Fliegende Blätter (195.1941 (Nr. 5005-5030) = 97. Jahrg.)

Kleine Chronik

Die „New °Dork Times" haben gemeint, man
könne Stalin wegen seiner langjährigen Lügen keinen
Glauben schenken.

Warum nicht? Viele amerikanische Zeitungen
schenken ja auch Roosevelt Glauben.

Bei in der Krim gefangenen sowjetischen Truppen
wurden Meldungen von Kommandeuren über zahl-
reiche Fälle von Betrunkenheit bei Offizieren ge-
funden.

Das müssen besonders brave Offiziere gewesen
sein: um den Mut nicht zu verlieren, wollten sie die
Lage der Sowjets nicht nüchtern beurteilen.

Der neue Botschafter

Als kürzlich wieder einmal zahlreiche Frauen vor
dem Weißen Lause demonstrierten, verlangten sie:

„Stellt Roosevelt unter Anklage!"

Die Frauen haben nicht bedacht, daß der höchste
Iustizbeamte der Vereinigten Staaten, der Oberste
Bundesrichter, der Jude Frankfurter ist. Der An-
klagefall Roosevelt muß also dem Weltgericht überlassen werden.
Das ist die Weltgeschichte.

Der britische Ernährungsminister Woolton hat zugegeben, daß
in seinem Ressort nicht alles klappe, und sich mit seiner mangelhaf-
ten Vorbildung für sein Amt entschuldigt.

Dann hätte er das Amt eigentlich nicht annehmen dürfen. Er
hat aber wohl gedacht: „Na, Churchill hat ja sogar das Amt des
Premierministers übernommen."

Jetzt kört man wieder laut ihn nennen,
Jetzt ist er wieder aufgetaucht,

Den wir von früher so gut kennen.
Weil Stalin ihn von neuem braucht
Für ganz besonders wicht’ge Zwecke,
Stellt er sich munter wieder ein
Und zeigt sich nun am rechten Flecke:
Der Jud’ Litwinow-Finkelstein.

Umansky hat dort drüben freilich
fluch ganz Beträchtliches geschafft,
Doch weil die Lage nicht gedeihlich,
Muß eine allererste Kraft
Sich jetzt nach Washington begeben
Und für die Sowjets tätig sein.
Jetzt wird politisch wieder streben
Der Jud’ Litwinow-Finkelstein.

Wie wird nun Roosevelt entzückt sein,
Daß in die Sowjetbotschaft zieht
Dec_neue Mann! Er wird beglückt sein,
Wenn er recht oft ihn bei sich sieht,
Denn wer mosaischen Geblütes,
Den ehrt und schätzt er ungemein.
So bringt ihm Stärkung des Gemütes
Der Jud’ Litwinow-Finkelstein.

Sie werden sich die Hände drücken,
Der Botschafter, der Präsident,

Und freundlich in die flugen blicken,
Und Stalin kriegt ein Kompliment,
Daß endlich nun von ihm entsendet
Der Mann, der Washington allein
Die rechte Sowjetbotschaft spendet,
Der Jud’ Litwinow-Finkelstein.

Eine amerikanische Zeitungsstimme: „Roosevelts Versuch, Stalin
in einen guten alten Großvater zu verwandeln, ist sehr komisch."

Dazu genügt allerdings nicht, daß Stalin schon im Sorgen-
stuhl sitzt.

Aus dem New Parker „Daily Mirror": „Der Präsident ver-
langt, daß das amerikanische Volk seine Grundsätze und Ideale ab-
streife wie eine Schlange ihre Laut."

Dieser Vergleich lag dem Blatt wohl nahe, weil es meint, Roose-
velt ziehe dem Volk das Fell über die Ohren.

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