Fliegende Blätter (192.1940 (Nr. 4927-4952) = 96. Jahrg.)

Kinkerlitzchen

Der englische Botschafter in Washington hat
in einem Interview erklärt, er glaube natürlich
nicht, daß England im Verlauf seiner Geschichte
niemals Irrtümer begangen und nicht manchmal
sogar Anrecht gehabt habe. Aber er sei überzeugt,
daß es diesmal im Recht sei.

Aehnliche Versicherungen werden manchmal
vor Gericht gehört. So erklärt etwa ein hartge-
sottener Aebeltäter: „Ich gebe zu, daß ich manch-
mal was ausgefressen habe, Aber diesmal bin
ich wirklich unschuldig."

Der englische Zeitungsmagnat Lord Beaver-
brook hat im „Sunday Expreß" erklärt, die
Vereinigten Staaten hätten nach dem Versailler
Frieden auf die Rückzahlung der englischen ^Kriegs-
schulden verzichten sollen.

Das werden manche stolzen Engländer nicht gern
vernommen haben. England nimmt entweder mit
Gewalt, oder wenn es etwas bekommen hat, das es
zurückzugeben versprochen hat, daun hält es eben
sein Versprechen nicht. Aber schenken läßt sich
England nichts.

Lord Beaverbrook hat festgestellt, daß der
jetzige Krieg England täglich doppelt so viel kostet
als der vorige.

Auch sonst muß man in England stark erhöhte
Preise bei verminderter Qualität zahlen.

Der „Daily Expreß" ist mit den Leistungen
der britischen Luftwaffe sehr unzufrieden; er hat
erklärt, wenn bestenfalls Flugblätter über deut-
schem Boden abgeworfen würden, so sei das eine
Degradierung der englischen Kriegsflugzeuge zu
Postflugzeugen.

And dabei haben sie nichts Besseres zu bestellen
als bloße Wurfsendungen, die unbeachtet bleiben.

Griecheirland bekommt seine Lieferungen nach Eng-
land wegen der englischen Devisenlage nicht be-
zahlt. Der griechische Finanzminister Apostolidos
hat sich nach England begeben, um die eingefro-
renen griechischen Guthaben loszueisen.

Es ist ganz natürlich, daß er dabei keinen
warmen Empfang verspürt hat.

„Mit dem Fragezeichen also schließt man
den Fragesatz. And wozu brauchen Sie einen
Doppelpunkt?"

„Zu einem Taschentuch!"

Der Verband amerikanischer Warenhäuser hat
festgestellt, daß Frauen zwölfmal mehr Sachen für
Männer kaufen als die Männer für Frauen.

Man schließe daraus nicht etwa, daß die ameri-
kanischen Damen mehr um die Männer besorgt
seien. Die Damen haben eben mehr Vergnügen
am Einkäufen. And in vielen Fällen wird auch
die Frau die Kasse haben. — vn.

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