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Die Taschendynamo

Von Ralph Urban (Sberfeldw. !lrbanetz>

Als ich neulich am Abend ausging und gerade die Gartentür
absperrte, erkannte ich trotz der Dunkelheit meinen Nackbarn Loppe,
der ebenfalls gerade sein Laus verließ. Während er das Schlüsselloch
beleuchtete, schrie etwas fürchterlich.

„Lallo, Lerr Loppe," rief ich, „was fehlt denn dem Kind?"

„Das, was schreit," sagte der Mann mit nachsichtigem Tadel, „das
istkeinKind, sondern meine
neue Landdynamo. Leu-
te erst gekauft, fabelhafte
Sache. Labe es satt, im-
mer von Laden zu Laden
um eine Batterie zu lau-
fen. Das da hier kostet
zwar zehn Mark, aber
dafür hat man zeitlebens
Ruhe. Immer leuchtbe-
reit, man braucht nur hier
denLebel herunterzudrük-
ken — an den Lampen-
körper anzuquetschen —
hin — her — hin — her —
sehen Sie — und schon
ist strahlendes Licht."

"Wiiwiiwii — "
schluchzte die Taschendy-
namo.

„Aul" schrie Lerr
Loppe.

„Laben Sie sich weh
getan?" erkundigteich mich
teilnehmend.

„Nein," antwortete er,

„ich rief aus Freude. Aber
ich hatte mir die Laut
zwischen Daumen und
Zeigefinger eingezwickt.

Man braucht schon etwas
Aebung. Kommen Sie
mit?"

Natürlich ging ich mit
ihm. Dazu muß ich ge-
stehen, daß ich mich lam-
penlos durch die Ver-
dunklung schlage. Einmal
erstand ich eine wunder-
schöne Taschenlampe, mit
der man grün, rot, blau
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und weiß leuchten konnte, und die auch sonst alle Stücke spielte. Aber
die hat mir meine Frau weggenommen. Seither gehe ich im Finstern,
wenn ich nicht als Nassauer einem Lanipenträger nachschleiche.

In diesem Fall also benützte ich die Gelegenheit und Lerrn Loppe.
„Sehen Sie," stellte er mit zwingender Logik fest, „wenn man
stark drückt, leuchtet es stark, drückt man weniger stark, leuchtet es

schwach. And bekommt
man in einer Land den
Krampf, wie ich eben
jetzt, dann wechselt man
einfach und nimmtsie in die
andere. Einfach, nicht?"

„Wiiwiiwii —" schrie
die Dynamo. Von ir-
gendwoher mischte sich
wüstes Gekläff in diese
Klagelaute, in rasender
Fahrt kam ein Lund her-
angefegt und stoppte mit
schnittigem Stemmbogen
vor Lerrn Loppe, knurrte
und fletschte die Zähne.
Der Mann erstarrte, wo-
rauf das Licht ausging
und das Grollen des
Tieres milder wurde.

„Was hat nur dieses
Biest?" meinte Loppe
beklommen.

„Vielleicht glaubt er,"
so sagte ich, „daß es eine
Katze ist, die da schreit."

Meine Vermutung er-
wies sich als richtig. Kaum
setzte mein Nachbar seine
Dynamo wieder in Be-
trieb, schnappte das wilde
Tier nach der vermeint-
lichen Katze, erwischte aber
glücklicherweise nur den
Rockärmel des Mannes
und entfernte daraus ein
Stück Stoff. Das Licht er-
starb, der Lund beruhigte
sich wesentlich, und Loppe
schimpfte wie ein Donau-
schiffer.

„Nun wissen Sie, warum ich den Lahn immer bei mir habe — er sagt mir
gerade Bescheid, daß er wieder einen Regenwurm für mich gefunden hat."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Nun wissen Sie, warum ich den Hahn immer bei mir habe..."
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 5004, S. 310

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