ü
Häuslich
Putzer markierte den Läuslichen. Er ging daran, die Türen zu
ölen und zu schmieren. Aber seine Frau hatte ihn doch durchschaut:
„Wo willst du denn heute schon wieder hin?"
Die Bitte
Tobias geht mit seiner Frau ins Kino. Kaum sitzt Tobias, da
bittet er die vor ihm sitzende Dame, sie möge ihren Lut abnehmen.
„Aber der ist doch wirklich so klein . . ."
„Ich möchte zwölf Mausefallen."
was machen Sie mit den vielen
Mausefallen? Sie haben doch
gestern und vorgestern schon
welche geholt." — „Ja, aber da
sind schon Mäuse drin."
Die Eifersüchtige
Sie: „Warum drückst du beim
Küssen immer die Augen zu —
du willst dir wohl eine andere
vorstellen, wenn du mich küssest?"
Berechtigt.
„And was hat Ihre Tochter
später noch zu erwarten?" erkun-
digt sich der geschäftstüchtige Be-
werber. — „Ra, ich hoffe doch,
daß sie mich öfter zum Groß-
vater machen wird," lacht der Alte.
Flüstert Tobias: „Deswegen nicht! Aber, wenn meine
— „Schön. Aber sagen Sie mal, Frau ihn sieht, will sie auch so einen haben!"
„Nimm doch bitte etwas Rücksicht auf meinen Rheumatismus!"
Arau Kuller klingelt bei der
Nachbarin.
„Denken Sie sich, Frau Schum-
rig, mein Sohn kommt zur Nach-
richtentruppe."
„Sehr schön, Frau Kuller!
Aber sagen Sie ihm, die Nachrich-
ten an meine Else soll er künftig
unterlassen!"
Boshafte Kritik
Lieber einen Schauspieler, der
als Lofmarschall Kalb in „Ka-
bale und Liebe" nicht ohne Bei-
fall gastiert hatte, hatte ein Kri-
tiker, der mit ihm verfeindet war,
geschrieben: „Er war als Kalb
vollendet."
Der Ehering
Von Ralph Urban
Am Samstag nachmittag pflegte sich Lerr Scharpf den Familien-
pflichten zu entziehen und ein Privatleben zu haben. Dieses bestand
darin, daß er in ein Kaffeehaus ging. Wenn Lilde wollte, dann nahm
er sie natürlich mit, aber die Frau war gerade am Samstag so mit
der Läuslichkeit und den Kindern beschäftigt, daß sie ihn meist aus
eigenem fortschickte.
Lerr Scharpf saß also wieder einmal in jenem eleganten Cafe.
Gedämpfte Musik, gutangezogene Leute, geräuschlose Kellner. Lerr
Scharpf las seine Zeitung, trank zwischendurch Kaffee und war restlos
glücklich. Einmal, als er wieder nach der Tasse griff, hob er unwill-
kürlich den Blick und sah in unwahrscheinlich schöne Frauenaugen.
Jawohl! Die Dame, die dort drüben saß, schaute ihn freundlich
fragend an. Zn seiner ersten Verwirrung versteckte er sich rasch hinter
seiner Zeitung und rührte mit dem Löffel neben der Kaffeetasse um.
Lierauf sammelte er sich und schoß einen männlich unternehmungs-
lustigen Blick ab. Donnerwetter, warum sollte er nicht auch einmal
Chancen haben? Der Don Juan, der sogar in den bravsten Ehe-
männern schlummern soll, erwachte. So kam es, daß er Scharpf, wäh-
rend er sich für den nächsten Feuerblick rüstete, den Ehering abstreifte
26
und ihn wie ein Gewohnheitsverbrecher in die Westentasche ver-
schwinden ließ. Dann legte e- ' "ont die eheliche Land auf die Tisch-
kante. Allerdings hätte sog ßtte Watson an dem weißen Stteifen
am Finger und den leicht ger„a>.»^ Rändern des Abdruckes feststellen
können, daß der Mann einen Eheking zu tragen gewöhnt war.
Die Dame winkte den Ober heran und bezahlte. Dann nahm sie
ihre Landtasche, trat auf Lerrn Scharpf zu, lächelte himmlisch und
sprach: „Ich möchte gerne meinen Maulwurf etwas kürzer haben.
Können Sie ihn nicht vielleicht gleich am Montag abholen lassen?"
„Wie, bi — bi?" lallte der Mann.
„Sie sind doch Lerr Seibold?" kam es erstaunt von den roten
Lippen. — „Scharpf, mein Name!" beteuerte derjenige, welcher.
„Zu dumm," meinte die Dame, „jetzt habe ich Sie mit meinem
Kürschner verwechselt. Sie entschuldigen schon." And rauschte dahin.
„Julius, was bist du auch für ein Pferd," seufzte Lerr Scharpf
und blickte ihr wehmütig nach.
Nachdem er gezahlt hatte, erhob er sich, griff in die Westentasche,
angelte den Ring hervor — schwups — und fort war der Ring. Lerr
Scharpf sah rechts, sah links — nichts. Kniete sich auf den roten Läufer
Häuslich
Putzer markierte den Läuslichen. Er ging daran, die Türen zu
ölen und zu schmieren. Aber seine Frau hatte ihn doch durchschaut:
„Wo willst du denn heute schon wieder hin?"
Die Bitte
Tobias geht mit seiner Frau ins Kino. Kaum sitzt Tobias, da
bittet er die vor ihm sitzende Dame, sie möge ihren Lut abnehmen.
„Aber der ist doch wirklich so klein . . ."
„Ich möchte zwölf Mausefallen."
was machen Sie mit den vielen
Mausefallen? Sie haben doch
gestern und vorgestern schon
welche geholt." — „Ja, aber da
sind schon Mäuse drin."
Die Eifersüchtige
Sie: „Warum drückst du beim
Küssen immer die Augen zu —
du willst dir wohl eine andere
vorstellen, wenn du mich küssest?"
Berechtigt.
„And was hat Ihre Tochter
später noch zu erwarten?" erkun-
digt sich der geschäftstüchtige Be-
werber. — „Ra, ich hoffe doch,
daß sie mich öfter zum Groß-
vater machen wird," lacht der Alte.
Flüstert Tobias: „Deswegen nicht! Aber, wenn meine
— „Schön. Aber sagen Sie mal, Frau ihn sieht, will sie auch so einen haben!"
„Nimm doch bitte etwas Rücksicht auf meinen Rheumatismus!"
Arau Kuller klingelt bei der
Nachbarin.
„Denken Sie sich, Frau Schum-
rig, mein Sohn kommt zur Nach-
richtentruppe."
„Sehr schön, Frau Kuller!
Aber sagen Sie ihm, die Nachrich-
ten an meine Else soll er künftig
unterlassen!"
Boshafte Kritik
Lieber einen Schauspieler, der
als Lofmarschall Kalb in „Ka-
bale und Liebe" nicht ohne Bei-
fall gastiert hatte, hatte ein Kri-
tiker, der mit ihm verfeindet war,
geschrieben: „Er war als Kalb
vollendet."
Der Ehering
Von Ralph Urban
Am Samstag nachmittag pflegte sich Lerr Scharpf den Familien-
pflichten zu entziehen und ein Privatleben zu haben. Dieses bestand
darin, daß er in ein Kaffeehaus ging. Wenn Lilde wollte, dann nahm
er sie natürlich mit, aber die Frau war gerade am Samstag so mit
der Läuslichkeit und den Kindern beschäftigt, daß sie ihn meist aus
eigenem fortschickte.
Lerr Scharpf saß also wieder einmal in jenem eleganten Cafe.
Gedämpfte Musik, gutangezogene Leute, geräuschlose Kellner. Lerr
Scharpf las seine Zeitung, trank zwischendurch Kaffee und war restlos
glücklich. Einmal, als er wieder nach der Tasse griff, hob er unwill-
kürlich den Blick und sah in unwahrscheinlich schöne Frauenaugen.
Jawohl! Die Dame, die dort drüben saß, schaute ihn freundlich
fragend an. Zn seiner ersten Verwirrung versteckte er sich rasch hinter
seiner Zeitung und rührte mit dem Löffel neben der Kaffeetasse um.
Lierauf sammelte er sich und schoß einen männlich unternehmungs-
lustigen Blick ab. Donnerwetter, warum sollte er nicht auch einmal
Chancen haben? Der Don Juan, der sogar in den bravsten Ehe-
männern schlummern soll, erwachte. So kam es, daß er Scharpf, wäh-
rend er sich für den nächsten Feuerblick rüstete, den Ehering abstreifte
26
und ihn wie ein Gewohnheitsverbrecher in die Westentasche ver-
schwinden ließ. Dann legte e- ' "ont die eheliche Land auf die Tisch-
kante. Allerdings hätte sog ßtte Watson an dem weißen Stteifen
am Finger und den leicht ger„a>.»^ Rändern des Abdruckes feststellen
können, daß der Mann einen Eheking zu tragen gewöhnt war.
Die Dame winkte den Ober heran und bezahlte. Dann nahm sie
ihre Landtasche, trat auf Lerrn Scharpf zu, lächelte himmlisch und
sprach: „Ich möchte gerne meinen Maulwurf etwas kürzer haben.
Können Sie ihn nicht vielleicht gleich am Montag abholen lassen?"
„Wie, bi — bi?" lallte der Mann.
„Sie sind doch Lerr Seibold?" kam es erstaunt von den roten
Lippen. — „Scharpf, mein Name!" beteuerte derjenige, welcher.
„Zu dumm," meinte die Dame, „jetzt habe ich Sie mit meinem
Kürschner verwechselt. Sie entschuldigen schon." And rauschte dahin.
„Julius, was bist du auch für ein Pferd," seufzte Lerr Scharpf
und blickte ihr wehmütig nach.
Nachdem er gezahlt hatte, erhob er sich, griff in die Westentasche,
angelte den Ring hervor — schwups — und fort war der Ring. Lerr
Scharpf sah rechts, sah links — nichts. Kniete sich auf den roten Läufer
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nimm doch etwas Rücksicht auf meinen Rheumatismus!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4929, S. 26
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg