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Von Josef Robert Larrer
Als Carlo Sagosti gegen sechs Ahr, wie er jeden Tag zu tun
pflegte, durch die Via Luini ging, um Annina von dem Warenhaus,
in dem sie beschäftigt war, abzuholen, erinnerte er sich plötzlich, daß
Anninas Geburtstag war. Er ärgerte sich, daß er nicht früher daran
gedacht hatte. Nun mußte er in Eile ein Heines Geschenk kaufen,
Bonbons oder Blumen. Zu seinem Entsetzen aber stellte er fest, daß
er seine Geldbörse daheim gelassen hatte. Ratlos blieb er stehen;
da fiel sein Blick auf den nahen Park. Die Blumenbeete zogen sich
in langen Reihen hin. Die Sonne, die schon tief stand, legte mattes
Gold über die bunten Farben.
„Ich werde mir einige Blumen aneignen," dachte Carlo, indem
er rasch in den Park lief. An einer geschützten Stelle pflückte er
hastig schöne lila Blumen. Eben wollte er in einem von Gebüsch
umgebenen Weg verschwinden, als eine laute Stimme rief:
„Le, he! StehenbleibenI Sie haben Blumen gestohlen!"
Carlo riß es herum. Ein Polizist eilte auf ihn zu und zog das
gefürchtete Notizbuch und den Bleistift aus der Tasche.
„Was fällt Ihnen ein, Lerr? Wie können Sie in einer öffentlichen
Parkanlage Blumen stehlen? Das kostet Ihnen 25 Lire Strafe!"
Carlo überlegte blitzschnell. Plötzlich fiel ihm eine wunderbare,
herrliche Ausrede ein. Er sagte:
„Verzeihen Sie, bitte! Nennen Sie nicht Stehlen, was ich eben
tat! Ich studiere an der Aniversität Botanik. And da möchte ich
gerne noch einige praktische Aebungen machen, denn morgen habe
ich eine strenge Prüfung!"
Schmunzelnd steckte der Polizist sein Notizbuch ein.
„Sie hätten sich aber die Blumen kaufen sollen! Wenn sich jeder
Student sein Studienmaterial zusammenstehlen dürfte, wohin kämen
wir da? Da dürste zum Beispiel auch ein Student der Frauenheil-
kunde eine nette, junge Frau stehlen, ohne daß —"
Carlo unterbrach ihn lachend:
„Sehr gut haben Sie das gesagt. Lerr Inspektor! Aber Sie
müssen verstehen, daß ich leider ein armer Teufel bin! And außerdem
konnte ich die Blüten in keinem Blumenladen bekommen. Ich weiß
aber, daß mich der strenge Professor gerade über diese Blumen
prüfen wird. Ein Glück nur, daß ich die Blumen hier im Park ge-
funden habe!"
„Ja. And noch ein größeres Glück, daß ich Sie beim Pflücken
ertappt habe und kein anderer Polizist! Denn ich habe ein Lerz für
die Studenten und auch für die geliebten Blumen. . . Daß mir
das aber nicht mehr vorkommt, Lerr Studiosus!"
Carlo lachte erleichtert.
402
Weltfremd „Verzeihung, wie steht das Fußballspiel?" — „Null zu Null/
„Ach ja, das hätte ich ja auch eigentlich gleich von der Tafel ablesen können/
Von Josef Robert Larrer
Als Carlo Sagosti gegen sechs Ahr, wie er jeden Tag zu tun
pflegte, durch die Via Luini ging, um Annina von dem Warenhaus,
in dem sie beschäftigt war, abzuholen, erinnerte er sich plötzlich, daß
Anninas Geburtstag war. Er ärgerte sich, daß er nicht früher daran
gedacht hatte. Nun mußte er in Eile ein Heines Geschenk kaufen,
Bonbons oder Blumen. Zu seinem Entsetzen aber stellte er fest, daß
er seine Geldbörse daheim gelassen hatte. Ratlos blieb er stehen;
da fiel sein Blick auf den nahen Park. Die Blumenbeete zogen sich
in langen Reihen hin. Die Sonne, die schon tief stand, legte mattes
Gold über die bunten Farben.
„Ich werde mir einige Blumen aneignen," dachte Carlo, indem
er rasch in den Park lief. An einer geschützten Stelle pflückte er
hastig schöne lila Blumen. Eben wollte er in einem von Gebüsch
umgebenen Weg verschwinden, als eine laute Stimme rief:
„Le, he! StehenbleibenI Sie haben Blumen gestohlen!"
Carlo riß es herum. Ein Polizist eilte auf ihn zu und zog das
gefürchtete Notizbuch und den Bleistift aus der Tasche.
„Was fällt Ihnen ein, Lerr? Wie können Sie in einer öffentlichen
Parkanlage Blumen stehlen? Das kostet Ihnen 25 Lire Strafe!"
Carlo überlegte blitzschnell. Plötzlich fiel ihm eine wunderbare,
herrliche Ausrede ein. Er sagte:
„Verzeihen Sie, bitte! Nennen Sie nicht Stehlen, was ich eben
tat! Ich studiere an der Aniversität Botanik. And da möchte ich
gerne noch einige praktische Aebungen machen, denn morgen habe
ich eine strenge Prüfung!"
Schmunzelnd steckte der Polizist sein Notizbuch ein.
„Sie hätten sich aber die Blumen kaufen sollen! Wenn sich jeder
Student sein Studienmaterial zusammenstehlen dürfte, wohin kämen
wir da? Da dürste zum Beispiel auch ein Student der Frauenheil-
kunde eine nette, junge Frau stehlen, ohne daß —"
Carlo unterbrach ihn lachend:
„Sehr gut haben Sie das gesagt. Lerr Inspektor! Aber Sie
müssen verstehen, daß ich leider ein armer Teufel bin! And außerdem
konnte ich die Blüten in keinem Blumenladen bekommen. Ich weiß
aber, daß mich der strenge Professor gerade über diese Blumen
prüfen wird. Ein Glück nur, daß ich die Blumen hier im Park ge-
funden habe!"
„Ja. And noch ein größeres Glück, daß ich Sie beim Pflücken
ertappt habe und kein anderer Polizist! Denn ich habe ein Lerz für
die Studenten und auch für die geliebten Blumen. . . Daß mir
das aber nicht mehr vorkommt, Lerr Studiosus!"
Carlo lachte erleichtert.
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Weltfremd „Verzeihung, wie steht das Fußballspiel?" — „Null zu Null/
„Ach ja, das hätte ich ja auch eigentlich gleich von der Tafel ablesen können/
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Weltfremd"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel Serientitel
Fliegende Blätter
Quelle des Titels
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
