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Von dritter Seite erfährt Tante Veronika hinterher und hinten-
herum auch die kuriose Geschichte von der närrischen Kalkulations-
methode des Bildverkäufers, der da dreißig Mark gefordert hatte
für Bild ohne Rahmen, für Rahmen ohne Bild und ebenso für
Bild mit Rahmen, einerlei: bloß, die dreißig Mark wollte er haben,
und der ohne Gewissensbisse Rahmen oder auch Bild zu verbrennen
bereit war, wenn sie ihm übrig geblieben wären.

Tante Veronika hört dieser Erzählung mit schräggeneigtem Kopf
zu und meint dann: „Da war er noch sehr bescheiden, das Manderl
mit seinem Bild."

„Sie meinen, mit seiner Forderung von nur dreißig Mark?"

„Ah wo!" ruft die Selbstherrscherin, „das mein ich ganz anders,"
sie neigt sich zum Ohr der begierigen Plauscherin und raunt, wobei
ihre Aeuglein vor innerer Wonne funkeln: „Sagen Sie's niemand
weiter, vor allem darf der herzensgute Theo kein Sterbenswörtchen
davon erfahren: aber ich? Ich habe den Rahmen mitsamt dem
Bild verbrannt, weil es gar so ein Schmarren gewesen ist!"

DAMALS

Damals, da der Sommer hoch im Blauen stand,
kaum vom Herbst ein Hauch die Halme noch umspülte,
war es, weißt du’s? daß ich deine bange Hand
eine Weile wärmer in der meinen fühlte:

Antwort gabst du schweigend, wie dein Herz sie fand
auf die Frage, die ich in mein Halten drängte,

durch den leichten Gegendruck, den ich empfand,
als, was mein auf immer war, sich ganz mir schenkte.

Richard von Schauka).

Dann allerdings ...... V»„ «aiph tut»«»

Franz und Leinz machten an einem Sonntag vormittag eine
kleine Wanderung. Sobald sie die freie Natur gewonnen hatten,
verließen sie auch den Weg mit den ihn umsäumenden Warnungs-
tafeln und gingen durch Feld und Wald. So kamen sie zu einer hohen
Umfriedung, hinter der im Sonnenschein eine saftige Wiese hervor-
lächelte. Nichts daher selbstverständlicher, als daß die beiden über
die Lecke kletterten, um sich später ins weiche Gras zu legen und
sonnen zu lassen. Wo ich nicht bin, dort ist das Glück. Getreu
diesem Motto marschierten die jungen Männer quer über die Wiese,
weil ihnen die andere Seite drüben noch schöner vorkam. In der
Mitte des Grundstückes stand einsam ein spärliches Bäumchen, und
nahe dabei verriet frischer Erdaufwurf, daß man dort vor kurzem
aus irgendeinem Grund ein Loch gegraben hatte. Franz und Leinz
hielten unwillkürlich auf diese Richtungspunkte zu, und es war gut.
Denn sie waren noch gar nicht lange gegangen, als der Boden zu
zittern begann und ein merkwürdiges Dröhnen vernehmbar wurde.
Sich rasch nach der Ursache umblickend, sahen sie etwas ganz Schreck-
liches. In großer Fahrt schoß ein mächtiger Stier auf sie los, daß
hinter ihm die Erde nur so herumspritzte. Obwohl die beiden weder
ein rotes Tuch noch einen Regenschirm von dieser Farbe bei sich
hatten, mußte ihr Anblick den Stier dennoch furchtbar in Wut ver-
setzt haben. Vielleicht hatte er auch schlecht gefrühstückt oder sich mit
einer Kuh geärgert. Sei dem wie es wolle, jedenfalls kam Leben
in die jungen Leute. Mit hohen Touren fegten sie über die Wiese.
Franz, der zwei Schritte Vorsprung hatte, schwang sich auf das
Bäumchen, während Leinz gerade noch rechtzeitig in die bereitge-
stellte Grube fuhr. Denn kaum befand er sich im Loch, als der Stier
wild schnaubend drüber hinweg raste. Gleich nachher tauchte bleichen
Angesichts Leinz aus seiner Versenkung auf und schüttelte die Erde
von sich ab. Der Stier, der scharf abgebremst hatte, machte kehrt,
blickte den jungen Mann aus blutunterlaufenen Augen an, schüttelte
vor Grimm das Laupt, senkte es, stieß Dampf aus seinen Nüstern
und fuhr einen neuen Angriff. Leinz rein in die Grube, der Stier
drüber über die Grube, Leinz wieder raus aus der Grube. Franz,

Vor

. . . und hinter den Kulissen der Sowjetagitation

„Ich glaub', Zeit wirds, daß ich mich vor de Nazis in
Sicherheit bring . . .1!"

der wie ein Affe im Geäst des schwachen Baumes schaukelte, wie-
herte. Der Stier bremste, drehte sich um, sprang vor Wut mit allen
Vieren zugleich hoch, schnaubte und setzte nochmals zum Sturm an.
Leinz rein in die Grube, der Stier drüber, Leinz raus. Der Stier
schlug einen Laken, stieß ein Zorngebrüll aus, setzte sich von neuem
in Schwung. Leinz rein, Stier drüber, Leinz raus. Der Stier
bremste, wendete —

„Idiot," schrie Franz auf seinem Baum. „Bleib doch endlich
einmal drinnen in deinem Loch, sonst geht das Vieh zeitlebens nicht
mehr weg —"

„Bleib du drinnen —" rief Leinz, während er in sein Loch sprang.
Der Stier sauste oben hinweg, gleich darauf tauchte Leinz wieder
auf, indem er aus der Grube schnellte. „Bleib du drinnen," vollen-
dete er nun keuchend, „wenn da unten im Loch eine Kreuzotter fitzt!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vor... und hinter den Kulissen der Sowjetagitation"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Rolf Peter
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5057, S. 5
 
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