Zeichnung von M. Tlaus
Fast hundert Jahre liegt's zurück.
Doch immer noch mag die Geschichte
Kein Mensch im Städtchen Bullenbrück'
Vernehmen, und daß man berichte,
Wie leider der Gemeinsinn sich
Ganz ungenügend hat betätigt.
Als damals Schneidermeister Stich
So schwer durch einen Brand geschädigt.
Die Wunöerkartoffel
Der Bürgermeister Hansen war
Lin braver Mann,- er appellierte:
„Bringt Gaben für den Armen darl"
Und harrte, daß er viel kassierte.
Doch Bullenbrück benahm sich schlimm,
Das Geben wollte keinem paffen.
Der Bürgermeister sann voll Grimm:
„Wie kann ich wohl die Bande fassen?"
Und weil grad' die Kartoffelzeit,
War bald ein feiner Plan zur Stelle.
Der Rathausdiener Jochen Breit
Ging durch die Stadt mit seiner Schelle,
Hat laut gebimmelt hier und dort
Und dem gespannten Volk verkündet:
„Ls gibt etwas zu sehn im Grt,
Wie man es niemals wieder findet.
Kartoffeln sind uns viel beschert,
Doch eine einz'ae liegt im Rathaus,
Die einen ganzen Taler wert.
Das Wunder stellt der Magistrat aus.
Drei Groschen macht der Eintrittszoll,-
Er wird zu mildem Zweck genommen.
Um Andrang zu vermeiden, soll
Man einzeln nacheinander kommen."
D, welch Kartoffelungetüm!
Das muß ja ein paar Zentner wiegen.
Zum Rathaus stürmt man ungestüm
Und zahlt drei Groschen mit Vergnügen,
Kaum einer fehlt aus Bullenbrück,
Doch jeder, der hinein gegangen,
Kommt äußerst schweigsam dann zurück,
Und Auskunft ist nicht zu erlangen.
Denn jeder denkt: „Gab ich mein Geld,
Solls auch den andern so ergehen."
Was aber war zur Schau gestellt?
Welch Wunder gab es da zu sehen?
2a, die Kartoffel war wohl da,
Ihr Wuchs jedoch ein ganz normaler,-
Indessen steckte, wie man sah,
In ihr ein blank geputzter Taler.
Der Bürgermeister Hansen strich
Das Geld zusammen dann am Ende
Und schickte es dem Schneider Stich
Als Bullenbrücker Bürgerspende.
Herr Hansen war ein wackrer Mann;
Weil der Gemeinsinn nicht erbötig,
Zing er's auf diese Weise an,
Doch heute hätt' er das nicht nötig.
—on.
Frau Malo betrat den Laden, in dem man antike Gegenstände
haben konnte. — „Ja, wissen Sie," betonte Frau Malo dem Ver-
käufer gegenüber, „wir haben da ein Zimmer geerbt, von Ludwig
dem Vierzehnten. And da möchte ich bei Ihnen gern einen passenden
Staubsauger dazu kaufen."
196
Einzige Ausweichmöglichkeit
„Sie haben das Anterwasserschwimmen aber rasch gelernt!"
„Na ja, wenn man gleich am ersten Tage im Strandbad seinem
Lauswirt und seiner früheren Braut begegnet."
Fast hundert Jahre liegt's zurück.
Doch immer noch mag die Geschichte
Kein Mensch im Städtchen Bullenbrück'
Vernehmen, und daß man berichte,
Wie leider der Gemeinsinn sich
Ganz ungenügend hat betätigt.
Als damals Schneidermeister Stich
So schwer durch einen Brand geschädigt.
Die Wunöerkartoffel
Der Bürgermeister Hansen war
Lin braver Mann,- er appellierte:
„Bringt Gaben für den Armen darl"
Und harrte, daß er viel kassierte.
Doch Bullenbrück benahm sich schlimm,
Das Geben wollte keinem paffen.
Der Bürgermeister sann voll Grimm:
„Wie kann ich wohl die Bande fassen?"
Und weil grad' die Kartoffelzeit,
War bald ein feiner Plan zur Stelle.
Der Rathausdiener Jochen Breit
Ging durch die Stadt mit seiner Schelle,
Hat laut gebimmelt hier und dort
Und dem gespannten Volk verkündet:
„Ls gibt etwas zu sehn im Grt,
Wie man es niemals wieder findet.
Kartoffeln sind uns viel beschert,
Doch eine einz'ae liegt im Rathaus,
Die einen ganzen Taler wert.
Das Wunder stellt der Magistrat aus.
Drei Groschen macht der Eintrittszoll,-
Er wird zu mildem Zweck genommen.
Um Andrang zu vermeiden, soll
Man einzeln nacheinander kommen."
D, welch Kartoffelungetüm!
Das muß ja ein paar Zentner wiegen.
Zum Rathaus stürmt man ungestüm
Und zahlt drei Groschen mit Vergnügen,
Kaum einer fehlt aus Bullenbrück,
Doch jeder, der hinein gegangen,
Kommt äußerst schweigsam dann zurück,
Und Auskunft ist nicht zu erlangen.
Denn jeder denkt: „Gab ich mein Geld,
Solls auch den andern so ergehen."
Was aber war zur Schau gestellt?
Welch Wunder gab es da zu sehen?
2a, die Kartoffel war wohl da,
Ihr Wuchs jedoch ein ganz normaler,-
Indessen steckte, wie man sah,
In ihr ein blank geputzter Taler.
Der Bürgermeister Hansen strich
Das Geld zusammen dann am Ende
Und schickte es dem Schneider Stich
Als Bullenbrücker Bürgerspende.
Herr Hansen war ein wackrer Mann;
Weil der Gemeinsinn nicht erbötig,
Zing er's auf diese Weise an,
Doch heute hätt' er das nicht nötig.
—on.
Frau Malo betrat den Laden, in dem man antike Gegenstände
haben konnte. — „Ja, wissen Sie," betonte Frau Malo dem Ver-
käufer gegenüber, „wir haben da ein Zimmer geerbt, von Ludwig
dem Vierzehnten. And da möchte ich bei Ihnen gern einen passenden
Staubsauger dazu kaufen."
196
Einzige Ausweichmöglichkeit
„Sie haben das Anterwasserschwimmen aber rasch gelernt!"
„Na ja, wenn man gleich am ersten Tage im Strandbad seinem
Lauswirt und seiner früheren Braut begegnet."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Wunderkartoffel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 193.1940, Nr. 4969, S. 196
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg