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Schabernack im Frühling

Von Kurt Preis

Man kennt eine Menge Leute, ohne sie zu kennen. Das klingt auf
den ersten Anhieb etwas sonderbar. Aber wenn man zum Beispiel
Jahr und Tag denselben Weg an seine Tagesarbeit geht oder um
dieselbe Zeit mit derselben Straßenbahn fährt, dann begegnen einem
auch immer wieder dieselben Gesichter. Und sie werden immer ver-
trauter, und man wartet fast auf sie, wenn sie einmal ausbleiben.
Besonders dann, wenn das erwartete Gesicht einer hübschen jungen
Dame gehört. Es soll sich ja auf diese Weise schon manches Unheil
eingeleitet haben.

Nun, Peters Abenteuev begann auch auf diese Art.

Er war nämlich eines Tages etwas später daran als sonst und
strebte daher mit noch größerer Eile seinem Büro zu. Und da
begegnete er ihr! Das heißt, er hätte sie beinahe umgerannt, Venn sie
trat gerade aus dem Laus, als Peter vorbeibrauste. Er entschuldigte
sich höflich, und von diesem Tage an war er immer einige Minuten
später dran, rannte von Lause weg und kaute dabei noch an seinem
Frühstücksbrot. Bis er an ihre Laustüre kam, hatte er es dann
hinuntergewürgt und konnte ganz liebenswürdig lächeln, und die
hübsche junge Dame lächelte ebenso liebenswürdig zurück, dann ging
sie einige Meter — bis zur nächsten
Straßenbahnhaltestelle — in der gleichen
Richtung mit Peter. An der Laltestelle
blieb sie stehen, und Peter lief weiter,
denn er war ja, wie gesagt, schon reichlich
spät dran. So ging es einige Tage, und
Peter fand, daß es nicht weiter so gehen
konnte. Er faßte den Entschluß, diesen
Zustand zu ändern.

An einem dienstfreien Nachmittag
schlenderte er zu dem Laus, aus dem
seine unbekannte Bekannte allmorgend-
lich trat. Dort studierte er zuerst die bet
den Klingelknöpfen stehenden Namen der
Lausbewohner. Aber es entsprach keiner
den Anforderungen, die Peter als junger
Mann mit Stilgefühl an den Familien-
namen eines so hübschen jungen Mäd-
chens stellte.

Da ihm das Studium der Laus-
klingel kein Ergebnis brachte, gab er sich
einen Ruck und betrat das Laus. Es roch
nach Fußbodenöl und altem Sauerkraut,
und in der Türe zum Los plätscherte eine
Frau mit einem Putzlumpen. Peter
blinzelte zwischen dem Treppengeländer
die vier Stockwerke hinauf. Es schien

wenig aussichtsreich, auf gut Glück hier hinaufzugehen. Vielleicht
wußte die Frau . . . . ? Er ging auf sie zu.

„Würden Sie vielleicht so nett sein und mir eine Auskunft geben?"
Die Frau ließ den Putzlumpen sinken und sah den jungen Mann
etwas mißtrauisch, aber nicht unfreundlich an. Seltsamerweise wurde
Peter plötzlich verlegen.

„Za," stotterte er, „es handelt sich nämlich um eine Wette. Mein
Freund und ich, wir haben gewettet, daß ich etwas herausbringe —
ja, und da könnten Sie mir sicher helfen."

„Sind's hinter einem Mädel her, gell?" sagte die Frau wohl-
wollend, und Peter hatte das unangenehme Gefühl, daß er rot wurde.
Er nickte. „Ja, sie wohnt hier im Laus. Soviel Hab' ich schon
herausgebracht. Sie ist ziemlich groß, schlank, sie hat einen Hellen
Gummimantel an, wenn es regnet, sie ist auch ziemlich braun ..."

Die Frau begleitete jeden Punkt der Beschreibung mit einem
Kopfnicken.

„Ihre Augen sind, glaub ich, braun. Vielleicht auch grau oder so."
Peter schwieg und sah die Frau erwartungsvoll an.

„And sie ist sehr hübsch," ergänzte er noch schnell.

Die Frau schien ein wenig nachzu-
denken, und ihre Aeuglein zwinkerten
dem jungen Mann fröhlich zu.

„Wenn ich Ihnen das jetzt sage,
und es kommt ein Anglück heraus,
dann bin ich schuld. Ich weiß nicht,
ob ich als Lausmeisterin so etwas
sagen darf. Außerdem ist ihr Vater
sehr streng."

„Ach Anglück — im Gegenteil!"
sagte Peter so sehr im Brustton der
Aeberzeugung, daß die gute Frau lachen
mußte. Dann nannte sie ihm den Namen.
Peter erschrak ein wenig, denn es war
doch einer der Namen von der Laus-
klingel. Aber der Vorname versöhnte
ihn einigermaßen. „Inge". „Inge" war
doch ganz nett, dagegen konnte man
nichts sagen.

Er wollte der Frau für ihre Auskunft
ein Geldstück in die Land drücken, aber
sie nahm es nicht an. Sie sagte nur
„Alles Gute!" und als Peter gegangen
war, klatschte sie vergnügt den Putz-
lumpen auf die Stiege und murmelte
etwas von „Jugend" und „Frühling."

Fortsetzung Sette 183

Das Hotelzimmer

„Fließendes Waffer is ooch da, bttt' schön, mein Lerr!"

182
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Hotelzimmer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Urlauber
Hotelzimmer
Bach
Bequemlichkeit
Ausstattung

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4942, S. 182

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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