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Ali Mama und die 39 Kamele

Von Ralph Arban

Ali Mama und Lassan Nimdir waren die mächtigsten Kaufleute
im ganzen Land. Lassan Nimdir, der ältere, nannte eine Tochter
namens Fade sein eigen, die nach innen geringelte Augen und eine
hängende Unterlippe hatte und auch sonst in aller Schönheit erstrahlte.
Eines Tages nun sah Ali Mama, der jüngere, dieses Kind seines
Konkurrenten und war weg. Also begab er sich geradewegs zu Lassan
Nimdir, berührte Stirn und Lippen, verneigte sich einigemal« und
sprach: „Große Leuchte des Morgenlandes, ich möchte deine Tochter
zum Weibe, wenn sie nicht zu teuer ist!"

„Allah segne dein Lerz I" rief Lassan
Nimdir. „Wieviel ist sie dir wert?"

„Auf fünf bis sechs Kamele soll es
mir nicht ankommen," entgegnete der
Bewerber.

„Allah schicke dir kühleres Wetter,"
sprach hieraus der Vater derLerrlichen,

„damit dein Sonnenstich besser wird.

Fade ist unter Brüdern hundert Ka-
mele wert, und ich gebe sie auch nicht
um eines billiger!"

Eine halbe Stunde lang schrien sie,
handelten, feilschten und rauften die
eigenen Bärte. Endlich betrug die
Spannung nur noch drei Kamele.

„Vierzig Kamele!" schrie da Ali
Mama. „And um keines mehr. Das
ist mein letztes Angebot."

„Du reißt mir das Lerz aus dem
Leib," antwortete Lassan Nimdir,

„nimm sie dir und werde selig. Du
sollst sie sogar für neununddreißig
haben!"

„Deine Großzügigkeit erschüttert
mich!" rief Ali Mama. „Aber warum
ausgerechnet neununddreißig Kamele?"

„Weil das vierzigste du selber bist,"
entgegnete Lassan Nimdir.

And so war es. Schon am dritten
Tag, nachdem Ali Mama seine 39 Ka-
mele abgeiiefert und dafür Fade in
Empfang genommen hatte, verschwand
diese und kehrte zu ihrem Vater zu-
rück. Fade war emanzipiert, spielte
Tischtennis und besaß einen Lautspre-
cher. Außerdem gefiel ihr die Nase
Ali Mamas nicht. Dieser raufte
sich daher schon wieder den Bart, eilte
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zu Lassan Nimdir und sprach: „Behalte dir in Allahs Namen deine
Tochter, die Fade, aber gib mir meine neununddreißig Kamele
wieder!"

„Da müßte ich von einem kranken Affen gebissen worden sein,"
entgegnete Lassan Nimdir und warf ihn hinaus.

Ali Mama begab sich daran anschließend zum Kadi und klagte.
Der Gerichtsvollzieher ging, Lassan Nimdir zu holen. Als alle Be-
teiligten zur Stelle waren, ließ sich der Kadi die Angelegenheit vor-
tragen. Zum Schluß nickte er und
sagte: „Der Fall ist nicht einfach, ich
muß darüber Nachdenken. Kommt in
drei Tagen wieder!"

Noch am gleichen Abend schlich
Ali Mama solange durch den Bazar,
bis er in einem der Cafes den Kadi
fand. Der rauchte dort seine Wasser-
pfeife, trank einen Doppelmokka und
las das Abendblatt.

„Scheinwerfer der Gerechtigkeit!"
rief Ali Mama. „Gestattest du, daß
ich zu deinen Füßen Platz nehme?"

„Warum nicht?" aniwortete der
Kadi, „ich bin ja als Privatmann hier."

„Allah segne deinen Ein- und Aus-
gang!" kam es verzückt aus Ali Mama.
„Das trifft sich. Als Privatmann
kann ich dir wohl auch eine Wette
Vorschlägen?"

„Das kannst du!"

„Dann will ich mit dir um hundert
Goldstücke wetten, daß ich den Prozeß
gegen Lassan Nimdir verlieren werde."

„Das heißt," sprach der weise Rich-
ter, „wenn du den Prozeß verlierst,
zahle ich dir hundert Goldstücke. And
gewinnst du ihn, bekomme ich von dir
hundert Goldstücke. Allah sei mein
Zeuge, diese Wette gilt!"

Ali Mama lächelte wie ein glück-
liches Nilpferd.

Nach drei Tagen hielt der Kadi
Gericht. Er verneigte sich dreimal Rich-
tung Mekka und verkündete hierauf:
„Du, Ali Mama, hast neununddreißig
Kamele gegeben und Fade bekommen.
And du, Lassan Nimdir, hast Fade
gegeben und neununddreißig Kamele
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der darf doch noch!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Traub, Gustav
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>
Nacht <Motiv>
Mond <Motiv>
Laterne <Motiv>
Straßenbeleuchtung

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4936, S. 110

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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