Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Von Otto Lofmann-Wellenhof.

Bett: Oktober 1940.

Personen: Unteroffizier Ferdinand Brauner. — Ein brünettes Fräulein.

Ort: Mittlere Stadt Deutschlands, in einem mittleren Restaurant bei
einem mittleren Menü.

Er fitzt an einem Tisch; sie an einem anderen. Die Blick-Tele-
graphie morst hinüber und herüber, freilich viel mehr hinüber. Auf
etwa vier innige, lange Signale Ferdinands folgt bloß ein kleiner,
schnippischer Antwortpunkt des Mädchens:---.-—.

Der Arlauber Ferdinand beschließt, sich auch hier als Drauf-
gänger zu bewähren. Er denkt nicht
daran, tölpel-selig dem bewunderten
Mädchen durch endlose Straßenzüge
nachzustolpern — bald langsamer, bald
schneller, wie die Lolde das Tempo zu
diktieren gutfindet.

Nein, Ferdinand will mit kühnem
Kopfsprung ins Ungewisse sich stürzen
und das Glück beim Schopf fassen, ins-
besondere, da dieser Schopf außerge-
wöhnlich gut wassergewellt ist.

Er erhebt sich fast gleichzeitig mit
dem reizenden Geschöpf, das ihm ein
kleines Lächeln gönnt.

Vor dem Restaurant gibt sich Fer-
dinand seelisch und körperlich einen Ruck.

Er tritt entschlossen auf die Fremde zu,
breitet die Arme aus und ruft: „Ser-
vus, Genoveva! Bist du's doch —
drinnen in dem Zwielicht — weißt du,
ich habe wirklich nicht genau gewußt,
und nur so — das habe ich mich na-
türlich nicht getraut!" — „Natürlich,

Ferdinand, immer noch gleich schüch-
tern!" lächelt die angebliche Genoveva.

„Ferdinand?? Wa-ja-

woher-kennen —

nand geradezu.

„Aber, Ferdinand, ich und dich nicht
mehr erkennen — kannst dich denn nicht
mehr erinnern, das letztemal im Juni,
als du auf Urlaub warst."

Ferdinand war nie im Juni auf
Urlaub, trotzdem erinnert er sich selbst-
verständlich daran. Jetzt heißt es eben
diese ganze -tolle Verwechslung durch-
halten, die er mit seiner wagemutigen
Frechheit heraufbeschwor. Oder sollte
am Ende auch sie?

258

Sie schritten durch den Park, in dem Georginen und Astern ge-
mäß den Richtlinien des Städtischen Gartenamtes (Abteilung Blu-
men und Beete) blühten.

„Damals," plauderte Genoveva, „hatte ich zum erstenmal mein
Lichtgrünes an-"

„Das mit den Streifen, nicht wahr?" fabelte Ferdinand.

„Ach, Streifen! So ein kleines Dreiecksmuster — weißt denn
das nicht mehr?" — „Wie soll ich so was wissen! Ich weiß

nur, daß du entzückend warst. Und
bei dir ist es doch wirklich ganz gleich,
ob du vorn Rhomben und hinten den
ganzen Pythagoras draufgemustert hast

— du, meine Genoveva!"

Genoveva errötete. Noch nie hatte

ihr jemand eine geometrische Liebeser-
klärung gemacht, höchstens sich hin und
wieder eines derartigen Vergleiches
bedient, der aber auch dann sich mehr
auf die kurvige geometrische Welt
bezog.

Sie trieb Ferdinand mit tausend
Fragen und Erinnerungen in tausend
Widersprüche und Verlegenheiten.

Ferdinand beschloß, aus dem Teich,
in den er sich mittels Kopssprunges ge-
stürzt hatte, ebenso plötzlich wieder
herauszuschnellen.

Er blieb stehen, griff nach dem Arm
des Mädchens und begann: „Genoveva,
es ist wie eine Fügung des Schicksals,
doch will ich dir ein Geständnis machen

— ich muß-"

„Du mußt gar nichts, aber ich muß

in einer Viertelstunde im Büro sein. —
Morgen wieder bei der „Goldenen
Birn"! Servus, Ferdinand!" und sie
winkte schon von der Straßenbahnplatt-
form und enteilte.

Ferdinand ging in tiefem Sinnen
weiter. Es ist ja zu dumm — sollte sie
wirklich Genoveva heißen, wo ich doch
eigens einen so ausgefallenen Namen
gewählt Hab', und sollte sie wirklich auch
Ferdinand einfach so erraten haben —
ich merke mir doch sonst so gut Gesichter

— ich Hab' sie bestimmt noch nie in
meinem Leben überhaupt nur gesehen —

Im Museum

„Ja, Fräulein, der Armreif aus der Bronzezeit
ist kürzlich bei Grünwald gefunden worden."

„Wenn sich der Besitzer nicht meldet, würde ich
mich lebhaft dafür interessieren!"
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Im Museum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5021, S. 258

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen