Es war Abend, und der Mond
schien. Er begleitete sie nach Lause.
„Wie herrlich müßte es sein,"
entwich mit einem Seufzer des
Mannes Lippen, „einen Men-
schen zu haben, dem man alles
sein könnte, für den man — ach
ja —— „Ach, ja —" kam es
als kleines Echo zurück.
„Elli!" rief er, griff aber da-
neben, denn das Mädchen war
flinker.
„Pfui, Lerr Richter!" wurde
er zurechtgewiesen. „Wenn Sie
mich noch einmal zu küssen ver-
suchen, verzichte ich auf Ihre Be-
gleitung." Worauf der junge
Mann eine Weile angekränkt und
schweigend neben ihr hertrottete.
„Ist es denn so schrecklich,"
fing er endlich wieder an „wenn
man ein Mädchen, das man gerne
hat, küssen will?"
„Der Abend ist kühl!" behaup-
tete Elli und unterdrückte ein
Gähnen. — Dann waren sie
am Laustor angelangt. „Gute
Nacht!" sagte der Mann eisig.
„Sie simd mir doch nicht böse,
Lerr Richter?"
„Ich und böse? Püh —"
„Doch. Es ist aber schade, denn
ich hätte am Sonntag gerne mit
Ihnen einen Ausflug gemacht."
„Sie würden sich doch wieder
langweilen —"
„Vielleicht würde es sehr nett
werden," flüsterte sie.
„Elli! Wirklich?" — „Vielleicht,
vielleicht —" und fort war sie.
Am nächsten Tag rief er sie
an und verabredete sich mit ihr
für Sonntag.
Zur festgesetzten Stunde stand
er dann bei der Laltestelle der
Straßenbahn und wartete. Als
sie endlich kam, die Elli, wurde
18
Männer müssen zappeln
Von Ralph ürban
„Lausebengels, ihr sollt nich hinterherloofen. Wenn die
Leute merken, daß ihr hier durchwaten könnt, dann Hab ich
kein Geschäft mehr."
sein Gesicht länger und länger.
Sie hatte eine Freundin mitge-
bracht. Natürlich eine, die nicht
so hübsch war wie sie selbst. Ent-
täuscht und verdrossen fuhr Lerr
Richter mit den beiden jungen
Damen hinaus ins Grüne. Als
aber Elli ihn später mit einem
abgrundtiefen Blick bedachte und
ihm warm und heimlich die Land
drückte, war sein Grimm verpufft,
und der Ausflug zu dritt wurde
wirklich recht nett.
Am Abend fuhren sie wieder
zur Stadt zurück. „Ich bringe Sie
natürlich nach Lause, Fräulein
Elli," meinte der junge Mann.
„Das ist wirklich nicht notwen-
dig," antwortete Elli, „außerdem
kommt Trude noch einen Sprung
zu mir hinauf. Aber Sie rufen
mich morgen an, ja?" Worauf sich
Lerr Richter tief gekränkt ver-
abschiedete.
„Er ist doch ein netter Mensch,"
sagte die Freundin Trude, „wa-
rum behandelst du ihn so schlecht?"
„Eben deswegen," meinte Elli.
„Einen Mann muß man so lange
zappeln lassen, bis er eines Tages
spricht: ,Ich kann nicht mehr leben
ohne dich, werde mein Weib"
Jetzt ist es bald so weit, in ein
paar Tagen wird er weißglühen -"
Am nächsten Nachmittag rief
Richter an. „Am Mittwoch gehe
ich mit Trude tanzen," sagte Elli,
„wenn Sie wollen, können Sie
mitkommen."
„Trude, und immer wieder
Trude," stöhnte der Mann, „kön-
nen Sie denn nicht verstehen, daß
ich mit Ihnen allein sein möchte?
Ich will doch einmal mit Ihnen
sprechen. Warum quälen Sie mich.
Elli? Wollen Sie mich loshaben,
dann sagen Sie es —"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lausebengels, ihr sollt nich hinterherloofen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5006, S. 18
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg