Fliegende Blätter (196.1942 (Nr. 5031-5056) = 98. Jahrg.)

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Die gefundene Geldbörse

Von Alfrev Richter

Vor dem Pascha Lamuda, Bey von Tunis, erschien ein Maure
mit ergrimmten Gebärden in der öffentlichen Rechtsstunde, die all-
wöchentlich im großen Palaste nach der Stunde des ersten Gebets
abgehalten wurde; es konnte da jedermann auftreten und Rechts-
klagen Vorbringen. Der Pascha entschied sie als erste und letzte
Instanz. Diese Prozesse kosteten kein Geld, und darum ward von
dieser Volkseinrichtung fleißig Gebrauch gemacht.

„Was führt dich her?" fragte der Pascha den Mauren, der sich
in die erste Reihe gedrängt hatte, was dem Pascha arg mißfiel.

„Lerr," Hub der Maure an, „sieh hier diesen Geldbeutel: es ist
der meinige. Ich verlor ihn auf dem Platze vor der großen Moschee,
und jener Schurke — dort am Ende der Reihe steht er und schaut
auch noch ganz frech, der Lundesohn — hob ihn auf und gab ihn mir
zurück. Aber wie!"

„Wie denn?"

Der Maure schleuderte aus rollenden Augäpfeln dem Wider-
sacher erst noch ein paar Zornesblitze hinüber, ehe er sich dem Pascha
wieder zuwandte und ihm auf die getane Frage antwortete: „Du
fragst, wie, o Lerr? O, denke dir mein Unglück: meine Börse ent-
hielt, ehe ich sie verlor, in gutem Golde fünfzig bare Stücke. Ich
brauche diese Summe, mußt du wissen, zum Ankauf zweier Drome-
dare." Er hielt inne. Wieder warf er dem Gegner, der ihm die
Drohblicke verdoppelt zurückgab, funkelnde Blitze aus seinen schwarzen
Augen zu. Dann trat er an den erhabenen Tisch des Pascha und
legte vor ihm die Börse nieder. „Siehe," sprach er bekümmert und
schlug sich verzweifelt die Brust, „nun enthält sie nur noch zwanzig
Goldstücke. Dreißig hat jener Schakal daraus gestohlen und für sich
behalten!"

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Die Lerren dort sprechen wohl vom Lell-Dunkel-Problem Rembrandts."

Das sind Einheimische, für die gibts nur ein Lell-Dunkel-Problem beim Bier/