Der Traum vom Saskasster
klingelte es. Wieder torkelte ich zur Tür, wieder stand der Gas-
kassier draußen.
„Lerr!" brüllte ich ihn an. „Mich stechen Sie nicht mehr!" And
verabreichte ihm den Kinnhaken. Puff — machte es, der Kassier
war fort. Leiser Gasgeruch. Ging ins Bett, schlief weiter. Nach
einer Weile klingelte es —*
„Ein selten hartnäckiger Traum," meinte einer der Zuhörer.
„Allerdings," sprach Lerr Keller, „hören Sie nur weiter. Ich
wieder zur Tür, öffne, sehe den Gaskassier mit einem Bleistift, lange
gleich hinaus, dresche ihm eine aufs Kinn, mache die Tür zu und
gehe ins Bett. Träume weiter. Nach einer Weile klingelt es Sturm.
Diesmal werde ich aber vollkommen munter, kein Zweifel, es klingelte
wirklich. Ich stehe auf, und wer ist draußen? Der Gaskassier mit
einem Schutzmann.
,Da ist er/ schrie der Mann erbost und zeigte mit seinem Blei-
stift auf mich. ,Vor zehn Minuten klingelte ich, auf einmal geht
die Tür auf, und der Kerl knallt mir eine, ohne auch nur ein Wort
zu verlieren/ Also war schon das letzte Erscheinen des Gaskassters
kein Traum mehr gewesen, wie ich nachher mit Bedauern feststellen
mußte," schloß Lerr Keller seufzend seine Erzählung, „denn der
Richter wollte mir die Geschichte nicht recht glauben und verurteilte
mich zu vierzehn Tagen, bedingt mit zweijähriger Bewährungsfrist."
Erregte Patrioten fragen bei Churchill an: „Wie konnten die
Deutschen uns in Norwegen um zehn Stunden zuvorkommen?"
„Ja," entschuldigt sich Churchill, „die haben ja auch die Sommerzeit."
Pariser Herzlichkeiten
„Du lernst jetzt wirklich Englisch, Gasion?"
„Nur ein paar Verwünschungen, Liebling, man muß ja schließlich
mit seinen Freunden ein paar Worte wechselnl"
„Ich bin unglücklich: mein Verlobter ist nicht kriegstauglich; er
hat ein schwaches Lerz."
„Dann sorge nur, daß aus eurer Ehe kein Krieg wird."
Stiefmütterchen Völkerbund
„Was da alles entschieden wird, ohne daß man mich fragt!"
Vermutung
Kringel kommt am Montag früh in höchst übler Laune ins Büro.
„Bin gestern beim Rennen gewesen," erzählt er. „Das war das
letzte Mal. Mache ich nie wieder, davon Hab' ich jetzt genug. Man
Im Bilde
steht sich die Beine in den Leib, wird im Gedränge geschubst, kriegt
Staub zu schlucken-das ist doch kein Vergnügen. And ob ein
Pferd schneller läuft als die andern, ist ja sauwurscht. Die ganze
Sache ist überhaupt Quatsch im Zeitalter des Mo-
tors. Nachher Hab' ich mich verflucht geärgert, über-
haupt hingegangen zu sein."
„Laha, Sie haben wohl tüchtig am Totalisator
verloren?" meint der Kollege Stock.
„Allerdings!" Kringel wundert sich. „Aber wie
kommen Sie auf die Vermutung?"
Am Periskop
In England sind eine Million Frauen in der
Rüstungsindustrie beschäftigt. Trotzdem gibt es aber
noch anderthalb Millionen Arbeitslose.
Ja, diese Briten sind konservativ! Wer arbeits-
los ist, der bleibt es auch!
In Frankreich sollen zu Propagandazwecken so-
genannte „Siegeswochen" eingeführt werden; eine
Woche lang soll dann jeder nur von Sieg sprechen
und an ihn glauben.
Wir Deutschen sind bescheidener. Wir brauchen
keine Siegeswochen — dafür glauben wir an den
Tag des Sieges.
24b
klingelte es. Wieder torkelte ich zur Tür, wieder stand der Gas-
kassier draußen.
„Lerr!" brüllte ich ihn an. „Mich stechen Sie nicht mehr!" And
verabreichte ihm den Kinnhaken. Puff — machte es, der Kassier
war fort. Leiser Gasgeruch. Ging ins Bett, schlief weiter. Nach
einer Weile klingelte es —*
„Ein selten hartnäckiger Traum," meinte einer der Zuhörer.
„Allerdings," sprach Lerr Keller, „hören Sie nur weiter. Ich
wieder zur Tür, öffne, sehe den Gaskassier mit einem Bleistift, lange
gleich hinaus, dresche ihm eine aufs Kinn, mache die Tür zu und
gehe ins Bett. Träume weiter. Nach einer Weile klingelt es Sturm.
Diesmal werde ich aber vollkommen munter, kein Zweifel, es klingelte
wirklich. Ich stehe auf, und wer ist draußen? Der Gaskassier mit
einem Schutzmann.
,Da ist er/ schrie der Mann erbost und zeigte mit seinem Blei-
stift auf mich. ,Vor zehn Minuten klingelte ich, auf einmal geht
die Tür auf, und der Kerl knallt mir eine, ohne auch nur ein Wort
zu verlieren/ Also war schon das letzte Erscheinen des Gaskassters
kein Traum mehr gewesen, wie ich nachher mit Bedauern feststellen
mußte," schloß Lerr Keller seufzend seine Erzählung, „denn der
Richter wollte mir die Geschichte nicht recht glauben und verurteilte
mich zu vierzehn Tagen, bedingt mit zweijähriger Bewährungsfrist."
Erregte Patrioten fragen bei Churchill an: „Wie konnten die
Deutschen uns in Norwegen um zehn Stunden zuvorkommen?"
„Ja," entschuldigt sich Churchill, „die haben ja auch die Sommerzeit."
Pariser Herzlichkeiten
„Du lernst jetzt wirklich Englisch, Gasion?"
„Nur ein paar Verwünschungen, Liebling, man muß ja schließlich
mit seinen Freunden ein paar Worte wechselnl"
„Ich bin unglücklich: mein Verlobter ist nicht kriegstauglich; er
hat ein schwaches Lerz."
„Dann sorge nur, daß aus eurer Ehe kein Krieg wird."
Stiefmütterchen Völkerbund
„Was da alles entschieden wird, ohne daß man mich fragt!"
Vermutung
Kringel kommt am Montag früh in höchst übler Laune ins Büro.
„Bin gestern beim Rennen gewesen," erzählt er. „Das war das
letzte Mal. Mache ich nie wieder, davon Hab' ich jetzt genug. Man
Im Bilde
steht sich die Beine in den Leib, wird im Gedränge geschubst, kriegt
Staub zu schlucken-das ist doch kein Vergnügen. And ob ein
Pferd schneller läuft als die andern, ist ja sauwurscht. Die ganze
Sache ist überhaupt Quatsch im Zeitalter des Mo-
tors. Nachher Hab' ich mich verflucht geärgert, über-
haupt hingegangen zu sein."
„Laha, Sie haben wohl tüchtig am Totalisator
verloren?" meint der Kollege Stock.
„Allerdings!" Kringel wundert sich. „Aber wie
kommen Sie auf die Vermutung?"
Am Periskop
In England sind eine Million Frauen in der
Rüstungsindustrie beschäftigt. Trotzdem gibt es aber
noch anderthalb Millionen Arbeitslose.
Ja, diese Briten sind konservativ! Wer arbeits-
los ist, der bleibt es auch!
In Frankreich sollen zu Propagandazwecken so-
genannte „Siegeswochen" eingeführt werden; eine
Woche lang soll dann jeder nur von Sieg sprechen
und an ihn glauben.
Wir Deutschen sind bescheidener. Wir brauchen
keine Siegeswochen — dafür glauben wir an den
Tag des Sieges.
24b
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Stiefmütterchen Völkerbund" "Im Bilde"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4947, S. 245
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg