Die Tür ging auf, aber nach der andren Seite
Kleine Geschichten von hüben und drüben
Piepenborn macht ein Gesicht, als sei ihm Schreckliches widerfahren.
„Ja, was ist denn? Lat Sie ein Anglück getroffen?" erkundigt
sich Brösel teilnahmsvoll.
„Meine schöne Zigarrentasche habe ich verloren!" jammert Pie-
penborn.
Brösel fühlt aufrichtiges Mitleid. „Wieviel waren denn noch drin?"
Mädel auf Holzschuhen
Mein Mädel trägt seit kurzem nicht mehr Schuhe.
Die Schuhe zieht sie einfach nicht mehr an,
Die schlummern irgendwo in einer Truhe —
Denn heutzutage ist was andres dran.
Ich frage mich: Ist das vielleicht periodisch?
(In solchen Dingen bin ich reiner Tor)
Ist Leder einfach plötzlich nicht mehr modisch?
In dieser Sphäre kommt ja alles vor.
Mein Mädel trägt seit kurzem Sandaletten
Mit schönen bunten Bindebändern dran.
Und ich — ja, leider Gottes möcht ich wetten:
Damit bezaubert sie fast jeden Mann!
Es ist die Machart nicht und nicht die Kappen,
Es ist das Material nicht und der Preis,
Es ist der Ton: das Klappen, Klappen, Klappen-
Ruf hundert Meter wird mir davon heiß.
Mein Mädel geht so schön wie ein Prinzeßchen
Mit hocherhobnem Haupte und so stolz
Durch alle Straßen und durch alle Gäßchen
Ruf Sohlen aus drei Stückchen Lindenholz.
Bisher war immer sie so spröde leider.
Wir waren noch kein rechtes Liebespaar.
Das geht natürlich nun nicht mehr so weiter,
So viel ist mir bis jetzt schon ziemlich klar.
Ich hab für Liesel eine starke Neigung.
Ihr neues Fußv/erk überzeugt midi prompt,
Und bringt mich zu der festen Ueberzeugung,
Daß irgend etwas bald zum Klappen kommt.
h. w.
Der Lauptmann Kühnel ist für eine
Woche auf Urlaub gekommen. Der Nach-
bar Kluckmann macht sich an ihn heran
und stellt durchaus überflüssige Fragen,
auf die er ausweichende Antworten
erhält.
Schließlich will Kluckmann wissen: „Aber
sagen Sie mir wenigstens eins, Lerr
Lauptmann: wann wird der Krieg aus
sein?"
Jetzt nickt der Lauptmann Kühnel be-
reitwillig. „Das kann ich Ihnen ganz genau
sagen: wir sind dem Ende des Krieges um
so viele Wochen näher, als seit dem An-
fang vergangen sind."
*
Mister Lopkins hat einen 16jährigen
Sohn.
„Ein strammer Boy!" sagt Mister Pool,
der Nachbar. „Gut, daß er nicht schon
ein paar Jahre älter ist. So wird er doch
verschont bleiben."
296
„Ja, aber wenn der Krieg vorüber ist,
muß er 'ran an die Arbeit, und die wird
nicht leicht sein. Er soll nämlich Taucher
werden."
„Taucher? Aber warum denn?"
„Wegen der glänzenden Aussichten!
Bedenken Sie doch, was alles vom Meeres-
boden aus versenkten Schiffen herauszu-
holen ist!"
Mister Snakeson hat ein Mollwaren-
geschäft in Liverpool. Seit Beginn des
Krieges hat er fast jede Woche seine
Preise erhöht. Sonst braucht er sich in
keiner Weise mit dem Kriege verbunden
zu fühlen.
Mister Plumber aber hat einen Sohn
in der Armee, und um dessen Schicksal
sorgt er sich. „Ach, Mister Snakeson,"
klagt er, „ich habe solche Angst, daß der
Zunge am Ende nicht wiederkehrt!"
„Pah, so ist das eben im Kriege!"
meint Snakeson sehr kühl. „Menschen fallen,
und die Preise steigen." —»n.
Churchill kriegt keine Luft mehr,
weil sie von uns beherrscht wird.
Kleine Geschichten von hüben und drüben
Piepenborn macht ein Gesicht, als sei ihm Schreckliches widerfahren.
„Ja, was ist denn? Lat Sie ein Anglück getroffen?" erkundigt
sich Brösel teilnahmsvoll.
„Meine schöne Zigarrentasche habe ich verloren!" jammert Pie-
penborn.
Brösel fühlt aufrichtiges Mitleid. „Wieviel waren denn noch drin?"
Mädel auf Holzschuhen
Mein Mädel trägt seit kurzem nicht mehr Schuhe.
Die Schuhe zieht sie einfach nicht mehr an,
Die schlummern irgendwo in einer Truhe —
Denn heutzutage ist was andres dran.
Ich frage mich: Ist das vielleicht periodisch?
(In solchen Dingen bin ich reiner Tor)
Ist Leder einfach plötzlich nicht mehr modisch?
In dieser Sphäre kommt ja alles vor.
Mein Mädel trägt seit kurzem Sandaletten
Mit schönen bunten Bindebändern dran.
Und ich — ja, leider Gottes möcht ich wetten:
Damit bezaubert sie fast jeden Mann!
Es ist die Machart nicht und nicht die Kappen,
Es ist das Material nicht und der Preis,
Es ist der Ton: das Klappen, Klappen, Klappen-
Ruf hundert Meter wird mir davon heiß.
Mein Mädel geht so schön wie ein Prinzeßchen
Mit hocherhobnem Haupte und so stolz
Durch alle Straßen und durch alle Gäßchen
Ruf Sohlen aus drei Stückchen Lindenholz.
Bisher war immer sie so spröde leider.
Wir waren noch kein rechtes Liebespaar.
Das geht natürlich nun nicht mehr so weiter,
So viel ist mir bis jetzt schon ziemlich klar.
Ich hab für Liesel eine starke Neigung.
Ihr neues Fußv/erk überzeugt midi prompt,
Und bringt mich zu der festen Ueberzeugung,
Daß irgend etwas bald zum Klappen kommt.
h. w.
Der Lauptmann Kühnel ist für eine
Woche auf Urlaub gekommen. Der Nach-
bar Kluckmann macht sich an ihn heran
und stellt durchaus überflüssige Fragen,
auf die er ausweichende Antworten
erhält.
Schließlich will Kluckmann wissen: „Aber
sagen Sie mir wenigstens eins, Lerr
Lauptmann: wann wird der Krieg aus
sein?"
Jetzt nickt der Lauptmann Kühnel be-
reitwillig. „Das kann ich Ihnen ganz genau
sagen: wir sind dem Ende des Krieges um
so viele Wochen näher, als seit dem An-
fang vergangen sind."
*
Mister Lopkins hat einen 16jährigen
Sohn.
„Ein strammer Boy!" sagt Mister Pool,
der Nachbar. „Gut, daß er nicht schon
ein paar Jahre älter ist. So wird er doch
verschont bleiben."
296
„Ja, aber wenn der Krieg vorüber ist,
muß er 'ran an die Arbeit, und die wird
nicht leicht sein. Er soll nämlich Taucher
werden."
„Taucher? Aber warum denn?"
„Wegen der glänzenden Aussichten!
Bedenken Sie doch, was alles vom Meeres-
boden aus versenkten Schiffen herauszu-
holen ist!"
Mister Snakeson hat ein Mollwaren-
geschäft in Liverpool. Seit Beginn des
Krieges hat er fast jede Woche seine
Preise erhöht. Sonst braucht er sich in
keiner Weise mit dem Kriege verbunden
zu fühlen.
Mister Plumber aber hat einen Sohn
in der Armee, und um dessen Schicksal
sorgt er sich. „Ach, Mister Snakeson,"
klagt er, „ich habe solche Angst, daß der
Zunge am Ende nicht wiederkehrt!"
„Pah, so ist das eben im Kriege!"
meint Snakeson sehr kühl. „Menschen fallen,
und die Preise steigen." —»n.
Churchill kriegt keine Luft mehr,
weil sie von uns beherrscht wird.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Tür ging auf, aber nach der andren Seite" "Churchill kriegt keine Luft mehr, weil sie von uns beherrscht wird."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Balendat
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4951, S. 296
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg