Die Letraksanzcige
Köpfchen," sagte er. „Wer wird nur so aufgeregt sein und ausge-
rechnet im wichtigsten Moment seines Lebens so den Kopf verlieren!
Za, was machen wir nun? Ich will sehen, ob sich die Sache wieder
einrenken läßt."
„Ausgeschlossen," ächzte Edmund, „mein Name gefällt ihr ja
nicht. And ausgerechnet Edmund Schreck! sagte sie, elie sie mich
wie einen dummen Jungen stehen ließ!" Karl aber meinte, der Name
wäre eine Aeußerlichkeit und schrieb also doch an Fräulein Regina
Würzbacher. Sein Brief kreuzte sich mit einem von ihrer Land, in
dem auch sie um eine Aussprache bat, diesmal aber „mit dem echten
Lerrn Forberger", sie hätte vorschnell gehandelt, das gäbe sie zu,
aber sie wäre eben gar zu überrascht gewesen.
And so trafen sich die beiden — statt des ominös gewordenen Cafe
Ludwig hatte man ein anderes gewählt — und sprachen sich aus. Regine
hatte noch nicht fünf Sätze geredet, als Karl in ein furchtbares Ge-
lächter ausbrach. Er wußte jetzt, warum der Name Schreck der
Regina Würzbacher einen solchen Schreck eingejagt hatte. „Ja, wie
bringen wir ihm das nun aber bei, ohne daß er maßlos einschnappt?"
fragte er Regina. Doch Frauen wissen immer Rat — --
„Edmund," sagte Karl Forberger am Abend dieses Tages zu
seinem Freunde, der begierig darauf war, zu hören, was bei der
Anterredung Forberger/Würzbacher herausgekommen wäre, „voraus-
gesetzt, daß du das zweitemal etwas mehr Fassung zeigst als beim
ersten Treffen, nicht gleich hochgehst, nicht irgend etwas in die Gegend
redest, sondern, wie es ei» artiger Mensch macht, erst mal zuhörst,
was eigentlich los ist, unter allen diesen Voraussetzungen also kann
eine zweite Zusammenkunft stattfinden."
„Wo?" drängte Edmund.
„Diesmal unter den offenen Kolonnaden des Rathauses, damit
du gleich durch die Lokalität, oder sagen wir, durch die Oeffentlich-
keit der Szenerie daran erinnert wirst, daß du dich zu benehmen
hast. Also, morgen nachmittag drei Ahr pünktlich."
„Diesmal schleppe ich aber keine» Strauß wieder mit, der nun
daheiin in einer Vase steht," grollte Edmund.
„Sollst du auch gar nicht, alte Brummstiege. Lediglich sollst du
ein bißchen Lumor aufbringen, damit ihr über das Peinliche der
Situation hinwegkommt."
Edmund ver'prach es, er hätte noch viel mehr versprochen, wenn
man es verlangt hätte, und begab sich, höchster Erwartungen voll,
zehn Minuten vor der festgesetzten Zeit an die verabredete Kolon-
nadenecke. Von dort hatte man auf zwei Straßen einen guten Aeberblick,
und Edmund spähte umher. „Verdammt," murmelte er plötzlich und
wäre am liebsten in sich selbst hineingekrochen, „muß die gerade kommen
und mich dann ausgerechnet mit meiner Braut stehen sehen!" Er
„Scr/ na dann gel]t
tu ölen Treffer and
f]ofr einen firner
'öriHeth !" f
stierte angelegentlich in das nächste Schaufenster und stellte sich taub
und blind. Es nützte ihm aber nichts. Seine Laushälterin, die, ver-
mutlich auf einem Einkaufsgang, des Weges daherkam, sah ihn und
redete ihn an. Er fuhr herum. „Was suchen Sie denn hier?" schnauzte
er, unwillkürlich grob werdend; warum störte sie aber auch sein
Rendez-vous?
„Was ich hier will?" erwiderte sie und lächelte, „dasselbe, was
Sie wollen."
„Was?" Er riß die Augen auf. Sie aber seufzte tief auf in
einer Art von komischer Verzweiflung und sagte dann: „Wir haben
beide das gleiche gemacht: Sie haben sich aus übergroßer Vorsicht
eines Freundes und ich mich aus dem gleichen Grunde einer Freun-
din bedient. Da Regine natürlich Ihren Namen kennt, wen» auch
nicht Sie selber, da sie ja gar nicht hier am Platze wohnt und mich
nie besucht hat, so können Sie begreifen, wie sie erschrecken mußte,
als sie gar nicht vor dem erwarteten Lerrn Forberger stand, sondern
ausgerechnet vor meinem Dienstherr», den ich durch die Leirat —
versetzen wollte."
„And warum wollten Sie mich versetzen?" Er funkelte sie an.
Sie funkelte zurück. „Weil er viel zu schwerfällig war, um zu
ahnen, wie nahe mein Lerz ihm schlug."
„Was redeten Sie aber denn auch ewig, wie sehr Sie die Freiheit
liebten?" erwiderte Edmund heftig und viel zu laut für ein so zartes
Gespräch.
„O Gott," stieß das Fräulein hervor und sah zum Limmel, „er
begreift es, wahrhaftig, glaube ich, auch jetzt noch nicht!"
„Na," rief da Edmund, nun aber ehrlich verärgert, „ganz so
dumm-bin ich ja nun doch nicht!" faßte ihr Landgelenk mit ent-
schlossener Gebärde und hängte mit großer Kraft, die dazu wirklich
nicht nötig gewesen wäre, ihren Arm bei seinem ein. „So," sagte er.
„Nun ist die Sache klar!" Er schaute sie triumphierend an.
Da kam, wie von ungefähr, der hinterhältige Karl hinter einer
Säule des Kolonnadengangs hervor. „Nanu?" tat er scheinheilig,
„was muß man da sehen? Wo kriege ich nun schnell ein Blumen-
fträußchen her? Daß es so schnell ginge, hätte ich nun doch, nach
dem, was vorausgegangen war, nicht erwartet."
„Ja, richtig," nickte Edmund glücklich, „besorge gleich für Doris
einen Strauß."
Aber da zeigte sich, daß er jetzt bereits unter dem Pantoffel stand.
„Änsinn," hielt Doris den diensteifrigen Karl am Arm fest, „wir sparen
doch natürlich! Wir haben doch noch seinen Strauß vom ersten
Rendez-vous zuhaus mitten auf dem Tische stehen!"
„Nun fehlt nur noch deine Feststellung, daß die Leiratsanzeige
sich für beide Teile bezahlt gemacht hat," neckte Edmund.
„Lat sie doch auch!" trumpfte Doris auf, und da hätte sie nun
wirklich, wenn es nicht unter den Kolonnaden gewesen
wäre, einen Kuß — den ersten Kuß von ihm — auf den
MI lästerlichen Mund gekriegt!
Anders gemeint
„Gestern hatten wir unfern Theaterabend, und nachher
sind wir ins Restaurant Rehbraten essen gegangen!"
„Was hatten Sie für ein Stück?"
„Von der Keule! Mein Mann hatte Rücken!"
Stationen
„Wieviel Bäume mag diese Chaussee wohl haben?"
„Vieruudachtzig!"
„Woher wissen Sie das so genau?"
„Ich führe jeden Tag meinen Lund hier spazieren!"
Im Sanatorium
„Ohne Geld kommen Sie hergereist? Da kann ich Sie
nicht behandeln!"
„Auf meine Anfrage schrieben Sie doch, ich sollte nur
mit Vertrauen zu Ihnen kommen!"
„r\Jate,r a>ir toofPen.
didjati^raSer auf~
der öden Jnjet sptefen.
404
Köpfchen," sagte er. „Wer wird nur so aufgeregt sein und ausge-
rechnet im wichtigsten Moment seines Lebens so den Kopf verlieren!
Za, was machen wir nun? Ich will sehen, ob sich die Sache wieder
einrenken läßt."
„Ausgeschlossen," ächzte Edmund, „mein Name gefällt ihr ja
nicht. And ausgerechnet Edmund Schreck! sagte sie, elie sie mich
wie einen dummen Jungen stehen ließ!" Karl aber meinte, der Name
wäre eine Aeußerlichkeit und schrieb also doch an Fräulein Regina
Würzbacher. Sein Brief kreuzte sich mit einem von ihrer Land, in
dem auch sie um eine Aussprache bat, diesmal aber „mit dem echten
Lerrn Forberger", sie hätte vorschnell gehandelt, das gäbe sie zu,
aber sie wäre eben gar zu überrascht gewesen.
And so trafen sich die beiden — statt des ominös gewordenen Cafe
Ludwig hatte man ein anderes gewählt — und sprachen sich aus. Regine
hatte noch nicht fünf Sätze geredet, als Karl in ein furchtbares Ge-
lächter ausbrach. Er wußte jetzt, warum der Name Schreck der
Regina Würzbacher einen solchen Schreck eingejagt hatte. „Ja, wie
bringen wir ihm das nun aber bei, ohne daß er maßlos einschnappt?"
fragte er Regina. Doch Frauen wissen immer Rat — --
„Edmund," sagte Karl Forberger am Abend dieses Tages zu
seinem Freunde, der begierig darauf war, zu hören, was bei der
Anterredung Forberger/Würzbacher herausgekommen wäre, „voraus-
gesetzt, daß du das zweitemal etwas mehr Fassung zeigst als beim
ersten Treffen, nicht gleich hochgehst, nicht irgend etwas in die Gegend
redest, sondern, wie es ei» artiger Mensch macht, erst mal zuhörst,
was eigentlich los ist, unter allen diesen Voraussetzungen also kann
eine zweite Zusammenkunft stattfinden."
„Wo?" drängte Edmund.
„Diesmal unter den offenen Kolonnaden des Rathauses, damit
du gleich durch die Lokalität, oder sagen wir, durch die Oeffentlich-
keit der Szenerie daran erinnert wirst, daß du dich zu benehmen
hast. Also, morgen nachmittag drei Ahr pünktlich."
„Diesmal schleppe ich aber keine» Strauß wieder mit, der nun
daheiin in einer Vase steht," grollte Edmund.
„Sollst du auch gar nicht, alte Brummstiege. Lediglich sollst du
ein bißchen Lumor aufbringen, damit ihr über das Peinliche der
Situation hinwegkommt."
Edmund ver'prach es, er hätte noch viel mehr versprochen, wenn
man es verlangt hätte, und begab sich, höchster Erwartungen voll,
zehn Minuten vor der festgesetzten Zeit an die verabredete Kolon-
nadenecke. Von dort hatte man auf zwei Straßen einen guten Aeberblick,
und Edmund spähte umher. „Verdammt," murmelte er plötzlich und
wäre am liebsten in sich selbst hineingekrochen, „muß die gerade kommen
und mich dann ausgerechnet mit meiner Braut stehen sehen!" Er
„Scr/ na dann gel]t
tu ölen Treffer and
f]ofr einen firner
'öriHeth !" f
stierte angelegentlich in das nächste Schaufenster und stellte sich taub
und blind. Es nützte ihm aber nichts. Seine Laushälterin, die, ver-
mutlich auf einem Einkaufsgang, des Weges daherkam, sah ihn und
redete ihn an. Er fuhr herum. „Was suchen Sie denn hier?" schnauzte
er, unwillkürlich grob werdend; warum störte sie aber auch sein
Rendez-vous?
„Was ich hier will?" erwiderte sie und lächelte, „dasselbe, was
Sie wollen."
„Was?" Er riß die Augen auf. Sie aber seufzte tief auf in
einer Art von komischer Verzweiflung und sagte dann: „Wir haben
beide das gleiche gemacht: Sie haben sich aus übergroßer Vorsicht
eines Freundes und ich mich aus dem gleichen Grunde einer Freun-
din bedient. Da Regine natürlich Ihren Namen kennt, wen» auch
nicht Sie selber, da sie ja gar nicht hier am Platze wohnt und mich
nie besucht hat, so können Sie begreifen, wie sie erschrecken mußte,
als sie gar nicht vor dem erwarteten Lerrn Forberger stand, sondern
ausgerechnet vor meinem Dienstherr», den ich durch die Leirat —
versetzen wollte."
„And warum wollten Sie mich versetzen?" Er funkelte sie an.
Sie funkelte zurück. „Weil er viel zu schwerfällig war, um zu
ahnen, wie nahe mein Lerz ihm schlug."
„Was redeten Sie aber denn auch ewig, wie sehr Sie die Freiheit
liebten?" erwiderte Edmund heftig und viel zu laut für ein so zartes
Gespräch.
„O Gott," stieß das Fräulein hervor und sah zum Limmel, „er
begreift es, wahrhaftig, glaube ich, auch jetzt noch nicht!"
„Na," rief da Edmund, nun aber ehrlich verärgert, „ganz so
dumm-bin ich ja nun doch nicht!" faßte ihr Landgelenk mit ent-
schlossener Gebärde und hängte mit großer Kraft, die dazu wirklich
nicht nötig gewesen wäre, ihren Arm bei seinem ein. „So," sagte er.
„Nun ist die Sache klar!" Er schaute sie triumphierend an.
Da kam, wie von ungefähr, der hinterhältige Karl hinter einer
Säule des Kolonnadengangs hervor. „Nanu?" tat er scheinheilig,
„was muß man da sehen? Wo kriege ich nun schnell ein Blumen-
fträußchen her? Daß es so schnell ginge, hätte ich nun doch, nach
dem, was vorausgegangen war, nicht erwartet."
„Ja, richtig," nickte Edmund glücklich, „besorge gleich für Doris
einen Strauß."
Aber da zeigte sich, daß er jetzt bereits unter dem Pantoffel stand.
„Änsinn," hielt Doris den diensteifrigen Karl am Arm fest, „wir sparen
doch natürlich! Wir haben doch noch seinen Strauß vom ersten
Rendez-vous zuhaus mitten auf dem Tische stehen!"
„Nun fehlt nur noch deine Feststellung, daß die Leiratsanzeige
sich für beide Teile bezahlt gemacht hat," neckte Edmund.
„Lat sie doch auch!" trumpfte Doris auf, und da hätte sie nun
wirklich, wenn es nicht unter den Kolonnaden gewesen
wäre, einen Kuß — den ersten Kuß von ihm — auf den
MI lästerlichen Mund gekriegt!
Anders gemeint
„Gestern hatten wir unfern Theaterabend, und nachher
sind wir ins Restaurant Rehbraten essen gegangen!"
„Was hatten Sie für ein Stück?"
„Von der Keule! Mein Mann hatte Rücken!"
Stationen
„Wieviel Bäume mag diese Chaussee wohl haben?"
„Vieruudachtzig!"
„Woher wissen Sie das so genau?"
„Ich führe jeden Tag meinen Lund hier spazieren!"
Im Sanatorium
„Ohne Geld kommen Sie hergereist? Da kann ich Sie
nicht behandeln!"
„Auf meine Anfrage schrieben Sie doch, ich sollte nur
mit Vertrauen zu Ihnen kommen!"
„r\Jate,r a>ir toofPen.
didjati^raSer auf~
der öden Jnjet sptefen.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vater, wir wollen Schatzgräber auf der öden Insel spielen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5030, S. 404
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg