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Das Kennwort

Von Peter Robinson

Ersparnisse zu machen und bei einem sicheren Geldinstitut zins-
tragend anzulegen, nützt nicht nur demjenigen, der das tut; es dient
auch zum Wohle der Allgemeinheit, indem die aus vielen kleinen
Kanälen zusammenfließenden Summen zu einer großen, die Wirtschaft
befruchtenden Flut werden. Um das zu wissen, braucht man gar
nicht einmal Nationalökonomie studiert zu haben.

Vor fünf Jahren haben Eduard und Alma Bieber angefangen,
zu sparen; es ist anzunehmen, daß sie zunächst dabei doch nur an den
eigenen Nutzen dachten. Eines schönen Tages begaben sie sich — es
war wirklich ein schöner Tag, denn Eduard konnte zu diesem Gange
500 Mark einstecken — auf die Städtische Sparkasse und verlangten
ein Sparbuch: gemeinsam für Eduard und Alma Bieber. And die
erste Einzahlung sollte, wie schon angedeutet, 500 Mark betragen.
Das war doch ein feiner An-
fang.

„Wollen Sie ein Kennwort
nehmen?" fragte der Beamte.

„Ein Kennwort? Was ist
das?"

„Sie geben uns irgendein
Wort an, das bei uns notiert
wird, im übrigen aber geheim
bleiben muß. Dann erfolgen
Auszahlungen von Ihrem
Sparkonto nur bei Nennung
dieses Kennworts. Falls Ihnen
also das Sparbuch einmal ab-
handen kommt und einem un-
ehrlichen Menschen in die
Lände fällt, kann er doch nichts
darauf abheben, da er ja nicht
das Kennwort weiß."

„Das ist eine gute Ein-
richtung," lobte Eduard Bie-
ber. „Das machen wir." Er
schaute die Gattin an. „Was
für ein Wort wollen wir neh-
men? Vielleicht Alma?"

Frau Bieber fand das zwar
liebenswürdig, aber nicht ge-
eignet. „Nein, das liegt zu
nahe. Wenn ein Dieb das
Buch kriegt und darin,Eduard
und Alma Bieber" liest, dann
könnte er doch darauf kommen,
es einmal mit Alma zu ver-
suchen. Laß dir was anderes
einfallen."

Eduard rieb sich die Stirn. Ler mit einem Wort! Aber es wollte
ihm nicht gleich ein passend scheinendes einsallen. Wenn einem nichts
einfällt, sucht man nach einer Anregung. Er sah sich im Sparkassen-
lokal um, er schaute durch ein dem Schalter gegenüber liegendes
Fenster auf die Straße — — ah, da war die Anregung! Eduard
hatte das Kennwort, Alma war damit einverstanden, der Beamte
nahm es zur Kenntnis, die 500 Mark wurden eingezahlt, und dann
gingen Biebers mit ihrem Sparbuch fort, froh, im Bewußtsein, nun
den Grundstein zu einem hoffentlich stets wachsenden Bau gelegt
zu haben.

Die Hoffnung erfüllte sich- Fünf Jahre lang zahlte Eduard Bieber
fast jeden Monat etwas auf sein Sparbuch ein, und nie brauchte er
etwas abzuheben; die Eintragungen mehrten sich, und immer erfreu-

licher wurde die Endsumme.
Aber nun stellte sich doch ein-
mal eine unvorhergesehene
Ausgabe ein, und dafür mußte
Geld von der Sparkasse geholt
werden. Bieber nahm aus dem
Schreibtisch das Sparbuch,
dessen Anblick ihn wie immer
wohltätig berührte. Als er
aber zufällig auf die erste
Innenseite sah, bemerkte er
etwas, das ihm Unbehagen
verursachte. Da stand ein
Stempelaufdruck: Kennwort.
Donnerwetter ja, er mußte ja
ein Kennwort angeben, wenn
er Geld haben wollte. Was
war das für ein Wort? Fünf
Jahre lang hatte er nicht da-
ran gedacht; er hatte es ja
nicht gebraucht. „Alma, wie
heißt das Kennwort?"

„Das Kennwort? Ach so —
richtig! Keine Ahnung! Das
mußt du doch wissen; dir ist
es ja eingefallen."

„Aber auch wieder heraus-
gefallen ist es — aus meinem
Kopf. Der hat inzwischen so
viel anderes zu tun gehabt.
Was kann es denn gewe-
sen sein? Denke doch nach,
Alma!"

„Du mußt Nachdenken,
Eduard! Es kann doch nicht so

„Daß die Ahr nicht mehr geht, das liegt an der Anruhe." — „Siehste,
Anton, ich habe dir immer gesagt, du stellst den Lautsprecher zu stark ein."

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«Fortsetzung auf Seite 1Z7)
Bildbeschreibung

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Titel

Titel/Objekt
"Daß die Uhr nicht mehr geht, das liegt an der Unruhe"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Niemeyer-Moxter, E.
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 4990, S. 134

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