Zeichnung von ©. Traub
Man rief den Derwisch wiederum :
„Ein Mittel wolltest du uns spenden.
Wir haben’s nicht. Versuch’ nun selbst,
Es bei dem Kranken anzuwendeni”
Der Derwisch nickte. „Ich wiil’s tun i
Doch darf man mir nicht widerstreben;
Was ich auch mache, muß geschehe.”
Er ließ sich einen Spiegel geben,
Trat an Schah Mahmuds Krankenbett
Und hielt, als wär’ das selbstverständlich,
Den Spiegel ihm vor das Gesicht.
Schah Mahmud stutzte, aber endlich
Kam er zu Worten: „Das bin ich?
Ein altes Weib mein’ ich zu sehen.
Ich finde gar so komisch mich,
Daß ich vor Lachen möcht’ vergehen."
Ganz laut hat er dabei gelacht,
Und besser ward's von jener Stunde
Mit ihm, bis nach vier Wochen dann
Er ganz der Alte und Gesunde.
MORAL
Das Lachen hat der Mensch voraus
Als gute Gabe vor den Tieren.
Es ist bekannt, wie sehr’s gesund.
Es konnte viele schon kurieren,
Am besten aber ist daran
Der Mensch, kann er es fertig bringen,
Sich über s eigne werte Selbst
Zu einem Lachen aufzuschwingen.
—on.
Man hat's versucht und ließ sofort
Die besten Possenreißer kommen,
Doch ist Schah Mahmuds Angesicht
In Tränen nur dabei geschwommen.
Erzähler hat man auch geholt,
Doch selbst die lustigsten Geschichten
Und feinsten Witze konnten nicht
Des Herrschers Traurigkeit vernichten.
Schah Mahmud, der ein wackrer Herr
Und lange froh sein Land regierte —
Ihn fiel ein schweres Obel an,
Das keines Arztes Kunst kurierte.
Man wußte nicht, was ihm gefehlt.
Er hatte Schmerzen nicht zu spüren,
Doch elend wurde er und schwach
Und mochte schließlich kaum sich rühren.
Sein Leib zerfiel, und sein Gesicht,
Einst wie des Vollmonds runde Scheibe,
Verhutzelte, bis es grotesk
Wie bei dem dürrsten alten Weibe.
Er wußt' es nicht. Man war bemüht,
Die Spiegel vor ihm zu verstecken,
Aus Furcht, das eigene Gesicht
Würd ihn zu Tode wohl erschrecken.
Dabei war sein sonst heitrer Sinn
In schwerste Trauer umgeschlagen;
Er sprach kein Wort mehr; seufzend nur
Erging er sich in stummen Klagen.
Da kam ein Derwisch zum Wesir:
„Dein Herr ist noch gesund zu machen;
Ein Mittel gibt es, das ihn heilt:
Er muß nur einmal tüchtig lachen.”
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Man rief den Derwisch wiederum :
„Ein Mittel wolltest du uns spenden.
Wir haben’s nicht. Versuch’ nun selbst,
Es bei dem Kranken anzuwendeni”
Der Derwisch nickte. „Ich wiil’s tun i
Doch darf man mir nicht widerstreben;
Was ich auch mache, muß geschehe.”
Er ließ sich einen Spiegel geben,
Trat an Schah Mahmuds Krankenbett
Und hielt, als wär’ das selbstverständlich,
Den Spiegel ihm vor das Gesicht.
Schah Mahmud stutzte, aber endlich
Kam er zu Worten: „Das bin ich?
Ein altes Weib mein’ ich zu sehen.
Ich finde gar so komisch mich,
Daß ich vor Lachen möcht’ vergehen."
Ganz laut hat er dabei gelacht,
Und besser ward's von jener Stunde
Mit ihm, bis nach vier Wochen dann
Er ganz der Alte und Gesunde.
MORAL
Das Lachen hat der Mensch voraus
Als gute Gabe vor den Tieren.
Es ist bekannt, wie sehr’s gesund.
Es konnte viele schon kurieren,
Am besten aber ist daran
Der Mensch, kann er es fertig bringen,
Sich über s eigne werte Selbst
Zu einem Lachen aufzuschwingen.
—on.
Man hat's versucht und ließ sofort
Die besten Possenreißer kommen,
Doch ist Schah Mahmuds Angesicht
In Tränen nur dabei geschwommen.
Erzähler hat man auch geholt,
Doch selbst die lustigsten Geschichten
Und feinsten Witze konnten nicht
Des Herrschers Traurigkeit vernichten.
Schah Mahmud, der ein wackrer Herr
Und lange froh sein Land regierte —
Ihn fiel ein schweres Obel an,
Das keines Arztes Kunst kurierte.
Man wußte nicht, was ihm gefehlt.
Er hatte Schmerzen nicht zu spüren,
Doch elend wurde er und schwach
Und mochte schließlich kaum sich rühren.
Sein Leib zerfiel, und sein Gesicht,
Einst wie des Vollmonds runde Scheibe,
Verhutzelte, bis es grotesk
Wie bei dem dürrsten alten Weibe.
Er wußt' es nicht. Man war bemüht,
Die Spiegel vor ihm zu verstecken,
Aus Furcht, das eigene Gesicht
Würd ihn zu Tode wohl erschrecken.
Dabei war sein sonst heitrer Sinn
In schwerste Trauer umgeschlagen;
Er sprach kein Wort mehr; seufzend nur
Erging er sich in stummen Klagen.
Da kam ein Derwisch zum Wesir:
„Dein Herr ist noch gesund zu machen;
Ein Mittel gibt es, das ihn heilt:
Er muß nur einmal tüchtig lachen.”
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das gesunde Lachen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 5000, S. 264
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg