Der Da-adund
„Na, dann komm/ sprach Braun seufzend und langte sich den
Lut vom Laken, „wenn schon, denn schon: gehen wir halt!"
Unterwegs verhörte Braun den Freund weiter. „Sag' mal, du
sagst, der Mensch läge im Bett; ist er denn krank und schleppt euch,
wer weiß was, ins Laus?"
„Krank? Du wirst dich ja davon überzeugen, daß er so eigentlich
nicht aussieht. Nein, krank ist er sicherlich nicht."
„Dann ist er ein Simulant, Mensch! Lerrgott, was hast du da
bloß wieder einmal gemacht!"
„Ich glaube auch nicht, daß er ein Simulant ist," verteidigte sich
der Lehrer, „warum soll ich gleich so Schlechtes von ihm denken?"
„O, du rosenroter Optimist," ereiferte sich der Kaufmann, „und
hast du auch schon eine Minute darüber nachgedacht, wie ihr den
Vagabunden überhaupt mal wieder loswerden wollt?"
Ein Achselzucken war die ganze Antwort.
Da wurde Braun ärgerlich. „Nein, nein, nein!" wetterte er.
„Sowas! Sowas! Das ist mal wieder eine Geschichte, so echt Mörgner!"
„Da hast du freilich recht," gab der Lehrer zu. Er schob den Freund
zur Tür. Sie hatten das Schulhaus erreicht. „Nun tritt ein," sagte
Mörgner, „sie wird schon warten."
„Ja, aber einen vernünftigen Rat kann ich euch trotzdem nicht
geben," erklärte Braun und blieb noch einmal stehen, „oder habt ihr
das wirklich von mir erwartet?" Der Lehrer wollte antworten, aber
er kam nicht mehr dazu. Das übernahm für ihn ein feines, aber
zähes Stimmchen, das plötzlich aus der Lehrerwohnung auf die Straße
drang: ein Säugling schrie da drinnen, und der Blitz der Erkenntnis
schlug in Brauns Lirn. Er stand einen Augenblick wie festgenagelt
und starrte den Freund an. Und dann marschierte ein gütiges Lächeln
auf seinem sonst so strengen Gesicht auf. „So also steht's!" rief er,
„und ich hatte keine Ahnung davon — du bist Vater geworden!"
„Endlich hast du's begriffen," lachte der Lehrer, „ja, ich bin seit
dieser Nacht Vater, und du sollst Pate werden. Willst du?"
„Von dem Vagabunden?"
„DaS war er nur in deiner Phantasie, du ewiger Formelmensch,
in Wirklichkeit ist er ein ganz seltener Prachtkerl! Lör' doch, wie er
schreit! Das ist Lunge, mein Lieber! Und was seine Mutter stolz
auf ihn ist!"
„Schaut er der hübschen Frau denn gleich?"
„Aber nein! Mir ähnelt ernatürlich wie aus dem Gesicht geschnitten!"
„Na," sagte Freund Braun und setzte den Fuß über die Schwelle
des Glückshauses, „dann ist er also doch ein Vagabund!"
Der Verteidiger
Das Laus Krasnoselskaja Nummer 6 in Moskau war einmal ein
prächtiges Gebäude. Jetzt ist es heruntergekommen, und statt der zehn
Familien, die früher einmal in den fünf Geschossen des Vorder- wie
des Linterhauses angenehm wohnten, Hausen jetzt jämmerlich 274
Mensche» darin. Im Flur des vierten Stocks im Linterhause hat
der alte Irliswjew einen kümmerlichen Schlafplatz.
„Verteidigt eure Läufer!" hat Stalin den Bewohnern Moskaus
befohlen. Der alte Irliswjew läuft im ganzen Lause herum und schreit:
„Wir müssen unser Laus verteidigen, unser gutes, liebes Laus! O,
meine Lieben, bleibt doch alle hübsch beisammen, damit wir eine
ordentliche Macht bilden, wenn der Feind kommt! Lind wenn wir
uns dann recht entschlossen zeigen, dann tut er vielleicht unserm
Lause nichts, unserm guten, lieben Lause. Jetzt muß jeder heran,
keiner darf sich verkriechen. ,Verteidigt eure Läufer!' hat uns Stalin
gesagt, und das wollen wir tun."
Gruschko, der mit Korobkow zusammen ein Viertel Zimmer im
ersten Stock des Vorderhauses bewohnt, ärgert sich über Irliswjews
Geschrei. Er tippt sich gegen die Stirn und meint zu Korobkow:
„Der alte Schafskopf ist wohl verrückt geworden, was? Vor Angst
übergeschnappt? Will das Laus vert.idigen, der Lammel!"
Korobkow lächelt milde. „Pst, laß doch den armen Alten! Es
war ja früher einmal sein Laus." —o».
(mrVlan)
Ein feststehender Begriff
erfolgreicher Kosmetik
&
*
*
★
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*
*
¥
*
Für müde Füße
ist Saltraf das Richtige!
Wenn Ihre Füße vor Über-
müdung und Anstrengung
schmerzen, dann ist und bleibt
Saltrat das bewährte Mittel
zur schnellen Linderung der
Beschwerden. Es lohnt sich
deshalb, wiederholt danach
zu fragen, wenn Sie es beim
ersten Versuch
nicht gleich
halten. Vergessen
Sie nicht: SaltratI
Denken Sie vor al-
lem an Saltrat, wenn
Sie das nächste
Feldpost - Päckchen
fertigmachen!
Bai Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sieh bitte auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.
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„Na, dann komm/ sprach Braun seufzend und langte sich den
Lut vom Laken, „wenn schon, denn schon: gehen wir halt!"
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sagst, der Mensch läge im Bett; ist er denn krank und schleppt euch,
wer weiß was, ins Laus?"
„Krank? Du wirst dich ja davon überzeugen, daß er so eigentlich
nicht aussieht. Nein, krank ist er sicherlich nicht."
„Dann ist er ein Simulant, Mensch! Lerrgott, was hast du da
bloß wieder einmal gemacht!"
„Ich glaube auch nicht, daß er ein Simulant ist," verteidigte sich
der Lehrer, „warum soll ich gleich so Schlechtes von ihm denken?"
„O, du rosenroter Optimist," ereiferte sich der Kaufmann, „und
hast du auch schon eine Minute darüber nachgedacht, wie ihr den
Vagabunden überhaupt mal wieder loswerden wollt?"
Ein Achselzucken war die ganze Antwort.
Da wurde Braun ärgerlich. „Nein, nein, nein!" wetterte er.
„Sowas! Sowas! Das ist mal wieder eine Geschichte, so echt Mörgner!"
„Da hast du freilich recht," gab der Lehrer zu. Er schob den Freund
zur Tür. Sie hatten das Schulhaus erreicht. „Nun tritt ein," sagte
Mörgner, „sie wird schon warten."
„Ja, aber einen vernünftigen Rat kann ich euch trotzdem nicht
geben," erklärte Braun und blieb noch einmal stehen, „oder habt ihr
das wirklich von mir erwartet?" Der Lehrer wollte antworten, aber
er kam nicht mehr dazu. Das übernahm für ihn ein feines, aber
zähes Stimmchen, das plötzlich aus der Lehrerwohnung auf die Straße
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schlug in Brauns Lirn. Er stand einen Augenblick wie festgenagelt
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„Von dem Vagabunden?"
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in Wirklichkeit ist er ein ganz seltener Prachtkerl! Lör' doch, wie er
schreit! Das ist Lunge, mein Lieber! Und was seine Mutter stolz
auf ihn ist!"
„Schaut er der hübschen Frau denn gleich?"
„Aber nein! Mir ähnelt ernatürlich wie aus dem Gesicht geschnitten!"
„Na," sagte Freund Braun und setzte den Fuß über die Schwelle
des Glückshauses, „dann ist er also doch ein Vagabund!"
Der Verteidiger
Das Laus Krasnoselskaja Nummer 6 in Moskau war einmal ein
prächtiges Gebäude. Jetzt ist es heruntergekommen, und statt der zehn
Familien, die früher einmal in den fünf Geschossen des Vorder- wie
des Linterhauses angenehm wohnten, Hausen jetzt jämmerlich 274
Mensche» darin. Im Flur des vierten Stocks im Linterhause hat
der alte Irliswjew einen kümmerlichen Schlafplatz.
„Verteidigt eure Läufer!" hat Stalin den Bewohnern Moskaus
befohlen. Der alte Irliswjew läuft im ganzen Lause herum und schreit:
„Wir müssen unser Laus verteidigen, unser gutes, liebes Laus! O,
meine Lieben, bleibt doch alle hübsch beisammen, damit wir eine
ordentliche Macht bilden, wenn der Feind kommt! Lind wenn wir
uns dann recht entschlossen zeigen, dann tut er vielleicht unserm
Lause nichts, unserm guten, lieben Lause. Jetzt muß jeder heran,
keiner darf sich verkriechen. ,Verteidigt eure Läufer!' hat uns Stalin
gesagt, und das wollen wir tun."
Gruschko, der mit Korobkow zusammen ein Viertel Zimmer im
ersten Stock des Vorderhauses bewohnt, ärgert sich über Irliswjews
Geschrei. Er tippt sich gegen die Stirn und meint zu Korobkow:
„Der alte Schafskopf ist wohl verrückt geworden, was? Vor Angst
übergeschnappt? Will das Laus vert.idigen, der Lammel!"
Korobkow lächelt milde. „Pst, laß doch den armen Alten! Es
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Wenn Ihre Füße vor Über-
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schmerzen, dann ist und bleibt
Saltrat das bewährte Mittel
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