Churchill: „Ohne Religion geht es doch gar nicht."
Roosevelt: „No, oh nol In meiner Kriegspropaganda
habe ich sie nötig wie das tägliche Brot."
Dle Schachpartie
um eine Anknüpfung zu haben, in ein Gespräch. And da erfuhr er,
daß der Sonderling sich einbildete, Schach zu spielen, und zwar mit
einem Anstchtbaren und Anbekannten, dessen unmittelbares Gegen-
wärtigsein er aber bestimmt zu spüren vorgab. „Lm," meinte der
Lord, vorerst halb enttäuscht, „da gewinnen Sie natürlich stets."
„O nein," entgegnete der Grübler, „ich verliere sehr oft. In dem
Augenblick, bevor Sie mich ansprachen, hatte ich gerade einen ent-
scheidenden Zug verloren und muß nun zahlen."
„Prächtig," bleckte der Lord bei dieser Verrücktheit die Zähne
und begann, auf einen Trick zu hoffen. „Sie müssen zahlen. And
darf ich fragen — da Sie doch mit einem Anstchtbaren spielen —
wieviel und an wen?"
„Wenn ich verliere," antwortete der Narr mit blasiertem Augen-
aufschlag, „dann schickt mir der Ansichtbare jedesmal einen Geld-
empfänger. Das sind im vorliegenden Falle also Sie. Verloren
habe ich zehn Pfund. Bitte, hier sind sie." Er zog allen Ernstes
seine Brieftasche hervor und begann, die Scheine leise murmelnd auf
einen Baumstumpf zu zählen. Der Lord stand starr, ein Spielball
seiner jagenden Aeberlegungen: War er hier auf ein wirkliches Ori-
ginal gestoßen, und steckte also hinter der Sache in der Tat ei» nock-
ganz unbekannter Trick, oder sprach er ganz einfach mit einem Kerl,
der seinen Verstand eingebüßt hatte und nun sinnlos sein Vermögen
verschleuderte? Von einem solchen Menschen konnte man doch natür-
lich Geld auch dann nicht annehmen, wenn man sich dadurch selbst
die Entschleierung eines lange gesuchten Tricks eröffnete! Der Schach-
spieler aber enthob den schwankenden Lord aller Bedenken durch
die Bemerkung, wobei er den Partner wie in tiefem Mißtrauen
36
von unten herauf anspähte: „Das Geld, mein Lerr, müssen Sie aller-
dings opfern. Sie dürfen es keinesfalls für sich behalten. Schenken
Sie es dem Wirt da unten. Er ist ein armer Teufel, wie ich glaube, und
erleidet gelegentlich Verluste. Er wird die Summe brauchen können."
„Gut," sagte der Lord, „unter dieser Bedingung will ich die Vor-
schrift Ihres großen Anbekannten erfüllen," nahm das Geld und stieg
zum Gasthos hinab. Als der Wirt die zehn Pfund sah und erfuhr,
was es damit für eine Bewandtnis hatte, bekam er einen Wutan-
fall. „Der Gauner!" zeterte er, „was, am Waldrand läuft er wieder
herum und ist also wieder in der Gegend? Er schuldet mir zwanzig
Pfund, der Prasser! Na, ich werde gleich hinaufsausen und mir die
restlichen zehn Pfund - —" Da legte ihm der Lord besänftigend
die Land auf den Arm und sprach bestimmt: „Lassen Sie mich das
besorgen. Ich werde gehen!" Da der Lord sein bester Gast war,
widersprach der Wirt nicht weiter, und der Lord stieg zum zweiten
Male zum Waldrand empor. Sehr bald tauchte der Schachspieler
auf, der hinter einen, Bau», gelauert zu haben schien. „Ich wußte,
daß Sie sehr bald wiederkommen würden," redete er den Lord an
und ließ ihn gar nicht erst zu Worte kommen, „ich habe das Schach-
spiel mit dem großen Anbekannten fortgesetzt und dabei gewonnen.
Groß gewonnen. Diesmal ist er mit Zahlen daran. Verloren hat
er zweihundert Pfund, nicht weniger. And da schickt er mir immer
jemand, der-" „Sind Sie verrückt?" brauste der Lord auf.
„Darf ich also bitten?" fuhr der Schachspieler unbeirrt fort und
zog ein Pistol.
Da hat der Lord halt gezahlt. Beim Linabstolpern vom Berg
zu Tale blieb er plötzlich stehen, legte sich die Land auf das pochende
Lerz und sagte ganz laut und triumphierend: „Aetsch. Aber dafür
habe ich den neuen Trick —!"
Die Explosion auf dem Zerstörer
Mittels geheimnisvollen Apparates ferngesehen
8,00 Ahr:
8,15 Ahr:
8,20 Ahr:
8,25 Ahr:
8,30 Ahr:
8,40 Ahr:
8,50 Ahr:
9,00 Ahr:
10.00 Ahr:
11.00 Ahr:
12,00 Ahr:
Von-Kurt Günther von Fischer
Der amerikanische Zerstörer furcht einsam und allein
durch die flachen Wellenberge des Atlantischen Ozeans.
Der Wind dreht sich auf Ost-Nord-Ost, und der Erste
wachthabende Offizier auf der Brücke beginnt zu frieren.
Der Erste wachthabende Offizier telephoniert in die Messe,
man solle ihm eine Thermosflasche mit heißem Kaffee
herausschicken.
Der Smutje beginnt brühend heißen Kaffee in eine eis-
kalte Thermosflasche zu füllen. Flaschen nehmen das
manchmal übel.
Die Thermosflasche explodiert.
Bordrundspruch °. Kleiner Anfall an Bord. Eesamtschaden:
eine zersprungene Thermosflasche. Bericht des Schiffs-
arztes: schwachblutende Schnittwunde am kleinen Finger
der rechten Land des Negerkoches Iefferson Washington
Jones. Mittels Klebestreifen von 2 cm Länge verschlossen.
Chiffrierter Funkspruch an das Marine-Departement in
Washington: Explosion auf Zerstörer,Sensible". Zwei
Leichtverletzte.
Communique des Marineministers Frank Knox an die
Presse: Rätselhafte Explosion auf amerikanischem Zer-
störer .Sensibles Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Anter-
suchung über die Arsache im Gange. Washington be-
fürchtet ernsten Zwischenfall.
Extraausgabe der New "Jork Times: Naziüberfall auf
friedliches amerikanisches Kriegsschiff. Drei Tote, fünf
Schwerverletzte.
Die National Broadcasting Corporation bringt ein
a tempo eingeholtes Gutachten des Rechtsgelehrten Prof.
Felix Frankfurter zur Verlesung: Verletzung amerikani-
scher Territorialgewässer, »»provozierter und frecher
Bruch des internationalen Rechts durch Litler.
Aufruf des Columbia Broadcasting Systems zur Protest-
versammlung um 18,00 Ahr im Madison Square Garden.
Roosevelt: „No, oh nol In meiner Kriegspropaganda
habe ich sie nötig wie das tägliche Brot."
Dle Schachpartie
um eine Anknüpfung zu haben, in ein Gespräch. And da erfuhr er,
daß der Sonderling sich einbildete, Schach zu spielen, und zwar mit
einem Anstchtbaren und Anbekannten, dessen unmittelbares Gegen-
wärtigsein er aber bestimmt zu spüren vorgab. „Lm," meinte der
Lord, vorerst halb enttäuscht, „da gewinnen Sie natürlich stets."
„O nein," entgegnete der Grübler, „ich verliere sehr oft. In dem
Augenblick, bevor Sie mich ansprachen, hatte ich gerade einen ent-
scheidenden Zug verloren und muß nun zahlen."
„Prächtig," bleckte der Lord bei dieser Verrücktheit die Zähne
und begann, auf einen Trick zu hoffen. „Sie müssen zahlen. And
darf ich fragen — da Sie doch mit einem Anstchtbaren spielen —
wieviel und an wen?"
„Wenn ich verliere," antwortete der Narr mit blasiertem Augen-
aufschlag, „dann schickt mir der Ansichtbare jedesmal einen Geld-
empfänger. Das sind im vorliegenden Falle also Sie. Verloren
habe ich zehn Pfund. Bitte, hier sind sie." Er zog allen Ernstes
seine Brieftasche hervor und begann, die Scheine leise murmelnd auf
einen Baumstumpf zu zählen. Der Lord stand starr, ein Spielball
seiner jagenden Aeberlegungen: War er hier auf ein wirkliches Ori-
ginal gestoßen, und steckte also hinter der Sache in der Tat ei» nock-
ganz unbekannter Trick, oder sprach er ganz einfach mit einem Kerl,
der seinen Verstand eingebüßt hatte und nun sinnlos sein Vermögen
verschleuderte? Von einem solchen Menschen konnte man doch natür-
lich Geld auch dann nicht annehmen, wenn man sich dadurch selbst
die Entschleierung eines lange gesuchten Tricks eröffnete! Der Schach-
spieler aber enthob den schwankenden Lord aller Bedenken durch
die Bemerkung, wobei er den Partner wie in tiefem Mißtrauen
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von unten herauf anspähte: „Das Geld, mein Lerr, müssen Sie aller-
dings opfern. Sie dürfen es keinesfalls für sich behalten. Schenken
Sie es dem Wirt da unten. Er ist ein armer Teufel, wie ich glaube, und
erleidet gelegentlich Verluste. Er wird die Summe brauchen können."
„Gut," sagte der Lord, „unter dieser Bedingung will ich die Vor-
schrift Ihres großen Anbekannten erfüllen," nahm das Geld und stieg
zum Gasthos hinab. Als der Wirt die zehn Pfund sah und erfuhr,
was es damit für eine Bewandtnis hatte, bekam er einen Wutan-
fall. „Der Gauner!" zeterte er, „was, am Waldrand läuft er wieder
herum und ist also wieder in der Gegend? Er schuldet mir zwanzig
Pfund, der Prasser! Na, ich werde gleich hinaufsausen und mir die
restlichen zehn Pfund - —" Da legte ihm der Lord besänftigend
die Land auf den Arm und sprach bestimmt: „Lassen Sie mich das
besorgen. Ich werde gehen!" Da der Lord sein bester Gast war,
widersprach der Wirt nicht weiter, und der Lord stieg zum zweiten
Male zum Waldrand empor. Sehr bald tauchte der Schachspieler
auf, der hinter einen, Bau», gelauert zu haben schien. „Ich wußte,
daß Sie sehr bald wiederkommen würden," redete er den Lord an
und ließ ihn gar nicht erst zu Worte kommen, „ich habe das Schach-
spiel mit dem großen Anbekannten fortgesetzt und dabei gewonnen.
Groß gewonnen. Diesmal ist er mit Zahlen daran. Verloren hat
er zweihundert Pfund, nicht weniger. And da schickt er mir immer
jemand, der-" „Sind Sie verrückt?" brauste der Lord auf.
„Darf ich also bitten?" fuhr der Schachspieler unbeirrt fort und
zog ein Pistol.
Da hat der Lord halt gezahlt. Beim Linabstolpern vom Berg
zu Tale blieb er plötzlich stehen, legte sich die Land auf das pochende
Lerz und sagte ganz laut und triumphierend: „Aetsch. Aber dafür
habe ich den neuen Trick —!"
Die Explosion auf dem Zerstörer
Mittels geheimnisvollen Apparates ferngesehen
8,00 Ahr:
8,15 Ahr:
8,20 Ahr:
8,25 Ahr:
8,30 Ahr:
8,40 Ahr:
8,50 Ahr:
9,00 Ahr:
10.00 Ahr:
11.00 Ahr:
12,00 Ahr:
Von-Kurt Günther von Fischer
Der amerikanische Zerstörer furcht einsam und allein
durch die flachen Wellenberge des Atlantischen Ozeans.
Der Wind dreht sich auf Ost-Nord-Ost, und der Erste
wachthabende Offizier auf der Brücke beginnt zu frieren.
Der Erste wachthabende Offizier telephoniert in die Messe,
man solle ihm eine Thermosflasche mit heißem Kaffee
herausschicken.
Der Smutje beginnt brühend heißen Kaffee in eine eis-
kalte Thermosflasche zu füllen. Flaschen nehmen das
manchmal übel.
Die Thermosflasche explodiert.
Bordrundspruch °. Kleiner Anfall an Bord. Eesamtschaden:
eine zersprungene Thermosflasche. Bericht des Schiffs-
arztes: schwachblutende Schnittwunde am kleinen Finger
der rechten Land des Negerkoches Iefferson Washington
Jones. Mittels Klebestreifen von 2 cm Länge verschlossen.
Chiffrierter Funkspruch an das Marine-Departement in
Washington: Explosion auf Zerstörer,Sensible". Zwei
Leichtverletzte.
Communique des Marineministers Frank Knox an die
Presse: Rätselhafte Explosion auf amerikanischem Zer-
störer .Sensibles Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Anter-
suchung über die Arsache im Gange. Washington be-
fürchtet ernsten Zwischenfall.
Extraausgabe der New "Jork Times: Naziüberfall auf
friedliches amerikanisches Kriegsschiff. Drei Tote, fünf
Schwerverletzte.
Die National Broadcasting Corporation bringt ein
a tempo eingeholtes Gutachten des Rechtsgelehrten Prof.
Felix Frankfurter zur Verlesung: Verletzung amerikani-
scher Territorialgewässer, »»provozierter und frecher
Bruch des internationalen Rechts durch Litler.
Aufruf des Columbia Broadcasting Systems zur Protest-
versammlung um 18,00 Ahr im Madison Square Garden.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Churchill"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5033, S. 36
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg