Zeichnung von 3- Mauder
„A fein, Kinder, ein Pferd!"
Der Ehering
und machte dort neckische Figuren, aber der Ring blieb trotzdem ver-
schwunden. Za, mein lieber Julius, man wandelt eben nicht ungestraft.
„Suchen Sie etwas, mein Lerr?" erkundigte sich geistvoll ein Kellner.
„Meinen Ehe— Eh— es wird nur ein Groschen gewesen sein,
lassen Sie ihn —." Er konnte doch nicht gut sagen, daß er seinen
Ehering verloren hatte.
Lerr Scharpf ging zum nächsten Goldarbeiter, suchte einen Ehe-
r’n9 in Form des versiossenen aus und fragte, ob er gleich das Datum
'16. 3. 1934' eingraviert haben könnte. Der Juwelier verneinte, aber
bis Montag abend würde es schon sein können.
„Schön," seufzte Lerr Scharpf, „dann nehme ich diesen hier und
bestelle noch einen mit Datum bis Montag abend." Er war zu jedem
^>Pfer bereit, um nicht ohne Ring nach Lause kommen zu müssen.
Am Dienstag morgen bürstete Frau Lilde den Anzug ihres
Mannes. Plötzlich sprang etwas Glänzendes unten aus dem Umschlag
der Lose. „Nanu?" wunderte sich Frau Scharpf. „Was ist denn das?"
^loch mehr wunderte sie sich, als sie den Ehering ihres Mannes
"'it dem Datum ,16. 3. 1934' erkannte. Sie schüttelte das Laupt,
steckte den Ring ein und bürstete weiter. Bei der Weste angelangt
griff sie mit weiblicher Gründlichkeit auch in die Taschen und erstarrte
alsbald. Ein zweiter Ehering funkelte ihr entgegen, dieser allerdings
ohne Datum. Frau Lilde setzte sich nun nieder, stützte den Kopf in
die Lände und dachte nach. Aber sie kam zu keinem Ergebnis.
Als mittags Lerr Scharpf »ach Lause kam, galt der erste Blick
der Frau seiner Land, die ordnungsgemäß mit dem ehelichen Reifen
versehen war. Frau Lilde stöhnte, denn dies war ihr zu hoch.
„Dein Ring glänzt heute so eigen," sprach sie später.
„Er glänzt wie immer," meinte der Mann und zuckte nur unmerklich.
„Bringst du ihn noch herunter? Laß ihn mich mal ansehen!"
Mit scheinbarer Anstrengung zog Lerr Scharpf den Ring ab und
reichte ihn der Frau. Die kniff die Augen zusammen und betrachtete
die Innenseite. ,16. 3. 1934". Das Datum stimmte.
Am nächsten Tag erinnerte sich Lerr Scharpf jenes Ringes ohne
Datum in seiner Westentasche und suchte vergeblich. Dann murmelte er
etwas vom Gesetz der Serie, und fand sich damit ab, denn es erschien
ihm gar nicht unwahrscheinlich, daß er auch diesen Ring verloren hätte.
Lilde wieder brannte vor Neugierde. Sie kämpfte lange mit sich,
aber dann beschloß sie als kluge Frau, dieses Geheimnis auf sich
beruhen zu lassen und zu schweigen. Trägt ein Mann plötzlich keinen
Ehering, so ist Grund, energisch dagegen einzuschreiten. Lat er aber
auf einmal drei, dann ist dies nur sehr merkwürdig.
Am keinesfalls an dem Bewußtsein leiden zu müssen, bei der
Sache vielleicht genasführt worden zu sein, nahm Frau Lilde die
beiden Ringe, trug sie zu ihrem Ahrmacher und tauschte sie gegen
das hübsche Armband ein. das sie sich schon lange gewünscht hatte.
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„A fein, Kinder, ein Pferd!"
Der Ehering
und machte dort neckische Figuren, aber der Ring blieb trotzdem ver-
schwunden. Za, mein lieber Julius, man wandelt eben nicht ungestraft.
„Suchen Sie etwas, mein Lerr?" erkundigte sich geistvoll ein Kellner.
„Meinen Ehe— Eh— es wird nur ein Groschen gewesen sein,
lassen Sie ihn —." Er konnte doch nicht gut sagen, daß er seinen
Ehering verloren hatte.
Lerr Scharpf ging zum nächsten Goldarbeiter, suchte einen Ehe-
r’n9 in Form des versiossenen aus und fragte, ob er gleich das Datum
'16. 3. 1934' eingraviert haben könnte. Der Juwelier verneinte, aber
bis Montag abend würde es schon sein können.
„Schön," seufzte Lerr Scharpf, „dann nehme ich diesen hier und
bestelle noch einen mit Datum bis Montag abend." Er war zu jedem
^>Pfer bereit, um nicht ohne Ring nach Lause kommen zu müssen.
Am Dienstag morgen bürstete Frau Lilde den Anzug ihres
Mannes. Plötzlich sprang etwas Glänzendes unten aus dem Umschlag
der Lose. „Nanu?" wunderte sich Frau Scharpf. „Was ist denn das?"
^loch mehr wunderte sie sich, als sie den Ehering ihres Mannes
"'it dem Datum ,16. 3. 1934' erkannte. Sie schüttelte das Laupt,
steckte den Ring ein und bürstete weiter. Bei der Weste angelangt
griff sie mit weiblicher Gründlichkeit auch in die Taschen und erstarrte
alsbald. Ein zweiter Ehering funkelte ihr entgegen, dieser allerdings
ohne Datum. Frau Lilde setzte sich nun nieder, stützte den Kopf in
die Lände und dachte nach. Aber sie kam zu keinem Ergebnis.
Als mittags Lerr Scharpf »ach Lause kam, galt der erste Blick
der Frau seiner Land, die ordnungsgemäß mit dem ehelichen Reifen
versehen war. Frau Lilde stöhnte, denn dies war ihr zu hoch.
„Dein Ring glänzt heute so eigen," sprach sie später.
„Er glänzt wie immer," meinte der Mann und zuckte nur unmerklich.
„Bringst du ihn noch herunter? Laß ihn mich mal ansehen!"
Mit scheinbarer Anstrengung zog Lerr Scharpf den Ring ab und
reichte ihn der Frau. Die kniff die Augen zusammen und betrachtete
die Innenseite. ,16. 3. 1934". Das Datum stimmte.
Am nächsten Tag erinnerte sich Lerr Scharpf jenes Ringes ohne
Datum in seiner Westentasche und suchte vergeblich. Dann murmelte er
etwas vom Gesetz der Serie, und fand sich damit ab, denn es erschien
ihm gar nicht unwahrscheinlich, daß er auch diesen Ring verloren hätte.
Lilde wieder brannte vor Neugierde. Sie kämpfte lange mit sich,
aber dann beschloß sie als kluge Frau, dieses Geheimnis auf sich
beruhen zu lassen und zu schweigen. Trägt ein Mann plötzlich keinen
Ehering, so ist Grund, energisch dagegen einzuschreiten. Lat er aber
auf einmal drei, dann ist dies nur sehr merkwürdig.
Am keinesfalls an dem Bewußtsein leiden zu müssen, bei der
Sache vielleicht genasführt worden zu sein, nahm Frau Lilde die
beiden Ringe, trug sie zu ihrem Ahrmacher und tauschte sie gegen
das hübsche Armband ein. das sie sich schon lange gewünscht hatte.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"A fein, Kinder, ein Pferd!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4929, S. 27
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg