Warum so glücklich, Ferdinand?
Man kann es schriftlich nicht so geben, wie Ferdinand
antwortete. Kurz, er lallte: „Ich trat heute in ein Land-
schuhgeschäft, und da sagte die Verkäuferin: ,Darf ich
um Ihre Land bitten, mein fierr?' . . ."
„Das ist alles? Ein Aufsitzer!" riefen wir entrüstet.
„Nein, morgen gehe ich wieder hin, die Landschuhe
Umtauschen! And so weiter, bis, ja bis-Versieht ihr?"
Abfuhr
Ein Kater, der die Nacht durchstreunt
und seiner Liebsten nachgeweint,
traf gegen Morgen einen Hahn,
belauschte ihn und sprach ihn an:
„Wie kommt es, daß ihr Hähne kräht,
kurz eh’ die Sonne aufersteht?
Da lauerst du wohl scharf nach Osten
und stehst schon lange auf dem Posten?“
Der Hahn verzog den Mund ironisch,
als er das hört’, und sagt lakonisch:
„Du täuschest dich, mein gutes Tier;
die Sonne richtet sich nach mir.“
C D.
öehmkuhl ist manchmal nachts aus dem Bett gestiegen
und im Schlafe umhergewandert. Er ist deshalb ein
paarmal beim Sanitätsrat Strubel gewesen, aber dann
hat er nichts mehr von sich hören lassen.
Sanitätsrat Strubel trifft Frau Lehmkuhl. „Run,
wie steht's mit dem Lerrn Gemahl?"
„Vorzüglich, Lerr Sanitätsrat! Keine Spur von
Schlafwandeln mehr."
Sanitätsrat Strubel freut sich. „Also habe ich ihm
doch helfen können."
„Daran liegt's wohl nicht, Lerr Sanitätsrat. Aber
seit mein Mann sein Auto nicht mehr benutzen kann,
läuft er schon am Tage genug."
Alopper ist in Wut. „Alle Weiber — und natürlich
auch Kerle, aber die sind dabei in der Minderzahl —
die sich mit Wahrsagen und solchem Kram befassen,
müßten ins Zuchthaus kominen. Was Hab' ich erleben
müssen? Meine Frau ist zu einer Kartenschlägerin ge-
gangen, und die verdammte Person hat ihr gesagt, sie
Der Theoretiker „Was kostet eigentlich ein Laar-
schnitt, lieber Meister?"
Glänzende Beobachtung „Sie, Fräulein, Frisiersalon ist das keiner!"
„Stimmtl Nicht mal Spiegel sind da."
wäre in Gefahr, in einigen Jahren
Witwe zu werden. Solch eine Gemein-
heit!'
„Allerdings! Selbst wenn die Frau
das in den Karten zu lesen glaubte, was
freilich Quatsch ist, hätte sie es doch
nicht sagen dürfen. Das war roh Ihrer
Gattin gegenüber."
„Nee-roh gegen mich! Denn
jetzt hat mir meine Frau den Rum
zum Grog weggenommen, und rauchen
soll ich auch nicht mehr."
Nero Don P. >r.
Nero war unser Verbindungs-
Hund; große, schwarz-weiße Almer
Dogge mit riesigem Gebiß, das durch
einen starken Ledermaulkorb wohl ver-
wahrt war. Nero war zwar gutmütig,
doch wenn es zum Raufen mit andern
Lunden kam, dann tobte er wie ein
Wilder und blieb immer Sieger trotz
des Maulkorbs.
Nero war der Liebling der ganzen
Verbindung. Jeder steckte ihm gern
einen Bissen zu und nichts wurde
von ihm verschmäht. Denn er war
ein fürchterlicher Fresser, der immer
Lunger hatte.
Daraus baute Lumpazi seinen
Plan. Lumpazi war ein lustiger Stu-
dent aus München, der den Nero zu
führen hatte. Natürlich war das nur
sein Kneipname.
„Was gilts?" sagte er eines Abends
auf der Kneipe, „ich esse mehr als
Nero." Allgemeines Kopfschütteln
und Lohngelächter war die Antwort.
„Ich halte jede Wette," versicherte
Lumpazi weiter. And da er über einen
großen Wechsel verfügte und als ein
nobler Bursch bekannt war, schlugen
einige ein. Ein großes Faß Bier sollte
es gelten. Schmunzelnd bestellte Lum-
pazi beim Lerrn Ober zwei Beef-
steaks, von denen er eines selber aß,
während das zweite Nero bekam. Eine
zweite Bestellung auf Beefsteaks
folgte; wieder aß Lumpazi bedächtig
sein Beefsteak, während Nero das
seine gierig verschlang. And jetzt be-
stellte Lumpazi zwei Stücke Schwarz-
brot. And siehe da: während der Stu-
dent das eine aß, weigerte sich Nero,
nach zwei Beefsteaks Schwarzbrot
zu fressen.
Lumpazi hatte alle Wetten ge-
wonnen! Wir tranken wochenlang
Rerobier.
63
Man kann es schriftlich nicht so geben, wie Ferdinand
antwortete. Kurz, er lallte: „Ich trat heute in ein Land-
schuhgeschäft, und da sagte die Verkäuferin: ,Darf ich
um Ihre Land bitten, mein fierr?' . . ."
„Das ist alles? Ein Aufsitzer!" riefen wir entrüstet.
„Nein, morgen gehe ich wieder hin, die Landschuhe
Umtauschen! And so weiter, bis, ja bis-Versieht ihr?"
Abfuhr
Ein Kater, der die Nacht durchstreunt
und seiner Liebsten nachgeweint,
traf gegen Morgen einen Hahn,
belauschte ihn und sprach ihn an:
„Wie kommt es, daß ihr Hähne kräht,
kurz eh’ die Sonne aufersteht?
Da lauerst du wohl scharf nach Osten
und stehst schon lange auf dem Posten?“
Der Hahn verzog den Mund ironisch,
als er das hört’, und sagt lakonisch:
„Du täuschest dich, mein gutes Tier;
die Sonne richtet sich nach mir.“
C D.
öehmkuhl ist manchmal nachts aus dem Bett gestiegen
und im Schlafe umhergewandert. Er ist deshalb ein
paarmal beim Sanitätsrat Strubel gewesen, aber dann
hat er nichts mehr von sich hören lassen.
Sanitätsrat Strubel trifft Frau Lehmkuhl. „Run,
wie steht's mit dem Lerrn Gemahl?"
„Vorzüglich, Lerr Sanitätsrat! Keine Spur von
Schlafwandeln mehr."
Sanitätsrat Strubel freut sich. „Also habe ich ihm
doch helfen können."
„Daran liegt's wohl nicht, Lerr Sanitätsrat. Aber
seit mein Mann sein Auto nicht mehr benutzen kann,
läuft er schon am Tage genug."
Alopper ist in Wut. „Alle Weiber — und natürlich
auch Kerle, aber die sind dabei in der Minderzahl —
die sich mit Wahrsagen und solchem Kram befassen,
müßten ins Zuchthaus kominen. Was Hab' ich erleben
müssen? Meine Frau ist zu einer Kartenschlägerin ge-
gangen, und die verdammte Person hat ihr gesagt, sie
Der Theoretiker „Was kostet eigentlich ein Laar-
schnitt, lieber Meister?"
Glänzende Beobachtung „Sie, Fräulein, Frisiersalon ist das keiner!"
„Stimmtl Nicht mal Spiegel sind da."
wäre in Gefahr, in einigen Jahren
Witwe zu werden. Solch eine Gemein-
heit!'
„Allerdings! Selbst wenn die Frau
das in den Karten zu lesen glaubte, was
freilich Quatsch ist, hätte sie es doch
nicht sagen dürfen. Das war roh Ihrer
Gattin gegenüber."
„Nee-roh gegen mich! Denn
jetzt hat mir meine Frau den Rum
zum Grog weggenommen, und rauchen
soll ich auch nicht mehr."
Nero Don P. >r.
Nero war unser Verbindungs-
Hund; große, schwarz-weiße Almer
Dogge mit riesigem Gebiß, das durch
einen starken Ledermaulkorb wohl ver-
wahrt war. Nero war zwar gutmütig,
doch wenn es zum Raufen mit andern
Lunden kam, dann tobte er wie ein
Wilder und blieb immer Sieger trotz
des Maulkorbs.
Nero war der Liebling der ganzen
Verbindung. Jeder steckte ihm gern
einen Bissen zu und nichts wurde
von ihm verschmäht. Denn er war
ein fürchterlicher Fresser, der immer
Lunger hatte.
Daraus baute Lumpazi seinen
Plan. Lumpazi war ein lustiger Stu-
dent aus München, der den Nero zu
führen hatte. Natürlich war das nur
sein Kneipname.
„Was gilts?" sagte er eines Abends
auf der Kneipe, „ich esse mehr als
Nero." Allgemeines Kopfschütteln
und Lohngelächter war die Antwort.
„Ich halte jede Wette," versicherte
Lumpazi weiter. And da er über einen
großen Wechsel verfügte und als ein
nobler Bursch bekannt war, schlugen
einige ein. Ein großes Faß Bier sollte
es gelten. Schmunzelnd bestellte Lum-
pazi beim Lerrn Ober zwei Beef-
steaks, von denen er eines selber aß,
während das zweite Nero bekam. Eine
zweite Bestellung auf Beefsteaks
folgte; wieder aß Lumpazi bedächtig
sein Beefsteak, während Nero das
seine gierig verschlang. And jetzt be-
stellte Lumpazi zwei Stücke Schwarz-
brot. And siehe da: während der Stu-
dent das eine aß, weigerte sich Nero,
nach zwei Beefsteaks Schwarzbrot
zu fressen.
Lumpazi hatte alle Wetten ge-
wonnen! Wir tranken wochenlang
Rerobier.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Theoretiker" "Glänzende Beobachtung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 4984, S. 63
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg