o
Im Gegenteil
„Wie lange hat dich der Zahnarzt behandelt?"
„Nun, eine gute Stunde kann es gedauert haben."
„Das scheint mir eher eine schlimme Stunde gewesen zu sein."
Abschreckend
„Die Devise unseres Geschlechtes lautet: Niemals zurück!" — „Da-
raufhin wird Ihnen wohl kein Mensch Geld borgen, Lerr Graf!"
^)ille ereifert sich: „Da sagt man immer, nur Kinder stellen die
unmöglichsten Fragen." — „Stimmt doch auch, Pille!"
„Ra, was glauben Sie, was mich heute ein Erwachsener gefragt
hat?" — „Was denn?"
„Wann ich ihm die geliehenen hundert Mark wiedergebe."
Hoffnungsvoll
Lerr Lartglas kehrte nach dem Spaziergang mit seinem Spröß-
ling in einem Gasthof ein und verlangte:
„Ein großes und ein kleines Bier."
Der Sprößling stutzte.
„Fräulein," rief er dann, „für meinen Vati auch ein großes."
„Statistiken sind auch Ansinn, danach wäre jedes neunte Kind ein Chinese."
Chinesische Höflichkeit
Von Ralph Urban
Am Bahnhof von Tientsin trat ein Chinese
zu einem chinesischen Bahnbeamten, verneigte
sich dreimal, lächelte und sprach:
„Großer Beherrscher der eisernen Pferde,
die auf erzenen Bändern durch die Lande
jagen und heiße Dämpfe von sich geben, ver-
verzeihe mir lächerlich bedeutungslosem Rei-
senden, der noch unwürdiger ist als der sich
im Staub windende zahnlose Wurm und der
sein zweckloses Vorhandensein nur einem ur-
komischen Scherz der Natur verdankt, vergib
mir, deinem untertänigsten Sklaven, der es
nicht verdienen würde, den Saum deiner köst-
lichen Gewänder zu küssen, wenn ich toll vor
Anmaßung und Selbstüberheblichkeit es wage,
mein Antlitz vor dir zu erheben und in tiefer
Ehrfurcht flehentlich bitte, eine Frage an dich
richten zu dürfen, der du allwissend und sieben-
mal weise bist!"
Der Bahnbeamte verneigte sich ebenfalls
dreimal, legte die Land aufs Lerz und
antwortete:
„Edler Reisender, dessen Großzügigkeit ich
den Reis verdanke, das Geschenk deiner
leuchtenden Gnade, dank derer ich und die
Meinen ihr wertloses Leben zu leben in der
Lage sind, wir, die wir es nicht verdienen
würden, abgezogen als Bettvorleger in deinem
herrlichen Palast zu liegen, edler Reisender,
der du wie das Licht des strahlenden Sonnen-
gottes über mich gekommen bist, ich werfe
mich vor dir zu Boden, hebe beschwörend
meine häßlichen Lände und bitte dich, die
Frage an mich zu richten, damit ich weiß,
daß mein Argroßvater, mein Großvater, mein
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Im Gegenteil
„Wie lange hat dich der Zahnarzt behandelt?"
„Nun, eine gute Stunde kann es gedauert haben."
„Das scheint mir eher eine schlimme Stunde gewesen zu sein."
Abschreckend
„Die Devise unseres Geschlechtes lautet: Niemals zurück!" — „Da-
raufhin wird Ihnen wohl kein Mensch Geld borgen, Lerr Graf!"
^)ille ereifert sich: „Da sagt man immer, nur Kinder stellen die
unmöglichsten Fragen." — „Stimmt doch auch, Pille!"
„Ra, was glauben Sie, was mich heute ein Erwachsener gefragt
hat?" — „Was denn?"
„Wann ich ihm die geliehenen hundert Mark wiedergebe."
Hoffnungsvoll
Lerr Lartglas kehrte nach dem Spaziergang mit seinem Spröß-
ling in einem Gasthof ein und verlangte:
„Ein großes und ein kleines Bier."
Der Sprößling stutzte.
„Fräulein," rief er dann, „für meinen Vati auch ein großes."
„Statistiken sind auch Ansinn, danach wäre jedes neunte Kind ein Chinese."
Chinesische Höflichkeit
Von Ralph Urban
Am Bahnhof von Tientsin trat ein Chinese
zu einem chinesischen Bahnbeamten, verneigte
sich dreimal, lächelte und sprach:
„Großer Beherrscher der eisernen Pferde,
die auf erzenen Bändern durch die Lande
jagen und heiße Dämpfe von sich geben, ver-
verzeihe mir lächerlich bedeutungslosem Rei-
senden, der noch unwürdiger ist als der sich
im Staub windende zahnlose Wurm und der
sein zweckloses Vorhandensein nur einem ur-
komischen Scherz der Natur verdankt, vergib
mir, deinem untertänigsten Sklaven, der es
nicht verdienen würde, den Saum deiner köst-
lichen Gewänder zu küssen, wenn ich toll vor
Anmaßung und Selbstüberheblichkeit es wage,
mein Antlitz vor dir zu erheben und in tiefer
Ehrfurcht flehentlich bitte, eine Frage an dich
richten zu dürfen, der du allwissend und sieben-
mal weise bist!"
Der Bahnbeamte verneigte sich ebenfalls
dreimal, legte die Land aufs Lerz und
antwortete:
„Edler Reisender, dessen Großzügigkeit ich
den Reis verdanke, das Geschenk deiner
leuchtenden Gnade, dank derer ich und die
Meinen ihr wertloses Leben zu leben in der
Lage sind, wir, die wir es nicht verdienen
würden, abgezogen als Bettvorleger in deinem
herrlichen Palast zu liegen, edler Reisender,
der du wie das Licht des strahlenden Sonnen-
gottes über mich gekommen bist, ich werfe
mich vor dir zu Boden, hebe beschwörend
meine häßlichen Lände und bitte dich, die
Frage an mich zu richten, damit ich weiß,
daß mein Argroßvater, mein Großvater, mein
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Statistiken sind auch Unsinn, danach wäre jedes neunte Kind ein Chinese."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4932, S. 62
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg