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Die Musikkritik

Amschwung erwarten, und eS
setzte auch bald eine kräftige
Abkühlung ein, die eingeleitet
wurde durch durchdringende
kühlere Töne des Blechs, was
auch bald Anlaß zu einer Ge-
witterstimmung gab, an der
die Pauken hervorragenden
Anteil nahmen. Doch sei nicht
verhehlt, daß der Berichter-
statter schon natürlicheres Don-
nergrollen gehört hat, auch
kamen die Niederschläge nicht
immer nach Vorschrift. Der
dritte Teil zeigte sich wieder
freundlicher, hier merkte man
deutlich die Zufuhr milderer
Tonmassen. Die relative Laut-
stärke des letzten Teiles betrug
etwa 30 >, was sehr wohl-
tuend nach dem bedeutend
höheren Prozentsatz des zwei-
ten Teils empfunden wurde.

Dirigent wie Musiker be-
mühten sich um eine naturge-
treue Wiedergabe, und man
muß wohl auch annehmen, daß
für die allernächste Zeit keine
bessere erwartet werden darf."

Hada.

Rekrut Dimpe
wird gerufen

Von Alfred Richter

Seit vier Tagen hat man
neue Rekruten in der Kaserne.

Noch hat kaum jemand ihre
Namen behalten. Der Ober-
feldwebel, wie er schon auf
der Schwelle steht, kehrt noch
einmal um und schreibt einen
Namen: Vor und Zunamen,
auf einen Zettel. „DiesenMann
soll der Anteroffizier vom
Dienst sofort auf das Ge-
schäftszimmer holen!"

Der Schreiber spritzt mit
dem Befehl davon. Der Anter-
offizier vom Dienst empfängt
den Zettel, liest ihn, stellt sich
breitbeinig mitten in den langen
Korridor vor den Mann-
schaftsstuben und schreit:

„Musketier Oswin Dimpe!!"

Eine gewaltige Stimme
hat er, der Anteroffizier; aber
diesmal rührt sich nichts. Nicht
eine einzige Tür wird aufge-
rissen, und gar kein Musketier kommt auf den Gang gestürzt, um
sich schreckensbleich beim A. v. D. zu melden, wie sie den Anteroffizier
vom Dienst kurz nennen.

Der A. v. D., ein unendlich korrekter Mann, bekommt einen roten
Kopf, schreitet mit knallenden Sohlen zehn Schritte alarmierend auf
und ab, faßt erneut Posten und schmettert los, daß ihm die Lals-
adern hüpfen: „Musketier Oswin Dimpe!!!"

Musketier Oswin Dimpe, der Teufel soll und wird ihn frikassteren,
rührt und regt sich nicht.

Wie? Ist so etwas in der
ganzen, großen deutschen Ar-
mee schon einmal dagewesen?
Ein A. v. D. ruft einen Mus-
ketier, und dieser Mann, dieser
Rekrut, dieser Lammel, dieses
Grünhorn, er hockt bestimmt
hinter einer dieser Türen, alle
Rekruten hocken hinter diesen
Türen, er hört es, daß er ge-
rufen wird, der ganz unglaub-
liche Kerl — aber er kommt
ganz einfach nicht! Ist das
nicht zum — — —I? Der
A. v. D. tut ein letztes, stiefelt,
daß es an den Wänden drohend
widerhallt,zur Treppe, ersteigt
wuchtig den nächst höheren
Absatz, stellt sich an das Ge-
länder, pumpt sich die Lungen
voll Luft und legt dann los
wie ein Sirocco, wie ein
Wüstensturm, wie Wotan im
Gewitterschauer: „Mus-ke—
tier Os—win Dim—pell!!"

Ah! Jetzt endlich kommt
einer im Geschwindschritt den
Gang entlang. Mit den Augen
eines Königsmörders blickt
der A. v. D. in diese Richtung.
— Aber wie wird ihm? Der
da kommt, das ist der Ober-
feldwebel in Person. Sehr un-
gehalten. Richtig aufgebracht.
„Sagen Sie mal — was
schreien Sie denn so?" fragt
der Oberfeldwebel seinen plötz-
lich stark beunruhigten A. v. D.
„Ich habe den Musketier Os-
win Dimpe dreimal laut ge-
rufen," verteidig! sich der Kor-
poral, „aber dieser Mensch,
er hört ganz einfach nicht!"
Der Oberfeldwebel schaut ihn
eiskalt an. „Soo?" sagt er
verdächtig gedehnt. „Na, dann
will i ch mal rufen!" Er nimmt
dem A. v. D. den Zettel ab,
stellt sich hin und pfeffert los:
„Musketier Erwin Linke!"

Sofort fliegt eine Tür auf,
und heraus stiebt, wie ein ab-
geschossener Bolzen, ein junger
Soldat, fegt auf die beiden
zu, baut sich auf und schreit:
„Lier!" Der Oberfeldwebel
schaut den A. v. D. an, schaut
den Rekruten und schaut wie-
der den A. v. D. an. „Ist es
der richtige?" fragt er, und ohne eine Antwort abzuwarten, wendet
er sich an den Rekruten: „Wie heißen Sie?"

„Musketier Erwin Linke, Lerr Oberfeldwebel."

„Labe ich das gerufen?"

„Jawohl, Lerr Oberfeldwebel."

„And wann haben Sie es gehört?"

„Ich habe es sofort gehört, Lerr Oberfeldwebel."

„And was haben Sie daraufhin gemacht?"

„Ich bin sofort herausgekommen, Lerr Oberfeldwebel."

„Au verflucht! And grade vor'm Luftschutzkeller muß mir
das passieren!"

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Au, verflucht! Und grade vor'm Luftschutzkeller muß mir das passieren!"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>
Passant <Motiv>
Blumentopf
Sturz
Kopfverletzung
Ironie <Motiv>
Schutzraumbau

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4944, S. 207

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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