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Wo steht'S

im Grunde verstand er schon einen Spaß, und so schrieb er ans
einen Zettel obenhin: Faust I, „Nacht," Vers 682/83. And darunter
schrieb er noch: Matthäus 23, Vers 15.

Die Boten kehrten mit der rettenden Belehrung ins Lamm zu
den wartenden Kämpen zurück. Man schlug beide Stellen auf und
fand das Zitat richtig dort, wo Wambel es nicht gesucht hatte: gar
nicht weit vom Anfang weg in jener Szene, von der jeder glaubt,
daß er sie ganz genau kenne. And das Bibelwort, das ihnen Doser-
moser auch noch empfahl, lautete schlicht: „Wehe euch, ihr Pharisäer
und Schriftgelehrten."

Aber darüber lachten sie nun, und sie waren überhaupt froh, daß
die Sache nun endlich entschieden war. Wambel hatte noch seinen
Sonderstolz über seinen Sieg.

Es war furchtbar spät, genau genommen eigentlich furchtbar
früh, als er das eheliche Schlafgemach betrat mit der Leisheit eines,
der aus Mangel an Gleichgewichtsgefühl über alle Stühle und sogar
über einen Schrank fällt. Frau Wambel fuhr gleich hoch. Breitbeinig
und dennoch schwankend stand ihr Wambel mitten im Zimmer, das
ihm wie ein fahrendes Karussell vorkam, suchte nicht ohne Mühe
den Einblick seiner Frau zu genießen, die ihm zu rotieren schien,
und deklamierte schlucksend mit hochgezogenen Brauen und erhobenem
Zeigefinger: „Wa—was du ererbt von da—deinen Vä—Vätern
hast-"

„Jawohl," keifte ihm da die Wambelin kreischend dazwischen,
„dös stimmt, daß du dös ererbt haftl" Legte sich wieder lang und
wies ihin deutlich den Rücken.

Den guten Wambel aber traf das Wort wie ein Donnerschlag.
Es war wahr. Jede Woche einmal hatte er einen Spitz. Ganz
kleinlaut zog er sich aus und kroch unter die Decke.

So hatte sein Literatursieg doch noch mit einer Niederlage geendet.

Kleine Zeitgeschichten

Dreiling kommt auf die Bezugscheinstelle. „Ich möchte einen Be-
zugschein für ein Paar .Hausschuhe."

„Ja, haben Sie denn gar keine brauchbaren mehr?"

„Doch; ich habe noch ein Paar, das ganz gut ist. Aber ich brauche
welche als Geschenk."

„Schenken Sie doch was anderes; Hausschuhe soll sich jeder selbst
kaufen."

„Das tut eben Ruppsack nicht; dem will ich nämlich die Haus-
schuhe schenken. Der Kerl wohnt über mir und trampelt immer mit
Stiefeln in der Wohnung herum, und das macht mich so nervös."

Siemerling ist ei» Mann von außerordentlicher Gewiffenhaftig.
keit. Siemerling hat in den Kleiderschrank hineingesehen und er-
-klärt seiner Frau: „Es ist jetzt Zeit für meinen Sommermantel. Sei
doch so gut und gib ihn zum Färben. Am liebsten wäre es mir,
wenn er zu einem dunklen Blau umgefärbt würde."

„Aber warum denn? Der Mantel ist doch gut so, tute er ist —
der schöne Helle Sommermantel!"

„Das ist es ja grade er ist mir zu hell für die Verdunkelung."

Tante Paula besucht die Nachbarin Frau Melzer. Deren Sohn
ist gerade auf Urlaub gekommen; im Zivilberuf ist er Postbeamter.

„And was machen Sie jetzt, Herr Melzer?" erkundigt sich Tante
Paula.

„Jetzt bin ich eben bei der Feldpost."

Tante Paula bedauert: „O o — da stehen Sie sich jetzt sicherlich
viel schlechter."

„Warum denn?"

„Nun, die Feldpost muß doch alles umsonst besorgen."

Pfannenschmieds wohnen unter Kniebolds.

Frau Pfannenschmied beschwert sich bei Frau Kniebold: „Kinder
sollen zwar spielen, und sie dürfen manchmal auch etwas Lärm

machen, besonders Jungen. Aber Ihre Jungen treiben es zu toll.
Wie ich gestern zusammengefahren bin! Da gab es auf einmal ein
Bullern, als wenn eine Bombe niedergefallen wäre."

„Nun ja!" nickt Frau Kniebold. „Die Jungen spiele» eben
Krieg." —on.

Auch die Zahlen, die Lloyd angibt, klingen nicht rein

209
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Auch die Zahlen, die Lloyd angibt, klingen nicht rein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 4996, S. 209

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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