
verhindert den Ansatz von Zahnstein und erhält Ihre Zähne jung, gesund und stark.
40 Pf. die große Tube
25 Pf. die kleine Tube
749
Bei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen,
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Zwickmühlen
Am jene Zwickmühlen sollte es sich handeln, in die manchmal das
Denken scheinbar gerade durch die Logik gerät, die doch sein sicherer
Wegweiser sein soll. Als Beispiel hatten wir zunächst den bekannten
Fall angesührt, der dem braven Sancho Pansa zur Entscheidung
vorgelegt wurde. An einer Brücke ist ein Galgen errichtet. Wer über
die Brücke geht, muß angeben, wohin er wolle und warum. Lat er
die Wahrheit gesagt, dann dars er gehen; hat er gelogen, muß er
am Galgen hängen. Da kommt ein Mann und erklärt geradeheraus,
er wolle über die Brücke, um an dem Galgen zu sterben. Was soll
nun geschehen? Wird der Mann aufgehängt, dann hat er ja die
Wahrheit gesprochen, und gerade deshalb hätte man ihn laufen
lassen müssen. Läßt man ihn aber lausen, dann hat er gelogen und
hätte darum sterben müssen. Also wieder her mit ihm und doch an
den Galgen! Aber nein, damit würde ja seine Erklärung wahr sein
-und so dreht man sich im Kreise und kommt nicht heraus aus
der Zwickmühle. Nach einigen weiteren Beispielen hatten wir schließ-
lich noch die Zwickmühle für den Chemiker erwähnt, dem zwei Auf-
gaben gestellt werden: eine Wäschetinte herzustellen, deren Schrift
durch kein Mittel zu entfernen ist, und ein Fleckmittel, das jeden
Fleck, jede Schrift beseitigt.
Die Aufgabe war diesmal nicht leicht, und so sind uns manche
Einsendungen begegnet, die wir als allzu bekannte, seit alten Zeiten
von den Sophisten gern vorgetragene Geschichten doch ausscheiden
mußten. Wenn uns z. B. von einem Manne aus Bumsdorf berichtet
wird, der erklärt, alle Bumsdorfer sprächen niemals die Wahrheit,
woraus nun eine Zwickmühle wird, da die Behauptung von einem
Bumsdorfer selbst aufgestellt wird — — ja, dann ist dieser gute
Mann aus Bumsdorf nur der bekannte Kreter Epimenides, der von
seinen Landsleuten versicherte: „Alle Kreter sind Lügner!" And so
ist noch manches Aehnliche gekommen.
Dann haben auch manche Einsender dem Begriff „Zwickmühle"
eine in diesem Fall nicht gewünschte Ausdehnung gegeben. Wenn
z. B. Meier nicht weiß, ob er die ganz reizende, aber herrschsüchtige
und etwas verschwenderische Ella nehmen soll oder die eigentlich nicht
hübsche, aber bescheidene und haushälterische Käthe-dann mag
das für ihn ein schwieriges Dilemma sein, ein anderer aber würde
sich am Ende leicht entscheiden können.
Die Wahl ist aus diese drei Einsendungen gefallen:
Erster Preis von 60 Mark:
Peperls ^a^er ist Dorfschuster. Er sagt: „Peperl, lauf geschwind
zum Kramer um ein Packerl Schusternägel! Mußt aber rennen, weil
ich die Schuh vom Doktor in einer halben Stund' liefern muß."
Peperl läuft, was er kann. Er läuft einen Zaun entlang, kommt
zu nahe und reißt sich ein Loch in die neue Lose.
Nun überlegt Peperl verzweifelt: „Wenn ich geschwind zur Tante
renn', damit sie mir's Loch in den Losen näht, dann krieg' ich von
der Mutter keine Prügel. Nachher komm ich aber mit den Nägeln
zu spät zum Vater, und dann krieg ich von dem Prügel. Was soll
ich jetzt tun?"
Einsender: Paul Groß, Morzg bei Salzburg, Fischerhof.
Zweiter Preis von 30 Mark:
Dick und Mabel haben ein Auto. Mabel hat Dick, der um sie
besorgt ist, feierlich zugeschworen, nie ohne ihn das Auto zu benutzen.
Nun aber will Mabel ein blaues Kleid haben, weil das ihrer Mei-
nung nach allein zu der Farbe des Wagens paßt. Dick kann Blau
nicht ausstehen, will ihr aber das Kleid doch kaufen, wenn sie ihm
fest verspricht, es nie in seiner Gegenwart zu tragen.
Einsender: La ns Jürgen Siems, Wehnen b. Ofen, Post
Oldenburg-Land.
Dritter Preis von 20 Mark, unter Gleichartigem durch das Los
bestimmt:
Ein Abenteurer war in einen Larem eingedrungen und ergriffen
worden. „Morgen wirst du sterben!" sagte der Sultan. „Aber ei»
Wunsch steht dir noch frei."
„Dann wünsche ich mir, dir morgen etwas sagen zu dürfen," er-
klärte der Todeskandidat. „Spreche ich dann die Wahrheit, muß ich
durch das Schwert sterben, am Galgen aber, wenn ich etwas Falsches
gesagt habe."
Damit war der Sultan zufrieden, denn er dachte, so könnte der
Mann ihm auf keinen Fall entgehen.
Am nächsten Morgen sprach der Delinquent: „Du wirst mich
aufhängen lassen."
„Wird gemacht!" sagte der Sultan. Aber nun erklärte der Aben-
teurer: „Das geht nicht, denn dann hätte ich die Wahrheit gespro-
chen und müßte also durch das Schwert umkommen. Läßt du mich
aber mit dem Schwert hinrichten, dann habe ich das Falsche gesagt
und müßte also hängen."
So mußte man den Eindringling laufen lassen, da der Wider-
spruch nicht zu lösen war.
Einsender: Lermann Bernhardt, Wanne-Eickel, Wests.,
Lerzogstraße 2.
Außerdem sind 30 Trostpreise in Büchern im Werte von je
3 Mark verschickt worden.
Erhalten Sie sich Ihre Zähne jung*
(^Cburuf iuid ^LjJvk,!
Ebenso wichtig wie einfach ist es, sich seine Zähne jung und gesund zu erhalten.
Nehmen Sie doch die starkwirksame Nivea-Zahnpasta! Sie poliert Ihre
Zähne nicht nur oberflächlich, sondern reinigt mit ihrem feinen Schaum auch die
verborgensten Winkel gründlich. Regelmäßige Zahnpflege mit Nivea-Zahnpasta
verhindert den Ansatz von Zahnstein und erhält Ihre Zähne jung, gesund und stark.
40 Pf. die große Tube
25 Pf. die kleine Tube
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Bei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen,
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