Kleine Chronik
Der amerikanische Generalleutnant Drum, der kommandierende
General der 1. Armee der Vereinigten Staaten, hat bedauernd
gesagt, die Stimmung der Zivilisten zeige noch nicht die wünschens-
werte Begeisterung für den Krieg.
Das dürfte auch bei nicht wenigen amerikanischen Soldaten
der Fall sein. And was die Zivilisten angeht — nun, es ist ja
nur eine kleine Gruppe, die am Kriege verdient.
Ei» Sprecher im Londoner Rundfunk hat gesagte „Es ist nicht
alles gut gegangen, aber im Geiste ist England überhaupt noch
kein einziges Mal geschlagen worden."
Allerdings — im Geiste war England bereits Sieger, als es
den Krieg erklärte.
Der „Manchester Guardian" hat geschrieben: „Unsere Lage
in Indien ist schwach. Besonders betrübend ist es, daß nicht eine
einzige Seele in Indien wirklich überzeugt auf unserer Seite steht."
Warum betrübt es de» „Manchester Guardian", daß die Inder
nicht die Ueberzeugung haben, aus Englands Seite stehen zu
müssen? Die Engländer haben doch immer behauptet, daß sie
die Aeberzeugungen der von ihnen beherrschten Völker achten.
'21118 Kanada ist, wie der kanadische Finanzminister in Ottawa
erzählte, eine bronzene Fackel an Churchill geschickt worden, zum
Zeichen, daß ihm Kanada die „den Weg zur Freiheit erleuch-
tende Fackel" bringe.
Trotzdem geht Churchill einen sehr düsteren Weg.
Der frühere griechische Ministerpräsident Tsouderos hat aus
Kreta Eden seinen Dank für die Äilfe Englands ausgedrückt. In
dem Telegramm heißt es: „Unsere Alliierten haben neue goldene
Seiten in das ruhmreiche Buch der britischen Geschichte geschrieben."
Von Gold kann nicht die Rede sein. Sie haben Fersengeld
gegeben, und das besteht nicht aus Gold.
Im englischen Unterhaus« erklärte ein Rednex, der nach Aegyp-
ten gerettete Teil der englischen Expeditionsarmee habe in Griechen-
land viele unschätzbare Erfahrungen über den Gegner gemacht.
Vor allem die Erfahrung, was man von diesem Gegner bei
einem nochmaligen Zusammentreffen zu erwarten hat.
Unter andern Schauergeschichten hat „News Chronicle" berichtet,
deutsche Soldaten hätten nach ihrem Einrücken in Belgrad alle Ver-
brecher freigelaffen.
Ansinn! Die deutschen Soldaten hätten gern Verbrecher erwischt,
aber Simowitsch und die andern Putschisten waren schon ausgeriffen.
Charlie Chaplin soll mit seinem letzten Leyfilm ein Plagiat
begangen haben und ist auf 12 Millionen Mark Schadenersatz
verklagt worden.
Der polnisck-jüdische Filmheld wird sich wohl darauf berufen,
daß Ideen zu Ketzereien zur Zeit in Amerika frei seien.
Reuter hat rühmend berichtet, daß King George kürzlich mit einer
Tommyflinte, obwohl er vorher nie eine solche in der Land gehabt
hatte, bei 17 Schüssen mehrere Treffer erzielt habe.
Für den Anfang geht das ja. Vielleicht hofft der King, später ein-
mal wenigstens Schützenkönig zu werden.
Oie mün 6 liekie Klausel
Man schloß vor Jahren den Vertrag,
Um ganz genau zu stipulieren:
Wenn's nötig ist, darf brit'sches Heer
Irakisches Gebiet passieren.
Nun kamen also Briten an.
Und wie's vertraglich vorgesehen.
Ließ man sie in das Land hinein.
Doch wollten sie nicht weitergehen.
Sie blieben da, als hätten sie
Ein Recht, den Irak zu besetzen.
In Bagdad fragte man empört:
Wie könnt ihr den Vertrag verletzen ?
Die Truppen müssen aus dem Land!
Sie mögen sich nur recht beeilen.
Denn neue dürfen nicht herein.
Solang' die andern hier verweilen."
In London tat man sehr erstaunt.
Das Foreign Office hat gesprochen:
„Davon kann nicht die Rede sein.
Daß der Vertrag von uns gebrochen.
Zwar ist die Rede ganz allein
Vom Durchmarschrecht in seinen Zeilen,
Doch daß wir, wenn es uns so paßt,
Im Lande länger auch verweilen —
Das wurde gleichfalls abgemacht.
Wenn es nicht im Vertrag befindlich,
So ist das nicht verwunderlich :
Wir machten diese Klausel mündlich."
Der Engelsmann tut sehr gekränkt.
Daß ihm Vertragsbruch vorgehalten.
Der Punkt, um den es sich hier dreht,
Der war nicht schriftlich zu gestalten.
Behauptet er, doch wer verlangt.
Was Mündliches hab' zu genügen.
Der dürfte seinen werten Mund
So oft gebrauchen nicht zum Lügen. —on.
»7
Der amerikanische Generalleutnant Drum, der kommandierende
General der 1. Armee der Vereinigten Staaten, hat bedauernd
gesagt, die Stimmung der Zivilisten zeige noch nicht die wünschens-
werte Begeisterung für den Krieg.
Das dürfte auch bei nicht wenigen amerikanischen Soldaten
der Fall sein. And was die Zivilisten angeht — nun, es ist ja
nur eine kleine Gruppe, die am Kriege verdient.
Ei» Sprecher im Londoner Rundfunk hat gesagte „Es ist nicht
alles gut gegangen, aber im Geiste ist England überhaupt noch
kein einziges Mal geschlagen worden."
Allerdings — im Geiste war England bereits Sieger, als es
den Krieg erklärte.
Der „Manchester Guardian" hat geschrieben: „Unsere Lage
in Indien ist schwach. Besonders betrübend ist es, daß nicht eine
einzige Seele in Indien wirklich überzeugt auf unserer Seite steht."
Warum betrübt es de» „Manchester Guardian", daß die Inder
nicht die Ueberzeugung haben, aus Englands Seite stehen zu
müssen? Die Engländer haben doch immer behauptet, daß sie
die Aeberzeugungen der von ihnen beherrschten Völker achten.
'21118 Kanada ist, wie der kanadische Finanzminister in Ottawa
erzählte, eine bronzene Fackel an Churchill geschickt worden, zum
Zeichen, daß ihm Kanada die „den Weg zur Freiheit erleuch-
tende Fackel" bringe.
Trotzdem geht Churchill einen sehr düsteren Weg.
Der frühere griechische Ministerpräsident Tsouderos hat aus
Kreta Eden seinen Dank für die Äilfe Englands ausgedrückt. In
dem Telegramm heißt es: „Unsere Alliierten haben neue goldene
Seiten in das ruhmreiche Buch der britischen Geschichte geschrieben."
Von Gold kann nicht die Rede sein. Sie haben Fersengeld
gegeben, und das besteht nicht aus Gold.
Im englischen Unterhaus« erklärte ein Rednex, der nach Aegyp-
ten gerettete Teil der englischen Expeditionsarmee habe in Griechen-
land viele unschätzbare Erfahrungen über den Gegner gemacht.
Vor allem die Erfahrung, was man von diesem Gegner bei
einem nochmaligen Zusammentreffen zu erwarten hat.
Unter andern Schauergeschichten hat „News Chronicle" berichtet,
deutsche Soldaten hätten nach ihrem Einrücken in Belgrad alle Ver-
brecher freigelaffen.
Ansinn! Die deutschen Soldaten hätten gern Verbrecher erwischt,
aber Simowitsch und die andern Putschisten waren schon ausgeriffen.
Charlie Chaplin soll mit seinem letzten Leyfilm ein Plagiat
begangen haben und ist auf 12 Millionen Mark Schadenersatz
verklagt worden.
Der polnisck-jüdische Filmheld wird sich wohl darauf berufen,
daß Ideen zu Ketzereien zur Zeit in Amerika frei seien.
Reuter hat rühmend berichtet, daß King George kürzlich mit einer
Tommyflinte, obwohl er vorher nie eine solche in der Land gehabt
hatte, bei 17 Schüssen mehrere Treffer erzielt habe.
Für den Anfang geht das ja. Vielleicht hofft der King, später ein-
mal wenigstens Schützenkönig zu werden.
Oie mün 6 liekie Klausel
Man schloß vor Jahren den Vertrag,
Um ganz genau zu stipulieren:
Wenn's nötig ist, darf brit'sches Heer
Irakisches Gebiet passieren.
Nun kamen also Briten an.
Und wie's vertraglich vorgesehen.
Ließ man sie in das Land hinein.
Doch wollten sie nicht weitergehen.
Sie blieben da, als hätten sie
Ein Recht, den Irak zu besetzen.
In Bagdad fragte man empört:
Wie könnt ihr den Vertrag verletzen ?
Die Truppen müssen aus dem Land!
Sie mögen sich nur recht beeilen.
Denn neue dürfen nicht herein.
Solang' die andern hier verweilen."
In London tat man sehr erstaunt.
Das Foreign Office hat gesprochen:
„Davon kann nicht die Rede sein.
Daß der Vertrag von uns gebrochen.
Zwar ist die Rede ganz allein
Vom Durchmarschrecht in seinen Zeilen,
Doch daß wir, wenn es uns so paßt,
Im Lande länger auch verweilen —
Das wurde gleichfalls abgemacht.
Wenn es nicht im Vertrag befindlich,
So ist das nicht verwunderlich :
Wir machten diese Klausel mündlich."
Der Engelsmann tut sehr gekränkt.
Daß ihm Vertragsbruch vorgehalten.
Der Punkt, um den es sich hier dreht,
Der war nicht schriftlich zu gestalten.
Behauptet er, doch wer verlangt.
Was Mündliches hab' zu genügen.
Der dürfte seinen werten Mund
So oft gebrauchen nicht zum Lügen. —on.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bardia"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 5001, S. 277
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg