Fliegende Blätter (192.1940 (Nr. 4927-4952) = 96. Jahrg.)

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Besser

Mummer klagte dem Arzt sein Leid: „Lerr
Doktor, das aber sage ich Ihnen gleich, Me-
dizin kann ich nicht nehmen!"

„Ach was," sagte der Arzt, „Sie müssen
immer denken, die Medizin wäre Kognak!"

„Lerr Doktor," überlegte Mummer, „kann
ich nicht lieber denken, Kognak wäre Medizin?"

Unkulant

Puffel ist ein großer Knicker. Pussels
verreisten.

Der Zug hatte zehn Minuten Aufenthalt,
und Puffel ging ins Bahnhofrestaurant. Kam
zurück, ließ sich auf seinen Sitz fallen und
grollte: „Du, Alma, weißt du, nun nehme ich
die Würstchen extra ohne Senf, und was soll
ich dir sagen: der Preis ist genau der gleiche!"

Die Likörflasche

Sie ist geätzt und stammt aus Tirol,
Ein Meisterstück der Branche.

In einem Baume pfeift der Pirol
Bor rotem Blutorange.

Wenn man um 90 ®rab fie dreht,
Sieht man einen Reiter mit Pallasch,
Der kühn dem Feinde widersteht —
Dahinter ist heut Allasch.

Wenn ich morgen die dritte Seite beseh,
Da stehn, umrankt von Rosen,

Sich gegenüber Gams und Reh,

Die Zehen in Aprikosen.

Die vierte Seite erfahrt ihr nicht.
Die Flasche zerbrach ich, o Himmell
Ich sage nur noch: dies Gedicht
Entstand bei Doppelkümmel. ^.W.

Doppelter Druckfehler

Aus einem Roman: Endlich gelang es
Theodor, das Lündchen seiner Angebeteten
verstohlen zu fressen.

Mitesser

Frau Lüdepohl hat ihrer Lausgehilfin
Emma gestattet, abends ihren Bräutigam in
der Küche zu empfangen. Ja, sie darf ihn so-
gar bewirten.

Aber jetzt hat Frau Lüdepohl etwas zu
beanstanden. „Lören Sie, Emma: Ihr Bräu-
tigam darf kommen. Aber daß er auch seinen

Lund mitbringt, solch einen großen Lund--

das geht denn doch nicht!" — „O, mit dem
Lund hat's nichts auf sich!" sagt Emma.
„Mein Bräutigam ist 'n schwacher Esser. Was
der übrig läßt, das reicht für den Lund."

Der Smoking Von Ralph Urban

Manche Frauen haben 101 Punkte.
Lundert befanden sich auf der Kleiderkarte,
der hunderteinte hingegen sitzt noch in der
weiblichen Seele und ist dunkel. Die erstge-
nannten gehen weg gleich frischen Brötchen,
der dunkle jedoch pflegt zu bleiben. Ls ist
jener, der da lechzt und auf die anderen
Punkte scharf ist wie der Teufel auf die
arme Seele.

Auf einsamer Löhe steht schon wieder
der Mann. Nicht nur, daß ihm die Punkte
auf seiner Kleiderkarte wurscht sind, meist
behütet er sie sogar mit dem löblichen
sportlichen Ehrgeiz, auch nicht nur einen
aus der Sammlung auszureißen.

Die weise Natur teilte die Menschheit
in zwei Geschlechter. Auch der Schöpfer
der Kleiderkarte schloß sich diesem Ver-
fahren an, und zwar zum Mohle des
Mannes. Denn würde es nur die Einheits-
kleiderkarte geben, frage nicht . . .

Nach diesen notwendigen Erörterungen
begann das schreckliche Drama damit, daß
Lerr Grillmeier eines Tages vor dem ge-
öffneten Kleiderschrank stand, sich mit der
Füllfeder den Kopf kratzte, düster auf die
Anzüge starrte und nicht mehr wußte, wozu
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Der Uebervorfichtige

er die Schranktür eigentlich geöffnet hatte.
Er stünde vielleicht noch heute dort, wäre
nicht zum Glück fein Eheweib Marianne
ins Zimmer gekommen, das also sprach:
„Süßer, was glotzt du da hinein?"

„Ja, richtig," erinnerte sich auf dieses
Stichwort hin der Mann, „ich wollte sehen,
wie es mit meinen Anzügen bestellt ist. Ich
müßte mir einen für alle Tage heraus-
nehmen. Der alte wird schon recht dünn
um die Knie herum."

„Vielleicht beginnt es sogar in dir zu
dämmern, was es heißt, wenn man nichts
zum Anziehen hat," lästerte die Frau.
„Dabei hängt dein Schrank voller Anzüge,
während ich — "

„Der Smoking!" sprach der Mann in-
zwischen in den Schrank hinein. „Diesen
Smoking habe ich in den fünf Jahren seines
Bestehens keine sechsmal angehabt. Sag
einmal, Marianne, kann man einen Smoking
nicht blau färben lassen?"

„Nein, das kann man nicht," meinte die
Frau nach einem Seufzer des Mitleids.
„Aber wozu hast du deine Kleiderkarte?"

„Kommt nicht in Frage!" erklärte der
Mann verächtlich. (Siehe oben.) „Aber der
Smoking. Mit dem muß doch irgend etwas
zu machen sein?"