Beherrscher der Meere a. D.
Der Premiörencrfolg
krawatten bei Uraufführungen ist Mastix eben doch noch nicht ge-
wöhnt. And so kam es, daß, als ich mutterseelenallein auf der Bühne
stand und meine tiefen Bücklinge machte, die Krawatte sich plötzlich
auflöste, erst einen Flügel, dann den anderen ausstreckte und endlich
in Gestalt zweier langer Bänder, von denen ich Anglückswurm aber
nichts bemerkte, weil ich viel zu aufgeregt war —"
„O Gott, o Gott, o Gott-1"
„-in Gestalt zweier langer Bänder über meine schwarze
Weste hinabfloß. Das Publikum hatte die ganze Entwicklung der
Aufwicklung mit angesehen und raste. Der Intendant versicherte mir
hinterher, es wäre während der vierzig Jahre, die er an jener ehr-
würdigen Musenstätte fungierte, noch nie so gelacht worden wie
über mich und meine melancholische, ihr Dasein öffentlich in Resig-
nation beschließende Krawatte."
Frauchen begann zu weinen. „And damit bist du wohl durchge-
fallen?" schluchzte sie. — „Im Gegenteil," schmunzelte Theodor,
„würde man mein Stück je vergessen, so würde man doch immer
an mich und meine Krawatte denken. Man wird über meine Stücke
lachen, sowie bloß dev Vorhang hochgeht. Andere schreiben für eine
Saison, ich aber habe nun schon Dauerruf, wenigstens an jenem
Theater. Der Intendant hat sich gleich das Araufführungsrecht
meines nächsten Stückes gesichert. „Was wollen Sie?" hat er gesagt,
„die Leute wollen lachen, und bei Ihren Stücken wird man hier nun
immer lachen!" Also, Frauchen, höre auch du auf zu weinen. Es ist
mein Ernst: der Anfang zum Erfolg, er ist gemacht!" Er umfaßte
Frauchen und gab ihr einen Kuß.
164
„And zur zweiten Aufführung — da nimmst du mich doch mit?"
bat Frauchen, die letzten Tränen fortwischend.
Da seufzte Theodor, räusperte sich und sprach: „Zur zweiten
Araufführung — hmhä — an jenem Ort — äh — werde ich selber
nicht Hinreisen, Schatz."
„Nicht? Aber ich denke doch, der Intendant —-*
„Der Intendant," sprach Theodor, nunmehr ein bißchen nervös,
„wünscht mich selber nicht. Mein Stück: ja. Mich selber aber nicht."
„Das verstehe ich nicht!"
„O doch, wenn du die Leute hättest lachen hören, würdest du es
verstehen. Der Intendant fürchtet, beim zweiten Male könnte die
Decke herunterfallen. Das Theater ist schon ei» bißchen alt."
„Also bist du ja doch durchgefallen!"
Theodor, Sieger um jeden Preis, reckte sich empor und sprach:
„Ich nicht, mein Schatz, ich nicht: bloß meine elende Mastixkrawatte —!"
Kleines Mißverständnis
„Seien Sie mit dieser Vase recht vorsichtig, Minna; sie ist zwei-
tausend Jahre alt und auch noch nicht bezahlt!"
„Dann wirds aber die höchste Zeit, Lerr Professor!"
Ä^utter will Irmchens Puppe ohne Reparaturschein abholen.
Der Puppendoktor zeigt aber auf den Berg Patienten und sagt:
„Wie soll ich denn da die Puppe herausfinden?" Irmchen überlegt
einen Augenblick, dann ruft sie: „Rosi heißt siel"
Der Premiörencrfolg
krawatten bei Uraufführungen ist Mastix eben doch noch nicht ge-
wöhnt. And so kam es, daß, als ich mutterseelenallein auf der Bühne
stand und meine tiefen Bücklinge machte, die Krawatte sich plötzlich
auflöste, erst einen Flügel, dann den anderen ausstreckte und endlich
in Gestalt zweier langer Bänder, von denen ich Anglückswurm aber
nichts bemerkte, weil ich viel zu aufgeregt war —"
„O Gott, o Gott, o Gott-1"
„-in Gestalt zweier langer Bänder über meine schwarze
Weste hinabfloß. Das Publikum hatte die ganze Entwicklung der
Aufwicklung mit angesehen und raste. Der Intendant versicherte mir
hinterher, es wäre während der vierzig Jahre, die er an jener ehr-
würdigen Musenstätte fungierte, noch nie so gelacht worden wie
über mich und meine melancholische, ihr Dasein öffentlich in Resig-
nation beschließende Krawatte."
Frauchen begann zu weinen. „And damit bist du wohl durchge-
fallen?" schluchzte sie. — „Im Gegenteil," schmunzelte Theodor,
„würde man mein Stück je vergessen, so würde man doch immer
an mich und meine Krawatte denken. Man wird über meine Stücke
lachen, sowie bloß dev Vorhang hochgeht. Andere schreiben für eine
Saison, ich aber habe nun schon Dauerruf, wenigstens an jenem
Theater. Der Intendant hat sich gleich das Araufführungsrecht
meines nächsten Stückes gesichert. „Was wollen Sie?" hat er gesagt,
„die Leute wollen lachen, und bei Ihren Stücken wird man hier nun
immer lachen!" Also, Frauchen, höre auch du auf zu weinen. Es ist
mein Ernst: der Anfang zum Erfolg, er ist gemacht!" Er umfaßte
Frauchen und gab ihr einen Kuß.
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„And zur zweiten Aufführung — da nimmst du mich doch mit?"
bat Frauchen, die letzten Tränen fortwischend.
Da seufzte Theodor, räusperte sich und sprach: „Zur zweiten
Araufführung — hmhä — an jenem Ort — äh — werde ich selber
nicht Hinreisen, Schatz."
„Nicht? Aber ich denke doch, der Intendant —-*
„Der Intendant," sprach Theodor, nunmehr ein bißchen nervös,
„wünscht mich selber nicht. Mein Stück: ja. Mich selber aber nicht."
„Das verstehe ich nicht!"
„O doch, wenn du die Leute hättest lachen hören, würdest du es
verstehen. Der Intendant fürchtet, beim zweiten Male könnte die
Decke herunterfallen. Das Theater ist schon ei» bißchen alt."
„Also bist du ja doch durchgefallen!"
Theodor, Sieger um jeden Preis, reckte sich empor und sprach:
„Ich nicht, mein Schatz, ich nicht: bloß meine elende Mastixkrawatte —!"
Kleines Mißverständnis
„Seien Sie mit dieser Vase recht vorsichtig, Minna; sie ist zwei-
tausend Jahre alt und auch noch nicht bezahlt!"
„Dann wirds aber die höchste Zeit, Lerr Professor!"
Ä^utter will Irmchens Puppe ohne Reparaturschein abholen.
Der Puppendoktor zeigt aber auf den Berg Patienten und sagt:
„Wie soll ich denn da die Puppe herausfinden?" Irmchen überlegt
einen Augenblick, dann ruft sie: „Rosi heißt siel"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Beherrscher der Meere a. D."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5041, S. 164
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg