Amor mit dem Maschinengewehr
Am ja nickt fehlzugehen, möge das werte Fräu-
lein eine Aster als Erkennungszeichen tragen.
Sonntag,den 17.,um elf Ahr vormittags trafen
sich also bei den bestimmten Bänken sechs „Mann-
schaften" von je zwei mit prächtigen Astern ge-
schmückten Mädeln — zwölf Astern umschlichen sich
mißtrauisch und maßen sich feindlich, indessen die
fröhlichen Arlauber vom Vorbau des Kanonenhäus-
chens herab vergnügt das köstliche Schauspiel ge-
nossen, ehe sie hinunterstiegen und vor die verblüff-
ten und verlegenen kleinen Schwindlerinnen traten.
Da legte Gott Amor kopfschüttelnd seinen ver-
alteten Bogen beiseite, und seufzend klemmte er
sich hinter ein Masckinengewehr.
Der listige Gefreite Karl flüsterte aber seinem
Freund Pepi ins Ohr: „Du, meine Schwestern,
sag ich dir, die haben sich gestern fast vor Lachen
„zerkugelt", wie ich ihnen vom Erfolg erzählt
Hab', den ich mit ihrer Photographie hatte." —
Frauen
So sind schon die FrauenI Kitty bekam gestern
eine Wiener Mode in die Land. Die Wiener Mode
war vier Wochen alt. Kitty rief: „Schau, Lanns,
was man damals für komische Lüte trug!"
Äasenberg ist bei Sanitätsrat Strubel in Be-
handlung — wegen einer Lerzgeschichte.
Leute vormittag hat Sanitätsrat Strubel
etwas bemerkt. Als Laffenberg nachmittags in
die Sprechstunde kommt, wird er mit einem Vor-
wurf empfangen. „Ich habe Sie heute gesehn,
wie Sie nach der Straßenbahn rannten. Wie
verrückt sind Sie gelaufen."
„3ck hatte mich etwas verspätet, Lerr Sani-
tätsrat." — „Das muß Ihnen egal sein. Sie
dürfen nicht so laufen. Ich garantiere Ihnen:
wenn Sie das noch ein halbes dutzendmal machen
— — beim zweitenmal spätestens fallen Sie um
und sind erledigt."
„Wenn der Dackel bei dem zwecklosen Pirschgang in dieser Kälte die-
selbe Meinung hätte wie ich, dann müßte er denken: Blöder Lund!"
„Was halten Sie von dem Theaterstück?"
„Ganz nett — aber kein Stück für eine Erstaufführung."
Das letzte Mittel
Von Jo Lanns Rösler
Das Leben formt den Men-
schen. Kindheitserinnerungen sind
unauslöschlich. Kitty hat sich als
Kind an einer Nähnadel gestochen.
Seitdem fürchtet sie Nähnadeln.
Ich wußte es nicht, als ich Kitty
freite. Bald merkte ich es. Dann
war es zu spät.
Eines Tages wußte ich keinen
Ausweg mehr. Schweren Lerzens
entschloß ich mich zum letzten
Mittel.
Ich ging zum Photographen.
„Meister I Der Weizen blüht!"
„Erfreut! Erfreut!"
„Ein Auftrag für Sie!"
„Geehrt! Geehrt!"
„Photographieren Sie mich!"
„Für welchen passenden Zweck?"
„Ich muß nicht schön sein."
„Es wäre mir leicht gefallen."
„Danke."
Der Photograph putzte die Linse.
„Legen Sie ab!"
„Wozu?"
„Den Lut wenigstens!"
„Meinetwegen."
„And den Mantel!"
„Ausgeschlossen."
„Sie wollen den Mantel an-
behalten ?"
.Ja."
„Aber Sie können doch
nicht — ?"
„Ich bin nicht hoffärtig."
„Auf Ihre Verantwortung!"
„Ich werde sie tragen."
„Bitte lächeln!"
Ich lächelte.
Tage vergingen.
Ich kam heim.
„Ach, Johannes!"
„Ja, Kitty?"
„Die Bilder sind gekommen."
„Welche Bilder?"
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Am ja nickt fehlzugehen, möge das werte Fräu-
lein eine Aster als Erkennungszeichen tragen.
Sonntag,den 17.,um elf Ahr vormittags trafen
sich also bei den bestimmten Bänken sechs „Mann-
schaften" von je zwei mit prächtigen Astern ge-
schmückten Mädeln — zwölf Astern umschlichen sich
mißtrauisch und maßen sich feindlich, indessen die
fröhlichen Arlauber vom Vorbau des Kanonenhäus-
chens herab vergnügt das köstliche Schauspiel ge-
nossen, ehe sie hinunterstiegen und vor die verblüff-
ten und verlegenen kleinen Schwindlerinnen traten.
Da legte Gott Amor kopfschüttelnd seinen ver-
alteten Bogen beiseite, und seufzend klemmte er
sich hinter ein Masckinengewehr.
Der listige Gefreite Karl flüsterte aber seinem
Freund Pepi ins Ohr: „Du, meine Schwestern,
sag ich dir, die haben sich gestern fast vor Lachen
„zerkugelt", wie ich ihnen vom Erfolg erzählt
Hab', den ich mit ihrer Photographie hatte." —
Frauen
So sind schon die FrauenI Kitty bekam gestern
eine Wiener Mode in die Land. Die Wiener Mode
war vier Wochen alt. Kitty rief: „Schau, Lanns,
was man damals für komische Lüte trug!"
Äasenberg ist bei Sanitätsrat Strubel in Be-
handlung — wegen einer Lerzgeschichte.
Leute vormittag hat Sanitätsrat Strubel
etwas bemerkt. Als Laffenberg nachmittags in
die Sprechstunde kommt, wird er mit einem Vor-
wurf empfangen. „Ich habe Sie heute gesehn,
wie Sie nach der Straßenbahn rannten. Wie
verrückt sind Sie gelaufen."
„3ck hatte mich etwas verspätet, Lerr Sani-
tätsrat." — „Das muß Ihnen egal sein. Sie
dürfen nicht so laufen. Ich garantiere Ihnen:
wenn Sie das noch ein halbes dutzendmal machen
— — beim zweitenmal spätestens fallen Sie um
und sind erledigt."
„Wenn der Dackel bei dem zwecklosen Pirschgang in dieser Kälte die-
selbe Meinung hätte wie ich, dann müßte er denken: Blöder Lund!"
„Was halten Sie von dem Theaterstück?"
„Ganz nett — aber kein Stück für eine Erstaufführung."
Das letzte Mittel
Von Jo Lanns Rösler
Das Leben formt den Men-
schen. Kindheitserinnerungen sind
unauslöschlich. Kitty hat sich als
Kind an einer Nähnadel gestochen.
Seitdem fürchtet sie Nähnadeln.
Ich wußte es nicht, als ich Kitty
freite. Bald merkte ich es. Dann
war es zu spät.
Eines Tages wußte ich keinen
Ausweg mehr. Schweren Lerzens
entschloß ich mich zum letzten
Mittel.
Ich ging zum Photographen.
„Meister I Der Weizen blüht!"
„Erfreut! Erfreut!"
„Ein Auftrag für Sie!"
„Geehrt! Geehrt!"
„Photographieren Sie mich!"
„Für welchen passenden Zweck?"
„Ich muß nicht schön sein."
„Es wäre mir leicht gefallen."
„Danke."
Der Photograph putzte die Linse.
„Legen Sie ab!"
„Wozu?"
„Den Lut wenigstens!"
„Meinetwegen."
„And den Mantel!"
„Ausgeschlossen."
„Sie wollen den Mantel an-
behalten ?"
.Ja."
„Aber Sie können doch
nicht — ?"
„Ich bin nicht hoffärtig."
„Auf Ihre Verantwortung!"
„Ich werde sie tragen."
„Bitte lächeln!"
Ich lächelte.
Tage vergingen.
Ich kam heim.
„Ach, Johannes!"
„Ja, Kitty?"
„Die Bilder sind gekommen."
„Welche Bilder?"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wenn der Dackel bei dem zwecklosen Pirschgang..." "Was halten Sie von dem Theaterstück?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 4979, S. 3
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg