„Stilll Das Fräulein liest gerade die Leiratsanzeigen."
„Tu' ich auch. Ich suche einen Mann, der nicht neugierig ist."
Im Sinne des Uhrzeigers
„Lerr — Lerr Faber?" kam es fast weinerlich aus schönem Mund.
„Ich lause schon seit einer Stunde im Sinne des Uhrzeigers herum und
warte auf Sie — und Sie —"
„Und ich auch!" rief der junge Mann freudig und schien den Ehrgeiz
zu haben, die Land der jungen Dame zu zerdrücken. „In allen Richtungen,
gut ein dutzendmal bin ich um das Museum gelaufen —"
„Am? Wer sprach denn von,um'? Ich bin drinnen wie ein Narr
rundherum durch die Säle gegangen —"
Jetzt lachten sie beide und die bange Stunde voll Pein war vergessen.
Dann faßte er sie mit Selbstverständlichkeit unter, und sie gingen in den
glücklichsten aller Sonnentage hinein.
Wir betrachteten den komischen Fisch, der ganz langsam
in seinem runden Käfig herumschwamm. Mal auf dem Rücken,
mal aus dem Bauch. Dann sahen wir uns an.
„Schätze, daß wir allerhöchstens einen Dollar dabei ver-
dienen können," meinte Mike nachdenklich.
„Mach' keine Witze, wie willst du denn das kleine Biest
heilen? Vielleicht hat er Liebeskummer oder 'ne Blinddarm-
entzündung I"
Aus jeden Fall stellten wir den Goldfisch in die Sonne.
Ein paar Stunden später war er tot.
„Sol" sagte ich, „da haben wir den Salat! And was machen
wir jetzt, wenn die Alte wieder angerückt kommt?"
Mike winkte ab.
„Laß mich nur machen! Ich Hab'schon eine gute Idee. Ich
hole aus der Tierhandlung am Bullington Square einen
neuen Fisch, und den alten schmeißen wir in den Ofen. Wenn
die Frau kommt, wird sie schon keinen Unterschied merken!"
Mike nahm seinen Strohhut und verschwand.
"Als er nach zwei Stunden wiederkam, hatte er einen
wunderschönen Goldfisch in einem Einmachglas.
Er schwankte ein wenig.
„Löre," sagte er, „wir müssen mindestens zwei Dollars dafür
nehmen. Ich hatte in Webster's Bar etwas Spesen!"
Wir setzten den Goldfisch in das runde Glas; den toten
Fisch brachte ich rauf zu Miller's in den dreiundvierzigsten
Stock und warf ihn dort in den Briefkasten. So waren wir
das Tier auch los.
Am nächsten Tage kam Mary O'Con wieder.
Ich zeigte ihr stolz den Goldfisch. Munter schwamm der Kerl
in seinem Glas herum. Es war wirklich eine Pracht. Frau
O'Con stand verzückt vor dem Bassin und lächelte andächtig:
(Schluß Seile 149)
Ehrliches Spiel
„Ohne einen Pfennig reiste mein Mann nach Baden-
Baden und kam mit 500 Mark wieder."
„Da hat er sicher gespielt?"
„Ja, im Kurorchester."
Irrtum
Lemmer hatte sich in der Tür geirrt.
„Kann ich deine Schwester sprechen, mein Junge?"
„Gewiß, aber welche denn?"
„Ich denke, du hast nur eine?"
„Nee, nee, eine ist sechs Monate und die andere zwei
Jahre alt!"
©ff ©Olfrftfd) Groteske von Ernst Leyda
Daß ich Mary O'Con, der Frau des steinreichen Farmers, sieben schöne
Dollars abknöpfte, lag eigentlich an einer Verwechslung. Ich konnte doch
nichts dazu, daß sie eines Morgens zu mir kam; sie trug, vorfichtig in ein
Tuch eingehüllt, ein rundes Glas, in dem ein Goldfisch anscheinend in den
letzten Zügen lag. Sie behauptete, ich sei ein Tierarzt, und ich müsse den
armen Pit, so nannte fie den Goldfisch, retten.
Mike verstand schneller als ich. Er trug seinen weißen Kittel und stellte
sich als Assistent vor. Ich, der weltberühmte Doktor, würde natürlich den
armen Pit retten.
Mary O'Con fiel mir bald um den Lals. Ich bat sie, das Tier einen
Tag in meiner Behandlung zu lassen.
Sie trocknete eine Träne, warf einen letzten Blick auf den melancho-
lischen Goldfisch und verschwand. Als wir hinter ihr her sahen, zog unten
ein Negerchauffeur ehrerbietig seine Mühe, ehe Madame ihren herrlichen
Wagen bestieg.
„Was hältst du von der Sache?" fragte ich Mike. — Mike lächelte.
„Eine Verwechslung, ist doch klar. Drei Läufer weiter wohnt ein Tierarzt.
Im Zeichen der Leuchtstrümpfe
„Da kommt Ihre Frau, ich erkenne fie schon von weitem!"
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„Tu' ich auch. Ich suche einen Mann, der nicht neugierig ist."
Im Sinne des Uhrzeigers
„Lerr — Lerr Faber?" kam es fast weinerlich aus schönem Mund.
„Ich lause schon seit einer Stunde im Sinne des Uhrzeigers herum und
warte auf Sie — und Sie —"
„Und ich auch!" rief der junge Mann freudig und schien den Ehrgeiz
zu haben, die Land der jungen Dame zu zerdrücken. „In allen Richtungen,
gut ein dutzendmal bin ich um das Museum gelaufen —"
„Am? Wer sprach denn von,um'? Ich bin drinnen wie ein Narr
rundherum durch die Säle gegangen —"
Jetzt lachten sie beide und die bange Stunde voll Pein war vergessen.
Dann faßte er sie mit Selbstverständlichkeit unter, und sie gingen in den
glücklichsten aller Sonnentage hinein.
Wir betrachteten den komischen Fisch, der ganz langsam
in seinem runden Käfig herumschwamm. Mal auf dem Rücken,
mal aus dem Bauch. Dann sahen wir uns an.
„Schätze, daß wir allerhöchstens einen Dollar dabei ver-
dienen können," meinte Mike nachdenklich.
„Mach' keine Witze, wie willst du denn das kleine Biest
heilen? Vielleicht hat er Liebeskummer oder 'ne Blinddarm-
entzündung I"
Aus jeden Fall stellten wir den Goldfisch in die Sonne.
Ein paar Stunden später war er tot.
„Sol" sagte ich, „da haben wir den Salat! And was machen
wir jetzt, wenn die Alte wieder angerückt kommt?"
Mike winkte ab.
„Laß mich nur machen! Ich Hab'schon eine gute Idee. Ich
hole aus der Tierhandlung am Bullington Square einen
neuen Fisch, und den alten schmeißen wir in den Ofen. Wenn
die Frau kommt, wird sie schon keinen Unterschied merken!"
Mike nahm seinen Strohhut und verschwand.
"Als er nach zwei Stunden wiederkam, hatte er einen
wunderschönen Goldfisch in einem Einmachglas.
Er schwankte ein wenig.
„Löre," sagte er, „wir müssen mindestens zwei Dollars dafür
nehmen. Ich hatte in Webster's Bar etwas Spesen!"
Wir setzten den Goldfisch in das runde Glas; den toten
Fisch brachte ich rauf zu Miller's in den dreiundvierzigsten
Stock und warf ihn dort in den Briefkasten. So waren wir
das Tier auch los.
Am nächsten Tage kam Mary O'Con wieder.
Ich zeigte ihr stolz den Goldfisch. Munter schwamm der Kerl
in seinem Glas herum. Es war wirklich eine Pracht. Frau
O'Con stand verzückt vor dem Bassin und lächelte andächtig:
(Schluß Seile 149)
Ehrliches Spiel
„Ohne einen Pfennig reiste mein Mann nach Baden-
Baden und kam mit 500 Mark wieder."
„Da hat er sicher gespielt?"
„Ja, im Kurorchester."
Irrtum
Lemmer hatte sich in der Tür geirrt.
„Kann ich deine Schwester sprechen, mein Junge?"
„Gewiß, aber welche denn?"
„Ich denke, du hast nur eine?"
„Nee, nee, eine ist sechs Monate und die andere zwei
Jahre alt!"
©ff ©Olfrftfd) Groteske von Ernst Leyda
Daß ich Mary O'Con, der Frau des steinreichen Farmers, sieben schöne
Dollars abknöpfte, lag eigentlich an einer Verwechslung. Ich konnte doch
nichts dazu, daß sie eines Morgens zu mir kam; sie trug, vorfichtig in ein
Tuch eingehüllt, ein rundes Glas, in dem ein Goldfisch anscheinend in den
letzten Zügen lag. Sie behauptete, ich sei ein Tierarzt, und ich müsse den
armen Pit, so nannte fie den Goldfisch, retten.
Mike verstand schneller als ich. Er trug seinen weißen Kittel und stellte
sich als Assistent vor. Ich, der weltberühmte Doktor, würde natürlich den
armen Pit retten.
Mary O'Con fiel mir bald um den Lals. Ich bat sie, das Tier einen
Tag in meiner Behandlung zu lassen.
Sie trocknete eine Träne, warf einen letzten Blick auf den melancho-
lischen Goldfisch und verschwand. Als wir hinter ihr her sahen, zog unten
ein Negerchauffeur ehrerbietig seine Mühe, ehe Madame ihren herrlichen
Wagen bestieg.
„Was hältst du von der Sache?" fragte ich Mike. — Mike lächelte.
„Eine Verwechslung, ist doch klar. Drei Läufer weiter wohnt ein Tierarzt.
Im Zeichen der Leuchtstrümpfe
„Da kommt Ihre Frau, ich erkenne fie schon von weitem!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Still! Das Fräulein liest gerade die Heiratsanzeigen. ..." "Im Zeichen der Leutstrümpfe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 193.1940, Nr. 4965, S. 147
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg