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Extrabraten

Von Ra,ph Urban

Mer Männer saßen abends im ,Goldenen Schwank

„Tag und Nacht habe ich Lunger," klagte Lerr Stich, der gar
nicht so aussah, „ich möchte mich einmal wieder so richtig vollessen,
bis ich keine Lust mehr bekomme."

„Du wirst doch nicht behaupten," meinte Lerr Laas, „daß du
nicht genug zu essen hast?"

„Essen schon," knurrte Stich, „aber was ist denn das für einen
ausgewachsenen Menschen, wenn er nicht so viel Fleisch und Fett
bekommt, wie das innere Tier will. Früher habe ich zum Frühstück
allein ein Viertelpfund Speck verzehrt."

„Na," warf Lerr Krulich ein, „du mit deinem Bauch —"

„Das ist nur äußerlich," ereiferte sich Stich und beklopfte seine
Fülle, „innerlich bin ich ausgehöhlt. Kraft und Saft fehlen. Woher
auch? Von dem Pfund Fleisch in der
Woche? Wenn man wenigstens noch Be-
ziehungen hätte."

„Beziehungen?" meinte Lerr Schindler
und zwinkerte seinem Nachbarn Laas zu.

„Wenn der Stich ein paar Lagen ausgeben
würde, dann könnte ihn ab und zu einer
von uns zum Mittagessen einladen. Soviel
Beziehungen haben wir schon, daß manch-
mal ein Extrabraten herausschaut. Oder
nicht?"

„Schon, schon," bestätigte Laas, „wenn
mein Neffe ein Schwein absticht —"

„And wir haben jeden Sonntag Forel-
len," erklärte Lerr Krulich, „mir wachsen
sie schon bald zum Lals heraus."

„So wie mir dieser ewige Gänsebraten,"
nickte Schindler.

„Kinder, mir läuft das Wasser im Mund
zusammen," rief Stich. „Wenn ihr das im
Ernst meint, dann soll es mir auf ein paar
Lagen nicht ankommen."

„Ehrensache," sagte Krulich.

„Klar, daß ich dich bei nächster Gelegen-
heit einlade," sprach Laas. Auch Lerr
Schindler äußerte sich in diesem Sinn. Die
Lagen marschierten auf, es wurde ein feuch-
ter Abend.

Am nächsten Sonnabend klingelte der
Fernsprecher bei Lerrn Stich.

„Also morgen gibt es bei uns Forellen,"
meldete sich Krulich. „Bist höflichst ein-
geladen I"

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„Schöne Fische?" erkundigte sich Stich und fuhr mit der Zunge
über die Lippen wie ein Kater, der eine junge Amsel sieht.

„Riesen sind es," behauptete Krulich, „armdicke Forellen."

Lerr Stich hatte früher für Forellen nichts übrig gehabt, aber
jetzt freuten sie ihn schon wegen der Ersparnis der Fleischmarken.
And am Abend gab es in Anbetracht der nun für Sonntag überzähligen
Fleischmarken eine Vorfeier im ,SchwatL, bestehend aus einem zu-
sätzlichen Schweinebraten. Die anderen Lerren fehlten heute, wie
es sich für Familienväter zum Wochenende geziemt. Stich hatte den
Anschluß versäumt und sich zum egoistischen Einzelgänger entwickelt.

Früh am nächsten Morgen rief Laas an: „Wenn du willst,
kannst du heute mit uns essen. Es gibt Schweinebraten."

Lerrn Stich gab es einen Stich. Zu dumm, wie konnten auch
zwei Einladungen zusammenfallen. Aber
vielleicht ging es mit der Zeit aus,
zuerst die Forellen bei Krulich und
dann —

„Am wieviel Ahr speist ihr denn?"
„Am halb eins."

Auch bei Krulichs aßen sie um halb
eins. Aber schließlich war ein Schwein
nahrhafter und hatte keine Gräten. Lerr
Stich sagte daher dem Freund Laas zu
und dem Krulich ab.

Am elf kam ein neuer Anruf.

„Bei uns gibt es schon wieder Gänse-
braten," meldete Schindler. „Wenn er dir
nicht zu fett ist, kannst du mithalten."

„Zu fett?" lechzte Sttch. „Es gibt nichts,
was mir zu fett ist. Ich bin zwar — na-
türlich komme ich —"

Lerr Laas tat sehr betrübt, als er die
Absage erhielt.

„Schade," meinte er, „dann werde ich
eben rasch noch versuchen, meinen Vetter
an deiner Stelle einzuladen."

Lerr Stich dachte über das Gesetz der
Serie nach, während er sich fertigmachte.
Da klingelte schon wieder das Telephon.
Na, dachte er — wer könnte mich denn
noch einladen?

„Du mußt vielmals entschuldigen,"
meldete sich Schindler, „eine Katastrophe
ist eingetreten. Denke dir, mein Lund, das
Luder, hat die Gans aufgefressen. Es gibt
daher nur Nudeln mit Salat. Wenn du
willst —"

Zoologischer Versuch

Kreuzung zwischen See- und Flußpferd
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zoologischer Versuch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Zoologie
Nilpferd
Seepferdchen
Kreuzung <Biologie>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 193.1940, Nr. 4956, S. 38

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