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Von Alfred Richter

Willy Duimchen kam zu seiner Frau in die Küche, die Brille auf
die Stirn geschoben, den Füllfederhalter in der Land, legte den Kopf
schief und lauschte nach dem Treppenhaus. „Körst du was?" fragte
er die eifrig am Lerd Lautierende.

„Allerdings höre ich was!" fuhr sie herum, „da hackt so ein Ekel
Lolz! And zwar am Sonntag vormittag!"

„Lm," meinte, wie immer, so auch jetzt fried-
lich gesinnt, der Gatte, „in der Woche hat halt
freilich keiner die Zeit dazu. Aber eigentlich wollte
ich den Fehler in der Buchung suchen, hinter dem
wir im Büro nun schon seit drei Wochen drein-
fingern, und hatte mir die ganzen Anterlagen mit
heimgeschleppt. Dazu bräuchte man freilich Ruhe."

„So steig' in den Keller und verbitt' es dir!"
flammte Frau Duimchen.

„Das werd' ich auch machen," erwiderte Willy.

Allzu kriegerisch klang es eigentlich nicht, aber
immerhin verschwand er in seinem Zimmer, legte
den Lausrock ab und den Straßenrock an, zog
sich vor dem Spiegel die Krawatte zurecht und
gab sich einen Schwung für den schwierigen Gang,
zur Tür hinaus. Draußen stieß er
auf Lerrn Rötelund, der eine Treppe
höher wohnte. Rötelund kam von
unten. „Dilleback ist ganz schlau,"
sagte er im Vorübersteigen, „der
hackt heut sein Lolz. Gute Idee!

Sonntags hat man Zeit! Nächsten
Sonntag werd ich's ihm nachmachen!"

And entschwand um die Treppen-
vorplatzrundung nach oben. Willy
Duimchen starrte ihm nach, verzich-
tete auf den Abstieg in den Keller
und auf das Kampfgespräch mit
Lerrn Dilleback, das ja sicherlich so-
wieso nicht die Bohne gefruchtet
haben würde, und kehrte in seine
Wohnung zurück.

„Nun?" schaute die Gattin ama-
zonisch kampfbereit aus der Küche.

„Er hackt weiter," sagte Willy
Duimchen und regte sich nicht auf
dabei, „heute hackt Dilleback, nächsten
Sonntag backt Rötelund — er hat
es mir eben versprochen — und das
wird das ganze Laus anstecken, diese
Lockeret einer hinter dem anderen,
und am Ende werde ich selber hacken,

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denn wir haben ja gleichfalls Lolz, und irgendwann muß es klein-
gemacht werden. Nicht?" Die Gemahlin antwortete nicht. Sie war
wütend. In dem Augenblick schrillte das Telephon. Duimchen schritt
hin, führte ein kurzes Gespräch, das ihn gar nicht zu erbauen schien,
und flüsterte der mitlauschenden Frau zu: „Dr. Steinbutt kommt.
Nachher gleich. — Nein, ich kann ihn nicht abwimmeln. — Er
kommt! Basta!" And sagte laut in den Apparat:
„Meine Frau ist entzückt, daß Sie uns heute
schon beehren mit Ihrer lieben Gattin. Nein, so
eine Freude! Also dann auf Wiedersehen um elf!"
und hängte, nach einer für Dr. Steinbutt unsicht-
baren Verbeugung, ab.

„Mahlzeit," sagte Frau Duimchen mit Grabes-
stimme. „Leute geht ja nicht mehr als alles schief.
Erst diese Lolzhackerei im Keller, dann dieser
widerwärtige Steinbutt mit seiner Alten — na,
ich danke für so einen Sonntag. Wahrhaftig!"
And schleppte sich zerknickt in die Küche.

Willy Duimchen war aber nicht umsonst Wirt-
schaftsorganisator. Er rückte zum zweitenmal
in das Bereich der Küche vor, nachdem er auf
dem Vorplatz ein paar Minuten ge-
grübelt hatte. „Du," sagte er, „bis
sie kommen, die alberne Bande, ist
noch genau eine Stunde Zeit. Ich
mutz rasch noch mal fort. Ich habe
einen ganz dringenden Weg."

„Aber, daß du ja pünktlich wieder
da bist, wenn die Quatschgesellschaft
kommt, und mich nicht allein hier
sitzen läßt!" jammerte die Gattin.

„Ich werde zuverlässig sein, wie
immer," versicherte der Gatte, und
wirklich war er dann zehn Minuten
vor 1l, längst, bevor der angekün-
digteBesuch kam,pünktlich von seinem
Geschäftsgang zurück. And dann
schepperte die Korridorklingel, und
Steinbutts waren da. „Wir mußten
Sie doch endlich in Ihrer neuen
Wohnung aufsuchen," erklärte sie,
und erfand sogleich: „Ja, ganz pracht-
voll, ordentlich ermunternd, Laus,
Treppenaufgang, alles tipp-topp."

„Ach, die Wohnung hat auch ihre
Mängel," versicherte aber Frau
Duimchen vorbauend, denn, um Got-
tes willen, im I. Stock wurde eine

Abend im April

Die Erde atmet leis und sacht
und träumt nur lieblich in der Ruh.
Der Frühling hat ihr Glück gebracht
und schloß das Tor der Schmerzen zu.

Wenn auch der Wind noch oft feldein
die rauhe Stimme rasch erhebt, —
es kann doch nicht verborgen sein,
wie alles neu und fröhlich lebt.

Und durch den Abend streift der Klang
der Freude und der schönen Zeit,
die wie ein leiser Lobgesang
dein fferz erfüllt mit Seligkeit.

Franz Cingia.

Beim „Weichmacher»" in der Ballettschule

„Nur nicht weich werden! Sonst werdet ihr niemals weich."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Beim 'Weichmachen' in der Ballettschule"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5045, S. 226
 
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