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„Du mußt eine Abmagerungskur machen, Sophronia. Deinetwegen habe ich
gestern einen angenehmen Posten im Ernährungsministerium ausgeschlagen."
„Meinetwegen?"

„Begreife doch-deine Figur würde mich kompromittieren."

Küchenphantasien

Ich gieß einen Rest von Kaffee — schwapp! —
Hinein in den Küchenstein.

Der Kaffee fließt die Isar hinab
Und bis in die Donau hinein.

Er fließt vorbei am Stefansdom
— Das fällt ihm gar nicht schwer —
Vorbei an Orsova und Lhom
Und bis ins Schwarze Meer.

Und wirbelt weiter dann von dort
In den Bezirk von Yalta,

Doch eine Strömung reißt ihn fort
Ins Mittelmeer nach Malta.

Durch die Biscaya schwimmt er heim
Und kommt bis nach Werbokken.

Dort geht ein Hecht auf diesen Leim
Und schnappt die letzten Brocken.

Den Hecht hat mir der Händler Kraus
Zurück ins Haus getragen.

Man weidet kunstgerecht ihn aus
Und öffnet auch den Magen.

Man konnte einwandfrei dann dort
Den Kaffeesatz erspähen.

Und wenn man wüßte — auf mein Wort —
Das wär ein Wiedersehen! n.w.

Frauen sind manchmal so.

Von Ralph Arb an

In der Werkskamine saßen sie einander gegenüber. Das war
erst zwei oder dreimal der Fall gewesen, in einem solch großen Be-
trieb kennt man sich ost nicht einmal vom Sehen. Sobald aber heute
Äerbert Kraus an einem der vielen Tische das hübsche junge Mäd-
chen erblickte, steuerte er aus den gerade sreiwerdcnden Platz daneben
zu. Während des Essens begann er ein kleines Gespräch, bevor er
jenen üblichen Anlaus nahm: „sind wie wäre es mit Sonnabend?
Wollen wir zusammen ausgehen?"

„Wir wollen nicht," erklang es nach erstauntem Blick. „Ich kenne
Sie doch nicht."

„Dem kann abgeholsen werden. Ich erwarte Sie um fünf bei
der Ahr vor dem Stadtpark."

„Warten Sie ruhig! Aber vergebens. Außerdem gefallen Sie mir
gar nicht."

„Das kann sich ändern, und ich erwarte Sie trotzdem. Nicht
vergessen, um fünf —"

Worauf sie seufzte und aufstand. Der junge Mann sah ihr be-
wundernd nach, wie sie auf ihren Füllenbeinen eilig davongiug.

Bis Sonnabend 16 Ahr war Liselotte Äübner fest entschlossen,
nicht hinzugehen. Am diese Zeit trat sie zum Schrank und suchte sich
ein nettes Kleidchen heraus. Weil schönes Wetter war, weil sie gar
nichts vorhatte, und weil sie sich wirklich langweilte, beschloß sie,
einen Spaziergang zu machen. So ging sie gegen halb fünf nach
dem Stadtpark. Dort fand sie, etwa 100 Schritte vom Eingang mit
der Ahr entfernt, einen gedeckten Platz auf einer Bank. Bon dort
aus würde man sehen, wie er, unruhiger und unruhiger werdend, um
die Ahr herumlief. Ein netter Spaß, bemerkbar würde sie sich keines-
falls machen.

5 Ahr, 5 Ahr 10, 5 Ahr 15. Liselotte schüttelte den Kopf. Viel-
leicht konnte sie ihn von ihrem Platz aus doch nicht sehen. Langsam
pirschte sie sich an die Ahr heran. Weit und breit kein Mann. So
eine massive Frechheit war ihr noch nicht untergekommen. Liselotte
zischte vor Empörung.

Erst am übernächsten Tag traf sie ihn wieder in der Kantine.

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„Nun," meinte Liselotte spitz, „waren Sie um fünf bei der Ahr?"

„Nein," antwortete Äerbert, „Sie machten mir doch nicht die ge-
ringste Loffnung. Waren Sie vielleicht gar —?"

„Püh — ich bin zufällig vorübergegangen —"

„Ach, das tut mir wirklich leid," schlug sich der junge Mann an
die Brust. „Ein Freund kam zu Besuch, und ich dachte nicht —
Aber könnten wir uns am nächsten Sonnabend treffen?"

„Vielleicht, aber nur vielleicht, wenn schönes Wetter ist, und wenn
ich nichts anderes bis dahin vorhabe —"

Am Sonnabend nachmittag machte Äerbert Kraus sich fein und
ging zum Stelldichein. An der Straßenecke stand ein Glücksmann.
Äerbert griff in den Kasten, zog ein Freilos, zog eine Niete, zog
noch ein Freilos und gewann Nm. 50.—. Der hohe Gewinn verur-
sachte einen Menschenauflauf. Äerbert konnte jetzt nicht gut davon,
er kaufte noch zehn Lose. Dann sah er einmal nach der Ahr und
erschrak. Es war halb sechs. Ach was — dachte er — Glück im Spiel,
Anglück in der Liebe. Sie kommt sowieso nickt.

Am diese Zeit ging Liselotte zitternd vor Grimm und mit Tränen
in den Augen nach Lause. So eine Niederträchtigkeit war ihr im
Leben noch nie angetan worden. — Am nächsten Tag traf sie ihn
im Betrieb und stellte ihn haßerfüllt zur Rede.

„Verzeihung," entschuldigte er sich, „da ich Ihnen gar nicht ge-
falle, wagte ich nicht zu hoffen. And jetzt wage ich auch nicht mehr.
Sie für nächsten Sonnabend zu bitten -"

„Nichts, Sonnabend," fauchte sie, „Sie erwarten mich heute
nach Betriebsschluß."

Diesmal trafen sie sich, und sie war schrecklich böse und ruppig.
Erst als er sie küßte, wurde sie weich und lieb.

Komisch — dachte später Äerbert — obwohl ich sie zweimal ver-
setzt hatte — wer kennt die Frauen?

„Wir Frauen sind wirklich komisch," sagte am nächsten Tag Lise-
lotte zu ihrer Freundin. „Er war mir vollkommen egal und hätte
nicht die geringsten Chancen bei mir gehabt. And erst, als er mich
zweimal versetzt hatte, verknallte ich mich restlos in ihn —"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Plutokratensorgen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5041, S. 166

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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