o
Inge braucht ein Abendkleid
Von Fritz Lock«
Der Schriftsteller Lerbert Benkheim sah interessiert seine Mor-
genpost durch. Nichts Aeberwältigendes! Da etliche Annahmen von
Manuskripten, die Anfrage eines Verlages betreffend Aufnahme
zweier seiner Gedichte in eine Anthologie, drei Angebote wegen Aeber-
setzungen, weiters eine Kritik eines Amateurdetektivs über seine letzte
Kriminalhumoreske, verschiedene Belegstücke von Zeitungen und Zeit-
schriften, und natürlich auch einige Ablehnungen. Da fiel sein Blick
auf ein blaues GeschäftSkuvert, er riß es rasch auf, und heraus fiel
eine Rechnung.
»Inge!" rief er da nach seiner jung angelrauten Gattin.
„Za, Lerbert! Bist du mit deiner Morgenpost zufrieden?"
„Mächtig!" kam es etwas
ironisch von seinen Lippen.
„Unangenehme Sachen da-
runter?" fragte fie etwas zag-
haft.
„Wie man's nimmt I — da
lies!" und er überreichte seiner
Gattin die Rechnung.
„Aber Lerbert, ich brauchte
doch einen neuen Lut, mein alter
war doch schon ganz unmodern I"
„Unmodern! Unmodern! Aber
lies nur: f—ü—ü—ü—n—f—
z—i—g Mark für einen einzigen
Lut! Und wie viele solcher Rech-
nungen mußte ich schon in un-
serer jungen Ehe bezahlen!
Das geht doch nicht so weiter!
Willst du denn meinen Wirt-
schaftlichen Ruin?"
„Lerbert, übertreibe doch
nicht," und fie versuchte einen
Angriff auf seine männliche
Eitelkeit, „die Frau eines s—o
—o—o bekannten Schriftstellers
wird sich doch noch einen neuen
Lut leisten können!"
„Bekannt hin, bekannt her,"
wehrte er den Angriff ab, „aber
es übersteigt dennoch meine
Verhältniffe! Die Leute müssen
rein glauben, ich hätte einen
Laupttreffer gemacht, wie du
dich kleidest!"
„Weil du gerade von Klei-
dern sprichst, Lerbert," und
18
Inge schwang sich elegant mit einem schelmischen, bezaubernden
Lächeln aus den geheiligten Schreibtisch ihres stirnrunzelnden. Böses
ahnenden Gatten —, fie ging zu einem Generalangriff vor, „ich
brauche schon lange ein neues Abendkleid!"
Die Augen Lerberts nahmen die Dimenfionen zweier Wagen-
räder mittlerer Größe an, aber gleich darauf ging er zum Gegen-
angriff über.
„La, ein neues Abendkleid auch noch, und wo nimmst du denn
die Punkte her, deine können doch dazu nicht mehr reichen!"
„Die Punkte?" entgegnete fie, „ja, Lerbert, lebst du denn auf dem
Mond? Ja, weißt du denn nicht, daß ich für meine bisher nur um-
gearbeiteten Kleider gar keine
Punkte gebraucht habe?"
„So!" hauchte nur der ah-
nungslose Gatte, über den Fehl-
schlag seiner ehelichen Kriegs-
strategie ganz verdattert.
Aber Inge wertete diese
Kampfpause sofort diplomatisch
aus.
„Schau, Lerbert," und dabei
wippte fie mit ihren schönen
Beinen, daß die schlanken Fes-
seln besonders zur Geltung
kamen, „du mußt doch eine
gutgekleidete Frau haben, das
hebt doch sozusagen deinen Kre-
dit! Ans begegnen doch wieder-
holt dir bekannte Schriftleiter,
Verleger —, wenn diese dann
deine elegant angezogene Gattin
sehen, werden fie fich gleich
sagen: Muß der Mann Ein-
nahmen haben!" — Lerbert
wollte etwas einwenden, wie
„Lochstapler", aber fie ließ ihn
nicht zu Worte kommen. — „And
dann, weißt du doch, in vier-
zehn Tagen ist die Erstauffüh-
rung der Oper deines Schul-
freundes Lellmuth Lindstedt
,Die Braut von Naxos', da
hat er uns doch schon zwei
Logenfitze geschickt!"
„Ich weiß, ich weiß," mur-
melte Lerbert nur mehr, jeden
weiterenWiderstand aufgebend.
Inge braucht ein Abendkleid
Von Fritz Lock«
Der Schriftsteller Lerbert Benkheim sah interessiert seine Mor-
genpost durch. Nichts Aeberwältigendes! Da etliche Annahmen von
Manuskripten, die Anfrage eines Verlages betreffend Aufnahme
zweier seiner Gedichte in eine Anthologie, drei Angebote wegen Aeber-
setzungen, weiters eine Kritik eines Amateurdetektivs über seine letzte
Kriminalhumoreske, verschiedene Belegstücke von Zeitungen und Zeit-
schriften, und natürlich auch einige Ablehnungen. Da fiel sein Blick
auf ein blaues GeschäftSkuvert, er riß es rasch auf, und heraus fiel
eine Rechnung.
»Inge!" rief er da nach seiner jung angelrauten Gattin.
„Za, Lerbert! Bist du mit deiner Morgenpost zufrieden?"
„Mächtig!" kam es etwas
ironisch von seinen Lippen.
„Unangenehme Sachen da-
runter?" fragte fie etwas zag-
haft.
„Wie man's nimmt I — da
lies!" und er überreichte seiner
Gattin die Rechnung.
„Aber Lerbert, ich brauchte
doch einen neuen Lut, mein alter
war doch schon ganz unmodern I"
„Unmodern! Unmodern! Aber
lies nur: f—ü—ü—ü—n—f—
z—i—g Mark für einen einzigen
Lut! Und wie viele solcher Rech-
nungen mußte ich schon in un-
serer jungen Ehe bezahlen!
Das geht doch nicht so weiter!
Willst du denn meinen Wirt-
schaftlichen Ruin?"
„Lerbert, übertreibe doch
nicht," und fie versuchte einen
Angriff auf seine männliche
Eitelkeit, „die Frau eines s—o
—o—o bekannten Schriftstellers
wird sich doch noch einen neuen
Lut leisten können!"
„Bekannt hin, bekannt her,"
wehrte er den Angriff ab, „aber
es übersteigt dennoch meine
Verhältniffe! Die Leute müssen
rein glauben, ich hätte einen
Laupttreffer gemacht, wie du
dich kleidest!"
„Weil du gerade von Klei-
dern sprichst, Lerbert," und
18
Inge schwang sich elegant mit einem schelmischen, bezaubernden
Lächeln aus den geheiligten Schreibtisch ihres stirnrunzelnden. Böses
ahnenden Gatten —, fie ging zu einem Generalangriff vor, „ich
brauche schon lange ein neues Abendkleid!"
Die Augen Lerberts nahmen die Dimenfionen zweier Wagen-
räder mittlerer Größe an, aber gleich darauf ging er zum Gegen-
angriff über.
„La, ein neues Abendkleid auch noch, und wo nimmst du denn
die Punkte her, deine können doch dazu nicht mehr reichen!"
„Die Punkte?" entgegnete fie, „ja, Lerbert, lebst du denn auf dem
Mond? Ja, weißt du denn nicht, daß ich für meine bisher nur um-
gearbeiteten Kleider gar keine
Punkte gebraucht habe?"
„So!" hauchte nur der ah-
nungslose Gatte, über den Fehl-
schlag seiner ehelichen Kriegs-
strategie ganz verdattert.
Aber Inge wertete diese
Kampfpause sofort diplomatisch
aus.
„Schau, Lerbert," und dabei
wippte fie mit ihren schönen
Beinen, daß die schlanken Fes-
seln besonders zur Geltung
kamen, „du mußt doch eine
gutgekleidete Frau haben, das
hebt doch sozusagen deinen Kre-
dit! Ans begegnen doch wieder-
holt dir bekannte Schriftleiter,
Verleger —, wenn diese dann
deine elegant angezogene Gattin
sehen, werden fie fich gleich
sagen: Muß der Mann Ein-
nahmen haben!" — Lerbert
wollte etwas einwenden, wie
„Lochstapler", aber fie ließ ihn
nicht zu Worte kommen. — „And
dann, weißt du doch, in vier-
zehn Tagen ist die Erstauffüh-
rung der Oper deines Schul-
freundes Lellmuth Lindstedt
,Die Braut von Naxos', da
hat er uns doch schon zwei
Logenfitze geschickt!"
„Ich weiß, ich weiß," mur-
melte Lerbert nur mehr, jeden
weiterenWiderstand aufgebend.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Haben Sie besondere Kennzeichen?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)