Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Q

Zehn Tage Arrest

LumoreSke von Alfred Richter

In Killtown trat ein neuer Sheriff sein Richteramt an. Auf seiner
weißen Weste sollten ein paar hellgraue Flecken sein, wie man raunte.
George Oldway sagte es laut, denn er hatte einen briefeschreibenden
Vetter an des Sheriffs früherem
Tätigkeitsort, und also wurde Ge-
orge Oldway vom neuen Sheriff,
der einen bösen Leumund gar nicht
erst aufkommen laffen wollte, vor-
geladen und, da er nichts zurück-
nahm, freilich auch nichts bewei-
sen konnte, kurzerhand und zum
warnenden Exempel für ganz
Killtown und Amgebung zu 100
Dollars Strafe, ersatzweise zehn
Tagen Last verknackt. Er könne
gleich auf den Tisch zahlen, meinte
trocken der Sheriff, Quittung gäbe
er gerne. George Oldway jedoch,
der freundliche Lüne, grinste seine
herrlichen Zähne frei und erklärte:

„Vielen Dank, Sheriff, aber ich
brumme lieber." Der Sheriff riß
die Augen auf. Dieser Bürger
Oldway sah doch ganz anständig
aus. Warum also wollte er lieber
brummen als blechen? Ist doch
jedermann froh, eine Freiheits-
strafe durch Geld ablösen zu kön-
nen! Aber schließlich, was gingen
private Gründe seiner Arrestan-
ten einen Sheriff an! So dachte
der Sheriff selber und winkte
gleichmütig dem Konstabler, Old-
way abzuführen. Oldway grüßte
munter und stapfte breit hinaus.

In Killtown war es Gefäng-
nissitte, die als heilig galt, die
Insassen nicht bummeln, sondern
vielmehr recht fleißig arbeiten zu
laffen. Aus welchem Grunde in
Killtown auch nur ehrenwerte
Leute, die bloß kleine Fehler an
sich hatten, niemals aber echte
Vagabunden, Strolche und Tage-
diebe „saßen". Von diesen Gent-
lemen wurde nun George Oldway
mit Äallo ausgenommen- Er er-
zählte, was er ausgefressen hatte:

Er hatte einfach die Wahrheit
gesagt, bloß war sie eben nicht
274

„Du, ich glaube, dein Kurt flirtet ganz heimlich mit der Lilly."
„Keine Sorge! Die Lilly flirtet nur unheimlich mit ihm."

leicht zu beweisen. Ra, und also würde er zehn Tage als Gefangener
ebenso verbringen, wie zuvor alle anderen in Freiheit: fest schuftend,
wie er es gewöhnt war.

Die Gefangenen hatten die Ver-
günstigung, sich die Art ihrer
Arbeit in beschränktem Maße
wählen zu können. Es waren da
etliche Unternehmungen in Kill-
town, die immer Arbeitskräfte
brauchten, Lolzgeschäfte, Kohlen-
handlungen,Baufirmen,ein Stein-
bruchsbetrieb. Dem Sheriff, der
sich vorgenommen hatte, sich um
alles selber zu kümmern, denn er
wollte ein ganz neues und besse-
res Amtsleben anfangen, was
sehr löblich von ihm war, mußten
täglich Listen über die Arbeits-
verteilung vorgelegt werden.Diese
Listen waren sehr großzügig ge-
führt. Es stand da etwa: Kohlen:
und dann kamen die Namen derer,
die dort arbeiten wollten, oder:
Steinbruch: und dann die Reihe
derer, die sich hierfür gemeldet
hatten. Mit diesem abgekürzten
Verfahren war der Sheriff von
Anfang an zufrieden. Kürze war
durchaus seine Sache. Dafür war
er ein echter Mann des fernen
Westens.

And so fand er, als er den
Namen George Oldway suchte,
ihn unter „Steinbruch" eingetra-
gen und freute sich, daß dieser
Tropf in seiner Dummheit sich
ausgerechnet die allerschwerste
Arbeit ausgesucht hatte.

Beim ersten Ausrücken mit
Picken und Spaten sagte George
Oldway bei der Ankunft an der
Arbeitsstelle: „Boys, schlage vor,
ihr ernennt mich freiwillig zu
eurem Lauptmann hier. Weiß in
dem Kram am besten Bescheid.
Verstehen uns, wie?" Sie grinsten,
den begleitenden Konstabler ein-
geschlossen, der den Sheriff von
vornherein nicht riechen konnte
wegen eines allzu geschwind be-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Du, ich glaube, dein Kurt flirtet ganz heimlich mit der Lilly"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5022, S. 274

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen